Meine Hände begannen zu zittern vor Nervosität und Angst. Ich würde alles in Kauf nehmen, nur um nicht zurück ins Heim zu müssen. Es wäre so schön, wenn ich meine Sachen holen könnte und direkt zu den Styles dürfte. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, dass Harry mich besorgt musterte und das Zittern meiner Hände mitbekam. Plötzlich legte sich seine linke Hand auf meine kleinen Hände. Etwas erschrocken schaute ich zu ihm auf. "Mache dir nicht so viele Sorgen.", flüsterte er so leise, dass Anne und Robin ihn nicht hören konnten. Ich nickte unsicher. Seine Hand war warm und gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Er schaffte es sogar, dass ich ihm wirklich ein bisschen glaubte und mich etwas beruhigte. Doch ich bekam erneut wieder diese komische Gänsehaut, die ich auch zuvor bekam, als er mich berührt hatte. Was hat das zu bedeuten? Er löste seine Hand von den meinen, weil das Auto stoppte. Wir waren da. Ängstlich schaute ich zu dem großen Gebäude. Über der Tür stand in bunten Buchstaben "Kinderheim". Die Schrift war ausgeblichen und zwei Buchstaben hingen schief. Sarkastisch gesagt, es hatte wirklich Charme. Ich bemerkte erst jetzt, dass Robin und Anne schon ausgestiegen waren und Harry mir die Tür geöffnet hatte. Schnell stieg ich aus. Anne und Robin liefen vor zur großen Eingangstür. Harry lief hinter ihnen und ich versteckte mich hinter ihm. Ich wusste genau, was passieren würde, wenn ich dort bleiben müsste. Meine Hände begannen wieder zu zittern. Vor der Tür blieben alle stehen und über ließen mir den Vortritt. Ängstlich klingelte ich an und begann nervös meine Hände zu kneten. Man hörte hallende Schritte, die sich der Tür näherten. Langsam öffnete sich die Tür und Miss Clinton schaute heraus. Als sie mich sah, wurde ihr Blick zornig. "Da bist du ja endlich du unnützes Ding und was hast du da bitte an?", fragte sie geschockt. Plötzlich änderte sich ihre Miene, da sie meine Begleitung hinter mir wahrnahm. Auf ihren Lippen lag nun ein falsches Lächeln, dass sie immer aufsetzte, wenn Gäste im Heim waren. "Haben Sie sie gefunden? Es tut mir wirklich leid für die Unannehmlichkeiten. Sie ist sehr unbeholfen. Wir werden mehr nach ihr sehen.", sagte sie freundlich und zog mich ins Heim. "Entschuldigung, aber wir würden uns gerne über eine Adoption informieren.", erklärte Robin sein Kommen. Verwirrt schaute Miss Clinton zwischen mir und Robin hin und her. "Natürlich kommen Sie doch herein.", lächelte sie und öffnete die Tür weiter. "Clara? Würdest du die drei bitte in mein Büro bringen?", bat sie Miss Drew. Diese nickte nur und lief voraus. Anne und Robin folgten ihr. Ängstlich schaute ich ihnen hinter her. Harry drehte sich zu mir um und zog seine Augenbrauen zusammen, als er mein Gesicht sah. Als sie aus der Sichtweite waren, funkelte mich Miss Clinton an. "Ich weiß nicht, was du getan hast oder wie du die Menschen dazu gebracht hast hier her zu kommen, aber glaube mal ja nicht, dass sie dich adoptieren würden. Wer will dich schon? Geh auf dein Zimmer. Du weißt, welche Strafe auf dich wartet für das Abhauen!", schimpfte sie zornig. Ich nickte ängstlich und rannte zu meinem Zimmer. Was soll ich bloß tun?
...
Mir gefiel es nicht sie allein zu lassen. Sie schaute so ängstlich. Was ist, wenn sie jetzt Ärger bekommt? Ich lief still hinter Mum und Robin hinter her in das Büro. Die Frau, die uns her geführt hatte, holte noch einen weiteren Stuhl für mich in das Büro. "Danke.", murmelte ich. Hier sah es überhaupt nicht fröhlich aus. Die Wände waren ein grau in grau und alles schien so leblos. "Miss Clinton wird gleich bei Ihnen sein.", sagte die Frau und verschwand. Ich drehte mich zu Mum. "Ich habe kein gutes Gefühl dabei sie allein zu lassen.", sagte ich ernst. Doch Mum lächelte mich nur an. "Was soll schon passieren, Harry? Du machst dir zu viele Sorgen.", versuchte sie mich zu beruhigen, doch das schaffte sie nicht. Plötzlich ging die Tür auf und die unfreundliche Dame kam herein. "Hallo noch einmal, entschuldigen Sie bitte meine Verspätung. Ich bin Miss Clinton.", stellte sie sich vor und reichte uns ihre Hand. "Ich bin Robin McCarthy und das ist meine Frau Anne und mein Stiefsohn Harry.", stellte er uns nacheinander vor. Miss Clinton nickte und setzte sich auf ihren Stuhl. "Was möchten Sie wissen?", fragte sie schnell. "Wie eine Adoption abläuft? Welche Kriterien erfüllt werden müssen und wie schnell so etwas abläuft?", fragte Mum neugierig. Miss Clinton schob ihre Brille höher und atmete tief ein. "Grundsätzlich wird zuerst die Familie überprüft, die gerne ein Kind adoptieren möchten. Dabei hängen die Kriterien vom Alter des Kindes ab, was sich selbst erklärt, da jede Altersklasse andere Voraussetzungen braucht.", begann sie zu erklären. Mum und Robin nickten ihr zu. "Welche Kriterien müssten erfüllt werden, wenn wir eine Jugendliche adoptieren wollen?", fragte Robin weiter. "Zum einen wird bei jeder Adoption erst einmal ihre finanzielle Situation überprüft und ein Hausbesuch wird gemacht. Bei Jugendlichen muss ebenfalls geleistet werden, dass diese auch Möglichkeiten für ihre Freiräume bekommen, dass sie ein Hobby ausüben können und natürlich, dass sie in naher Zukunft eine schulische Bildung erhalten.", erklärte sie ruhig. Mum nickte lächelnd. Sie wusste, dass wir das erfüllen können. "Wie lange dauert so eine Überprüfung?", fragte ich wissbegierig, denn dies war mir am Wichtigsten. "Das kommt meist auf die finanzielle Überprüfung an, die benötigt am längsten. Im Durchschnitt dauert das Verfahren zwei Wochen.", erklärte sie weiter. Doch ihre Antwort war nicht befriedigend. Es muss doch eine Lösung geben, um dies zu verkürzen. Zwei Wochen wären einfach zu lang. "Kann man das Verfahren verkürzen?", fragte ich schnell. Verwirrt schaute sie mich an. "Wir benötigen ein Gutachten ihrer Bank. Dabei hängt es von Ihnen und der Bank ab, wie schnell es bei uns eingereicht wird.", erklärte sie und schaute mich dabei funkelnd an. Was sollte dieser Blick bedeuten? "Dann werden wir uns darum kümmern.", sagte Robin lächelnd. "Ich müsste erst mal wissen, welches Kind sie gerne adoptieren möchten.", sagte Miss Clinton fragend, als würde sie es nicht wissen. "Das Mädchen, welches wir her gebracht haben.", meinte Mum lächelnd. "Haben Sie sich das wirklich gut überlegt? Wir haben so viele wundervolle Kinder hier, die viel zuverlässiger und schöner sind." Versuchte sie gerade wirklich uns davon zu überzeugen uns umzuentscheiden? "Wir haben uns das gut überlegt. Wir wollen ihr eine Zukunft bieten und vor allem wollen wir ihr die Möglichkeit geben sich verständigen zu lernen.", erklärte Mum unseren Entschluss. Miss Clinton verdrehte leicht ihre Augen. "Wollen Sie die anderen Kinder nicht wenigstens auch einmal sehen?", fragte sie und setzte wieder dieses komische Lächeln auf. "Nein.", meinte ich ernst, da ich ihr Verhalten respektlos fand. Sie ignorierte mich und schaute stattdessen meine Eltern an. Doch die verneinten ebenfalls. "Dann werde ich den Antrag vorbereiten und sie melden sich bei mir, wenn sie das Gutachten haben.", meinte sie und drehte sich zu den Akten um, die im Schrank kreuz und quer verteilt waren. "Könnten wir vielleicht schon ein Termin für den Hausbesuch machen?", fragte Mum nach. "Natürlich.", meinte Miss Clinton und drehte sich wieder um. Schon wieder lag dieses falsche Lächeln auf ihren Lippen. "Wann hätten Sie Zeit?", fragte sie meine Eltern. "Bei uns würde jederzeit gehen. Es wäre nur sehr lieb, wenn es zeitnahe wäre.", antwortete Robin ihr. "Wie wäre es mit morgen oder ist das zu kurzfristig?", fragte sie und ihr Lächeln wurde breiter. "Das würde passen.", sagte Mum lächelnd. "Dann werde ich gegen fünfzehn Uhr bei Ihnen eintreffen. Sie müssen mir noch eben ihre Daten geben.", meinte sie und drehte sich erneut zum Aktenschrank um. Sie öffnete eine Schublade und holte ein Formular heraus. "Hier können Sie ihre Daten eintragen.", erklärte sie und zeigte auf den oberen Teil des Formblatts. Meine Eltern nickten und Robin begann das Blatt auszufüllen. "Wäre es möglich sie noch kurz zu sehen?", fragte ich hoffnungsvoll. Ich wollte mich vergewissern, dass es ihr gut ging. Etwas überrumpelt schaute sie mich an. Mum und Robin schauten sie nun auch fragend an. Sie schluckte. "Natürlich, Clara kann Sie hinbringen?", meinte sie und versuchte freundlich zu klingen, was ihr nicht gelang. Ich stand auf und lief zur Tür. Hinter ihr befand sich Clara, die uns her geführt hatte, so als hätte sie dem Gespräch gelauscht. Etwas erschrocken schaute sie mich an. Ich würde sagen, auf frischer Tat ertappt. "Könnten Sie mich zu ihr bringen?", fragte ich sie, obwohl sie wahrscheinlich schon wusste, dass sie mich zu ihr bringen sollte. Sie nickte und lief voraus. Nachdenklich folgte ich ihr.
...
Als ich in meinem Zimmer ankam, zog ich mir schnell die guten Sachen aus und versteckte diese in meinem kleinen Schrank. Maggie, die ebenfalls hier im Zimmer schläft, war mal wieder nicht da. Ich war ihr zu langweilig und dumm, deshalb war sie immer bei anderen im Zimmer außer zur Schlafenszeit. Ich kramte mir mein Schlafshirt aus dem Schrank, zog es über und legte mich schnell in mein Bett in der Hoffnung, dass er mich in Ruhe lassen würde, wenn er merkt, dass ich schlafe. Doch ich wusste, selbst wenn er mich jetzt verschont, würde ich die Strafe bekommen nur später. Ich schloss meine Augen und versuchte still zu liegen. Es dauerte nicht lange, da krachte die Tür auf. Schwere Schritte kamen auf mein Bett zu. "Du brauchst gar nicht so tun, als würdest du schlafen.", sagte Miss Clintons Sohn Josef mit seiner fiesen Stimme. Im nächsten Moment wurde ich aus meinem Bett gezogen und auf den Boden geschmissen. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich begann vor Angst zu zittern. Ich hörte, wie er die Tür schloss. Ich rollte mich ängstlich zusammen. Immer mehr heiße Tränen liefen über meine Wangen und tropften auf den Boden. "Na na, du musst doch nicht weinen, kleine May. Du bist selber Schuld.", flüsterte er und strich mit seinem Finger über meine Wange. Ich zuckte zurück und hielt meine Hände schützend vor mein Gesicht. "Du bist so dumm. Glaubst du wirklich, dass dein Abhauen irgendwann Erfolg hat? Du bist so erbärmlich. Du könntest es so gut haben, aber du machst es dir so schwer. Das ist dumm.", machte er mich herunter. Ich zitterte mittlerweile wie Espenlaub. Ich wusste, was als nächstes folgen würde. "Aufstehen!", brüllte er mich an. Ich konnte mich nicht bewegen. Harsch riss er mich auf meine Beine. "Du kannst auch nichts.", murmelte er und schaute mich an. "Ausziehen!", sagte er ernst. Noch immer konnte ich mich nicht bewegen. Meine Wangen waren schon ganz nass von den vielen Tränen. Mit einem Mal wurde mein Gesicht nach rechts geschleudert und meine linke Wange begann zu pochen. "Ausziehen, habe ich gesagt!", brüllte er erneut. Beschämt zog ich mein langes Shirt aus und stand nur noch zitternd in Unterwäsche vor ihm. "Umdrehen.", befahl er als nächstes. Ich tat, was er sagte, um nicht einen weiteren Schlag zu kassieren. Ich hörte seine Gürtelschnalle klimpern und dann das Geräusch, was erklingt, wenn man seinen Gürtel aus der Hose löst. Plötzlich stand er direkt hinter mir. Ich spürte seinen Atem an meinem Nacken. Mein Körper zitterte so stark, dass ich mich kaum auf den Beinen hallten konnte. Seine Hand strich mit einem Mal über meine Narben am Rücken. Ich fühlte mich ekelig. Ich hasste seine Berührungen. "Du kleines Dummerchen, du hättest so schön sein können und doch tust du immer wieder verbotene Dinge, so dass ich dich bestrafen muss und all deine Schönheit verschwindet", flüsterte er an meinen Nacken. Mir wurde schlecht. Er ekelte mich einfach nur an. Ich zuckte erneut weg, als seine Hand über eine frischere Narbe fuhr. "Du brauchst doch keine Angst vor mir haben. Du hast dich in diese Situation gebracht.", murmelte er in meinen Nacken. "Sag mir, kleine May, wie viele Schläge bekommt man fürs Abhauen.", flüsterte er mir ins Ohr. Ich hob meine Hände, sodass alle meine Finger in die Luft zeigten. "Sogar zu dumm um zu sprechen.", lachte er und löste sich von mir. "Aber du hast recht, Kleine. Zehn Schläge, wie immer.", sagte er und positionierte sich hinter mir bereit zum Schlagen. Ich schloss meine Augen und neue Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich wollte schreien, doch mich würde keiner hören, denn nicht ein Laut würde meine Lippen verlassen. Der Gürtel klatschte gegen meinen Rücken. Der bekannte Schmerz fuhr durch meinen Körper und lähmte mich kurz. Ich spürte, wie der nächste Schlag meinen Rücken traf und meine Haut aufriss. Ich wusste, dass ich wieder blutete. Es tat so unheimlich weh. Ich will nicht mehr. Kann mich bitte irgendwer endlich erlösen? Der zehnte Schlag traf meinen Rücken und ich wusste, jetzt konnte ich endlich fallen. Meine Knie gaben nach und ich ließ mich zu Boden sinken. Mein Rücken schmerzte und brannte wie Feuer. Meine Tränen wollten nicht aufhören über meine Wangen zu laufen. "Du hast es geschafft, Kleine. Ich hoffe, du hast endlich etwas gelernt.", sagte Josef lachend und ließ mich blutend und weinend in meinem Zimmer zurück. Vorsichtig krabbelte ich langsam zu meinem Schrank. Jede Bewegung schmerzte fürchterlich. Ich halte das nicht mehr aus. Schnell holte ich meinen Verbandskasten aus meinem Schrank und schaffte es irgendwie meinen Rücken zu verbinden. Ich kroch zurück zum Bett und hob mein Schlafshirt auf. Mir fehlte jegliche Kraft hinauf ins Bett zu kommen. Endlich hatte ich es mühselig geschafft mein Shirt über zu ziehen, so dass ich nur noch irgendwie in mein Bett musste. Ich zog mich langsam an der Stange hoch und ließ mich hinein fallen. Meine Matratze war zwar nicht viel weicher als der Boden, aber ich hatte wenigstens ein Kissen und eine Bettdecke. Ich deckte mich zu und weinte still in mein Kissen.
DU LIEST GERADE
Sometimes you don't need words...
FanfictionSometimes you don't need words... Ich bin stumm seit meiner Geburt. Meine Eltern sind vor zwei Jahren verstorben. Alle sehen mich komisch an. Keiner akzeptiert mich. Im Heim beleidigen sie mich. Alles spricht für ein sehr trauriges Leben und so war...