Hermine's Sicht
»James White, wir möchten nun von Ihnen wissen, was genau in Hogsmeade passiert ist.« Zwei Stunden. Zwei Stunden saß ich schon im Zaubereiministerium, während White befragt wurde. Verschwendete Zwei Stunden meiner Ferien. Natürlich wusste er nicht, dass ich da war. Ich trug eine Sonnenbrille, und senkte meinen Blick nach unten. Ich hoffte so sehr, dass sie ihn nach Azkaban bringen. White begann zu erzählen, natürlich so, als wäre nichts schlimmes passiert.
»Ja, ich habe Hermine Jean Granger angefasst, aber weiter ist nichts passiert. Sie hat mich getreten, woraufhin ich sie hab gehen lassen.« Mein Fuß geht gleich in dein Gesicht, du Hackfresse, dachte ich mir und ballte die Hände zu Fäusten. Langsam kam ich wieder zur Ruhe und beobachtete den Richter. Noch nie in meinem Leben war ich so aufgeregt. Ich machte mir die ganze Zeit über Gedanken, was passieren würde, wenn White nicht nach Azkaban käme. Doch meine Gedanken wurden von der Stimme des Richters unterbrochen. »Laut Zeugenaussage und Aussage des Verurteilten, wird James White auf zwei Jahre Bewährung verurteilt.« Der Knall des Richterhammers hallte in dem Saal wider und das Tuscheln der Menschen war kaum zu überhören. Ich war wie gelähmt. Ich war nicht einmal traurig oder wütend. Ich hatte es noch nicht einmal realisiert. Bewährung? Für James White? Und welche Zeugenaussage? Außer White und mir war doch niemand dort. Langsam stand ich von der Bank auf und ging hinaus. Meine Knie zitterten, als ich das Zaubereiministerium nun endgültig verlassen hatte. Jedoch wartete da nicht, wie eigentlich erwartet, Draco, sondern Blaise Zabini. »Draco hat mir gesagt, ich soll dich abholen. Er muss 'nen Haufen Schulzeug erledigen, weil er oft gefehlt hat.« Durch den Schock mit White verwirrte mich gar nichts mehr. Wäre auf der Straße ein pinker Hippogreif mit einem Horn und einer Schweinsnase herum gelaufen, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht erst bemerkt. »Jemand zu Hause?«, fragte mich Blaise und fuchtelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum. Ich nickte. »Also nochmal. Tut mir leid, was passiert ist. Deine Freundin Luna Lovegood hat mir davon erzählt. Wie ist es gelaufen?« Ich starrte ihn nur an. Ich hatte es immer noch nicht realisiert. »So schlimm?«, fragte er und betrachtete mich mitleidig. Dass ich das einmal von Blaise Zabini erleben durfte. »Er ist auf Bewährung. Zwei Jahre.«, antwortete ich mit zitternder Stimme. Blaise zog scharf die Luft ein. »Fuck.« Ich nickte nur. »Falls ich irgendetwas für dich tun kann, sag es einf-«, sagte er, doch ich unterbrach ihn. »Bring mich einfach zurück zu Draco. Wo ist er gerade?«
»Im Malfoy Manor, bei seiner Mutter. Ich würde aber lieber nicht apparieren. Wenn du das in deinem Zustand tust, ist die Gefahr zu hoch, dass du zersplinterst.« Ist mir egal. Da White auf Bewährung ist, wird er sowieso wieder versuchen mich zu vergewaltigen. Die haben ihn auch vor seinem Geirchtstermin sehr spät gefasst. Ich schüttelte meinen Kopf und sah Blaise in die Augen. »Okay. Und wie kommen wir zum Malfoy Manor?« Langsam traten mir vor Wut und Trauer Tränen in die Augen. »Wir fahren. Ich hab 'n Auto.«, sagte er und grinste breit. »Du hast deinen Führerschein gemacht?«, fragte ich ungläubig und folgte ihm zu seinem Auto. »Ja, ich kann schließlich nicht ständig vor tausenden Muggeln apparieren, oder so.« Er öffnete mir die Beifahrertür seines Wagens und ich setzte mich. Seltsam. Zuvor kannte ich Blaise nur als Draco's unselbstständigen Kumpel. Anscheinend hatte er sich auch verändert. Er stieg ebenfalls in das Auto und startete den Motor. »Seit wann hängst du denn bei Luna 'rum, geschweige denn sprichst mit ihr?«, fragte ich neugierig. »Ach, nur so. Naja, du und Draco hängt ja oft zusammen ab... Vor allem abends. Und nachts.«, sagte er, und räusperte sich, da ihm das ganze anscheinend genau so unangenehm war, wie mir. »Und sonst hängen Draco und ich abends immer ab. Ich finde es nicht schlimm, aber ich hatte halt jemanden gebraucht. Also bin ich zu Luna gegangen, da sie ja deine beste Freundin ist.« Ich nickte. Wissend, dass die beiden sich sehr gut verstanden, denn als Blaise damit begann von Luna zu erzählen, wurde er leicht rot und lächelte. Irgendwie süß. Ich würde mich für die beiden freuen. Und ich gönnte ihnen wirklich eine Beziehung. Eine richtige Beziehung. Natürlich mochte ich die Beziehung von Draco und mir, aber ich war nie komplett zufrieden damit. »Wir sind da.« Durch meine vielen Gedanken hatte ich komplett die Zeit vergessen. Blaise parkte vor dem Malfoy Manor und stieg aus. Er machte mir erneut die Tür auf und ich stieg ebenfalls aus dem Auto. »Hermine!«, rief Draco und ging zügig zu mir. »Wie ist es gelaufen?« Nun hatte ich es realisiert. Die ganze Fahrt über hatte ich es verdrängt, doch als Draco mich daran erinnerte, dachte ich wieder an die Worte des Richters. Bewährung... Wieso er? Wieso James White? Diese ganze Situation war irgendwie nicht richtig. Ich versuchte stark zu bleiben, brach aber im nächsten Moment in Tränen aus. »Fuck.«, murmelte Draco und nahm mich in den Arm. »Erzähle es mir drinnen. Willst du was trinken?« Ich schüttelte den Kopf und folgte Blaise und Draco, welche mitleidige Blicke austauschten, ins Malfoy Manor. Dort drinnen war es zwar nicht gerade gemütlich, aber wesentlich angenehmer, als ich gedacht hatte. »Mom? Hermine ist da!«, rief Draco, und im nächsten Moment kam Narzissa Malfoy zu uns gelaufen. »Hallo Hermine.«, sagte sie und schüttelte meine Hand. »Draco hat viel von dir erzählt. Und... Unter anderem auch das mit diesem James White. Es tut mir wirklich furchtbar leid, was passiert ist. Wie ist sein Gerichtstermin verlaufen?« Ihre Stimme klang sanft und durchaus angenehm, und ihre Stimmlage verriet mir, dass sie dachte, der Termin wäre super verlaufen. So war es aber leider nicht. »Er ähm... Er ist auf Bewährung. Zwei Jahre.« Draco und Narzissa sahen mich mitleidig an, während Blaise in dem Haus herum lief, und irgendetwas herunter warf. Obwohl mir in diesem Moment gar nicht nach Lachen war, musste ich schmunzeln. »Hör' zu, ich weiß, dass du von mir wahrscheinlich keinen guten Eindruck durch den Krieg hast, aber eines kann ich dir versichern: Ich habe mich verändert. Genau so wie Draco und Blaise, aber das hast du ganz sicher schon mitbekommen. Wir werden auf dich aufpassen, egal was passiert.« Irgendwie erinnerte sie mich an meine Mutter. Sie war auch immer so fürsorglich und sanft. »Danke.«, murmelte ich. »Ich würde gerne alleine sein. Das hat nichts mit ihnen zu tun, misses Malfoy. Ich hoffe sie können mich verstehen.«
»Aber natürlich verstehe ich dich. Und du kannst mich ruhig Narzissa nennen. Wenn du die Treppen nach oben gehst, geht es gleich links in Draco's Zimmer. Ich werde mit ihm noch einiges besprechen, also wirst du erst einmal alleine sein.« Ich nickte lächelnd und verschwand in Draco's Zimmer. Mir war es in diesem Moment völlig egal, wie es aussah. Ich ließ nur meinen Tränen freien Lauf und saß mich auf das Bett, welches in der Mitte des Zimmers stand. Ich wusste nicht, was in der nächsten Zeit auf mich zukommen würde, aber ich wusste, dass ich lernen musste, mich zu wehren. Ich wusste, dass Ich mich gegen White wehren musste.
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Tie me up
FanfictionTie me up - fessel' mich Hermine Granger, Muggelgeborene, beste Hexe ihres Jahrgangs, bekannt als brave Musterschülerin und beste Freundin von Luna Lovegood. Draco Malfoy, stolzes Reinblut, Frauenschwarm schlechthin, bekannt als gefühlloser Eispr...