Teil 6

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Am nächsten Morgen wache ich ausgeschlafen auf, als eine Schwester durch die Tür kommt und mir das Frühstück bringt.

Etwas später laufe ich wieder Richtung Intensivstation zu meinen Eltern. Werde aber von der behandelnden Ärztin, Debbie Fischer heißt sie glaub ich, gebeten hinaus zu gehen.
„Hallo Marie, wie geht es dir?" "Ganz in Ordnung. Hab zwar leichte Schmerzen, aber das geht noch. Wie sieht es aus mit meinen Eltern?"
„Ich bin zuversichtlich, dass wir deine Eltern schon bald extubieren können und sie wieder auf die Beine kommen.
Aber sag mal, wie lange sitzt du hier wieder schon?", fragt sie am Ende tadelnd.
„Wie viel Uhr haben wir denn?" „12:38" „Schon so spät? Ja gut, ich sitze hier seit ungefähr 8, 9 Uhr" „Na dann, aber hopp in dein Bett, du musst dich schonen"

Nachdenklich sitze ich ein paar Stunden später wieder im Krankenhausgarten auf einer Bank. Die Vögel zwitschern, eine leichte Brise weht.
Wenn ich schon daran denke, was meine Eltern und ich heute hätten eigentlich erleben können, treibt es mir die Tränen in die Augen.
Wir hätten auch einfach nur zusammen im Garten sitzen können, die Sonne auf uns scheinen lassen. Oder wie früher: den Pool aufbauen, zusammen abkühlen und dabei frisch gepressten O-Saft trinken, Späße machen und zusammen lachen.
Ob das jemals wieder so sein wird? Kann ich meine Eltern jemals wieder in den Arm nehmen, ihre Nähe, Liebe und das Vertrauen spüren? Die Ärztin hatte ja gesagt, sie kämen wieder auf die Beine. Aber was wenn nicht?
Ich hoffe darauf, dass alles wieder seinen gewohnten Ablauf bekommt.
Morgens aufstehen, gemeinsam frühstücken, arbeiten bzw. in die Schule gehen, nachmittags zusammen sein und gemeinsam Abendessen. Um 16 Uhr gehe ich pünktlich zur Reha.
Herr Soppel zeigt mir gerade eine Übung, als es klopft. „Herein."
Die Tür geht auf und Florian kommt zum Vorschein. „Entschuldigung, ich wollte nur fragen, ob ich mir den Rollstuhl bei Ihnen kurz... Oh hey Marie, wusste gar nicht, dass du hier bist." „Hey Florian" „Hallo Herr Wehr, Sie wollen den Rollstuhl borgen?" „Ja genau und ich bring Ihnen den Rollstuhl morgen wieder."
Nach Herrn Soppels Einverständnis und der Frage von Florian, ob ich später auf meinem Zimmer bin, zeigt er mir die letzte Übung wieder.

Nach zwei Stunden stehe ich im Bad und frage mich, ob ich es wagen sollte zu duschen. Naja ein Versuch ist es wert.
Nachdem ich auch dies geschafft habe liege ich wieder im Bett und der Schwindel überkommt mich wieder, den ich über den Tag verteilt immer mal wieder hatte. Kommt aber sicher von der Gehirnerschütterung.
Gegen 21:00 Uhr kommt Florian in mein Zimmer. „Hey, na wie geht es dir?" „Jetzt geht's mir schon viel besser. Und dir?" „Mir kann es gar nicht besser gehen. Ich hab noch eine kleine Überraschung. Du kannst wenn du möchtest, dafür einen Tag aus dem Krankenhaus und evtl bei Julia übernachten." „Na, aber gerne doch. Muss aber vorher fragen, ob das überhaupt klar geht."
„Hab schon gefragt und du darfst, aber auch nur weil Julia und ich dabei sind. Julia wird uns fahren."
Mit diesen Worten ziehe ich mir etwas anderes an, weil so in Schlabberlook will ich nicht gehen. Das er mir geholfen hat, lasse ich mal außen vor. Er setzt mich in den Rollstuhl und fährt mich auf den Gang.
„Deshalb wolltest du vorhin den Rollstuhl haben.", lache ich.
„Gut erfasst, Sherlock Holmes.", witzelt er.
Wir sind gerade im Aufzug, und bevor sich die Türen schließen kommt Debbie dazu. „Geschafft.  Na, gribbelt's wieder in den Fingern? Lust auf Abenteuer?", schaut Debbie Florian kurz an, dann mich und legt mir eine Hand auf die Schulter.
„Immer doch Frau Doktor Fischer.", lächel' ich sie an. „Du kannst mich gerne dutzen, ich bin Debbie. Und dann viel Spaß euch Beiden.", zwinkert sie uns zu und schaut wissend.
Der Aufzug hält und wir alle drei steigen aus. „Danke und bis bald. Debbie." „Wo fahren wir eigentlich hin?" „Das ist eine Überraschung, meine Süße"
Schon wieder fliegen tausende, nein, Millionen Schmetterlinge in meinem Bauch und bringen ihn fast zum Platzen. Naja, zumindest fühlt es sich so an. Mein Herz schlägt viel zu schnell. Was ein einziger Mensch verursachen kann.
Als wir aus der Klinik hinaus sind, hält auch schon ein schwarzes Auto vor unserer Nase und Julia steigt aus. „Persönliches Taxi bestellt? Bitteschön"
Florian und ich steigen in ein Lachen bis auch Julia sich ein Lachen.
„Los jetzt, ins Auto, wir haben einen strengen Zeitplan.", meint Florian nach einer Weile. Er hilft mir aus meinem Rollstuhl, um mich dann Gentlemanlike in das Auto auf den Beifahrersitz zu setzen. „Möchtest du denn nicht vorne sitzen?", frage ich. „Ne, da kannst ruhig du sitzen. Hinten ist ja genug Platz für mich.", grinst er. Wie ich dieses Grinsen liebe!
„Wie geht es dir denn?", fragt Julia, während Florian den Rollstuhl versucht in den Kofferraum zu verbarrikadieren. „Mir kann es gar nicht besser gehen und dir?"
Julia lächelt. „Das freut mich, mir auch. Kann es sein, dass es bei dir durch eine Person..."
„So da bin ich wieder, Julia wir können", mit diesen Worten setzt er sich auf den Rücksitz, schnallt sich an und schließt die Tür.
Ich nicke mit einem schüchternen Lächeln Julia zu. Wenn mir eine Frage gestellt wird, dann beantworte ich diese normalerweise immer.
„Dann los geht die wilde Fahrt.", fährt Julia los, nachdem sie mein Nicken gesehen hat. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie zufrieden lächelt.
Wir fahren über unzähligen Kreuzungen, biegen mal hier, mal dort ab, während wir munter über Gott und die Welt erzählen.
Trotzdem frage ich mich immer wieder, wohin wir eigentlich fahren werden. Ich habe keinen blassen Schimmer.

Was glaubt ihr wohin werden sie fahren?😏

Hey Leute,
Danke für eure Rückmeldungen!!
Und entschuldigt mich, dass so lange nichts kam, war unterwegs unter anderem in Island.  Jetzt habe ich endlich wieder Heim-Internet um das hier zu veröffentlichen:D
Hoffe es gefällt euch, wie immer Kritik, Verbesserungsvorschläge etc. sind gerne gesehen!

LG
Hausaufgaben677

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