Der Tag vor dem Vollmond

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~4~ Der Tag vor dem Vollmond

Am nächsten Tag ging ich schon früh zum Frühstück, da ich nicht mehr schlafen konnte. Die Tische in der großen Halle waren noch fast leer, bis auf wenige Schüler, die auch schon wach waren. Ich setzte mich in die Mitte des Gryffindor Tisches und begann zu essen. Nachdem ich aus der Halle ging, kamen mir Lily, Marlene, Dorcas und Alice entgegen, die alle noch recht verschlafen aussahen.

,,Hey Helena! Kommst du mit uns zur großen Halle'', fragte Dorcas und gähnte dabei.

,,Ne, sorry. Ich war gerade schon da und Remus hat mir etwas über einen See erzählt und den wollte ich mir mal anschauen'', antwortete ich den vier.

,,Dann noch viel Spaß. Kommt ihr? Ich hab Hunger'', sagte Alice.

Ich kam an der Tür an und ging hinaus. Draußen schien die Sonne und es war angenehm warm. Ich sah von weitem schon den schwarzen See und beeilte mich dort hin zu kommen. Remus saß auch schon dort. Wir hatten uns verabredet, um zu besprechen wie wir das mit dem Vollmond und unserer Verwandlung machen würden.

,,Und? Verwandeln wir uns zusammen?", fragte ichihn hoffnnungsvoll.


,,Helena...Die anderen kommen bei meiner Verwandlung mit und wenn ich sage, dass es nicht mehr geht, könnten sie schneller Verdacht schöpfen. Sie wissen ja bereits, dass du ein Geheimnis hast.'', meinte Remus traurig.

,,Aber was wenn sie mich sehen? Du sagst ja sie kommen mit zu deiner Verwandlung''


,,Ich weiß nicht. Vielleicht kann ich es mal versuchen sie zu überzeugen hier zu bleiben. Ich könnte sagen, dass ich gefährlicher bin oder es nicht mehr will''

,,Sag mir bitte Bescheid. Es ist nur noch eine Woche und du wirst schon blasser. Pass auf dich auf''

,,Du auch auf dich. Und ich komme zu dir, sobald ich eine Idee gefunden hab''

Ich war gerade auf dem Weg in die große Halle zum Mittag essen, als mir Kingsley entgegen kam und fragte, wer sich wann um das Hippogreiffohlen kümmern soll, und welchen Namen wir ihm geben.


,,Ich kann mich heute um ihn kümmern. Einen Namen kann ich mir ja dabei überlegen'', meinte ich.

,,Ok. Den Namen kannst du aussuchen'', sagte er und verabschiedete sich von mir.

Nachdem Mittagessen ging ich zu dem Stall. Als ich merkte, dass mir jemand folgte, beschleunigte ich meine Schritte.

,,Jetzt warte doch mal. Warum läufst du vor uns weg?''

Ich ignorierte die Stimme weiterhin und öffnete die Stalltür und suchte das Fohlen. Die Schritte holten mich schnell ein.

,,Was willst du von mir Black? Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?''

,,Weshalb sollte ich das? Du willst mir bestimmt was erzählen, oder?''

,,Ich wüsste nicht was ich dir zu sagen hätte und jetzt verschwinde'', erwiederte ich barsch.

,,Ach jetzt tu nicht so. Du weißt genau was ich meine. Nämlich dein Geheimnis erfahren''

,,Das wird niemals passieren und jetzt hau ab. Ich muss mich hier um das Hippogreiffohlen für Pflege magischer Geschöpfe kümmern, da kann ich dich echt nicht gebrauchen''

,,Wir wärs mit Seidenschnabel? Klingt doch schön''

,,Wenn du meinst...'', und ich zauberte ein Namensschild, auf dem Seidenschnabel stand, an dessen Boxentür ,,aber jetzt verschwindest du!''

***

Es war ein Tag vor Vollmond und ich sah schrecklich aus. Ich hatte kaum geschlafen und lag die meiste Zeit nur wach in meinem Bett, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie oder wo ich mich verwandeln sollte, da ich mich überhaupt nicht in dem Wald auskannte. Ich würde wohl einfach nur so weit wie möglich hinein laufen müssen.

Ich stand extra früher als sonst auf, um mich erstmal frisch zu machen und meine ziemlich großen Augenringe zu überschminken, damit nicht jeder sie sofort sah. Als ich aus dem Bad kam war es erst 6 Uhr. Frühstück würde es erst in einer halben Stunde geben. Deshalb packte ich schon mal meine Tasche für den Unterricht und ging gemächlich los zur großen Halle. Wirklich Hunger hatte ich nicht, weswegen ich mir nur einen Apfel nahm und machte mich auf dem Weg nach draußen zum See. Hier herrschte eine angenehme Stille. Ich setzte mich auf den Steg und ließ die Füße ins Wasser hängen. Plötzlich hörte ich wieder Schritte und wollte schon sagen, dass Black verschwinden soll, doch es war jemand anderes.

,,Hey! Möchtest du mit uns frühstücken?'', Lily deutet mit ihrem Kinn in die Richtung von Alice und Marlene.

,,Ich hab schon was gegessen'', antwortete ich ihr. Ich hatte gerade echt keinen Nerv dazu, die lauten Stimmen der ganzen Schüler zu ertragen. Mein Kopf pochte jetzt schon, wie sonst was.

,,Oh...schade. Na dann vielleicht sehen wir uns ja heute noch'', damit ging sie dann zu den anderen und verschwand.

Meine Freundinnen sprachen mich fast alle an, weshalb ich so blass aussah und abwesend war. Sie sagten auch immer wieder ich sollte in den Krankenflügel zu Madame Pomfrey gehen, aber ich wies immer ab. Ich musste heute den Tag aufjeden Fall noch durchstehen. Dann erst könnte ich morgen Nachmittag gehen, sonst dachten alle, ich hätte irgendwas schlimmes, wenn ich so lange im Krankenflügel wäre. So könnte ich es noch als Erkältung leugnen.

Der morgige Tag kam schneller als ich mir erwünscht hätte und so fing der schwerste Tag an. Ich guckte die ganze Zeit auf den Boden, damit niemand sah, wie blass ich war. Ich machte sogar der schneeweißen Wand Konkurenz.

Als der Unterricht vorbei war, schleppte ich mich mit letzten Kräften zum Krankenflügel, da es nur noch wenige Stunden bis Vollmond waren. Remus war warscheinlich schon dort.

Ich stieß die schwere Tür auf und sah, dass das hinterste Bett verdeckt war. Weil Madam Pomfrey Bescheid wusste, dass ich kommen würde, legte ich mich einfach nur in ein Bett und schloss die Augen.

Als jemand versuchte mich zu wecken, schlug ich langsam die Augen auf und sah sofort, dass es schon dämmerte und Remus von der Krankenschwester gestützt wurde. Ich schaffte, gerade so aufzustehen, ohne umzufallen, weil die Beine unter meinem Körpergewicht zusammenbrachen.

Auf dem ganzen Weg hinaus auf das riesige Schlossgelände, stützte ich mich an allem möglichen, was man nicht umfiel.

Am Waldrand angekommen, verabschiedete ich mich von Madam Pomfrey und Remus, der genauso furchtbar aussah wie ich.

Ich musste mich konzentrieren um einen Fuß vor den anderen zu setzten, ohne hinzufallen und dabei so viel an Strecke zurückzulegen wie ich konnte. Als ich an einer großen Lichtung ankam, fiel das Mondlicht auf mich und die schmerzvolle Verwandlung in die Bestie, die ich so sehr verabscheute und doch selbst war, begann.

Zusammen im Mondschein: Die Geschichte von Helena Marie LupinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt