Elterngespräch

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~8~ Elterngespräch

Es war der Abend vor der Vollmondnacht. Gleich müsste er wiederkommen, wie er es jeden Monat machte, um mich zu seinem Vater zu bringen. Ich schwitzte. Ich wollte es nicht. Als er kam, begann ich mich zu wehren. Es tat jedes Mal so unbeschreiblich weh. Er schleifte mich wie immer durch die ganzen Flure in meiner alten Schule. Ich hatte Angst, was er diesmal mit mir anstellen würde.

Wir kamen auf einer großen, grünen Wiese zum Stehen. Auf einmal packte er meinen Arm noch fester an und drehte sich auf der Stelle. Er apparierte. Er löste sich in schwarzem Rauch auf und ich mit ihm. Nach ein paar Augenblicken, stand ich vor einem Anwesen. Ich wusste genau, wem dieses gehörte. Ich war schon so oft hier gewesen.

Ich hatte ein komisches Gefühl, als ich die Schwelle der Haustür überschritt. Sofort kam er angerannt, zerrte mich mit und sperrte mich in einer Kammer in seinem Kerker ein. Ich hörte nur noch, wie sich die Schlüssel im Schloss umdrehten. Dann war es still. Kurz bevor der Mond am Himmel erschien, guckte der Mann bei mir vorbei und befahl mir den Inhalt der Phiole zu trinken. Es wäre ein neuer Versuch, den er durchführen wollte. Widerwillig nahm ich sie, setzte die Phiole an meine Lippen und schluckte die eklig schmeckende Flüssigkeit herunter.

Ich merkte, wie ich meinen Verstand verlor und nicht mehr selbst denken konnte. Ich fragte mich, wie ich auf die Idee kam, dass mich jemand für mein Geheimnis verachten könnte und wieso ich nicht stolz darauf war.

Ich bekam nur noch mit, dass ich mir so viele Schmerzen zufügte, dass ich Ohnmächtig wurde.

Schweißgebadet fuhr ich auf. Schon wieder ein Albtraum. In letzter Zeit konnte ich nicht mal mehr eine Stunde schlafen, ohne sofort einen zu bekommen. Es war schrecklich. Ich durchlebte immer wieder die schlimmsten Nächte von vorne. Immer und immer wieder.

Es wollte nicht aufhören. Und Zaubertränke trinken, machte es noch schlimmer. Ich wusste auch nicht, weshalb ich die im Krankenflügel genommen hatte. Jetzt schon merkte ich es, wie es mir zunehmend schlechter und schlechter ging. Eine Woche musste ich noch warten. Dann konnte er mir wieder helfen. Ich wollte nicht zu ihm, aber ich musste!

Ich stand auf, sammelte meine Schuluniform ein und ging duschen. Das heiße Wasser lief mir den Rücken runter. Ich spürte schon nicht mehr den Schmerz. Als ich das Wasser abstellte und aus der Dusche trat, schaute ich in den Spiegel und sah ein Mädchen mit dunklen Augenringen und viel zu vielen Narben, die über den ganzen Körper verteilt waren. Am meisten an den Armen und im Gesicht. Man sah sie nur nicht, weil ich jeden Morgen die Narben mit einem Zauber verdeckt hielt. Ich hatte keine Lust auf irgendwelches Gerede oder auf Gerüchte, warum ich so viele Narben hatte.

Als ich in den Schlafsaal zurückging, sah ich die anderen vier Mädchen noch im Bett liegen. Verständlich. Es war auch erst halb fünf in der Früh. Und das mitten in der Woche. Gemütlich ging ich zur großen Halle um auf das Frühstück zu warten, welches um halb sechs auf den Tischen stand.

Die ersten kamen um sechs Uhr in die Halle und schaufelten sich die Teller voll. Die ersten Lehrer*innen trudelten nach und nach ein. Professor Mcgonagall und Professor Dumbledore musterten mich einige Augenblicke lang, doch wendeten sich nach dem ich sie eindringlich angeschaut hatte schnell den Blick wieder ab.

Ich verließ die Halle vor dem großen Ansturm und huschte durch die Gänge, um niemanden zu begegnen, der mir wieder unangenehme Fragen stellen würde. So kam ich schnell an dem Klassenraum für Zauberkunst an und ließ mich auf meinem Platz fallen.

Nach ungefähr der Hälfte der Unterrichtsstunde kam Professor McGonagall in den Klasseraum hinein und fragte nach mir. Doch ich wusste schon weshalb und blieb sitzen. Alle schauten mich an. Na toll, als sei ich nicht schon interessant genug, muss mich jetzt auch noch jemand aus dem Unterricht holen.

Zusammen im Mondschein: Die Geschichte von Helena Marie LupinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt