Die schlechte Nachricht ereilte mich an einem recht sonnigen, warmen Herbsttag. Die Blätter des Ginkobaumes vor meinem Fenster hatten sich schon längst gelb verfärbt und schmückten die Platten des steinigen Gehweges in unserem Vorgarten. Unser Haus lag in einem kleinen Dorf mitten in der Tohoku Region. Klein und fein, jedoch groß genug dass ich mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder Hikaru darin genug Platz hatte.
Der Tag verlief bis zum Abend wie gewohnt. Morgens, aufstehen und das Essen für meinen Bruder und mich herrichten. Mam war bereits zur Arbeit gefahren und würde erst kurz vor unserer Heimkehr zurück kommen. Es blieb somit einiges an mir hängen, was ich jedoch gern übernahm.
Sobald unsere Bentos bereit standen, eilten wir auf unseren Rädern zur Schule. Der Weg zur Karasuno nahm tagtäglich eine halbe Stunde ein und auch der Heimweg blieb einem nicht ersparrt.
Wie immer kamen wir kurz vor Unterrichtsbeginn erst auf dem Schulgelände an, weshalb mich Yui mit einem Grinsen im Klassenraum empfing. "Mal wieder Schwein gehabt was?", witzelte sie. "Klappe.", fauchte ich völlig außer Atem der Frohnatur entgegen und pflanzte meine schmerzenden Muskeln auf dem Stuhl. "Ich sehe du bist gut gelaunt wie immer, Nekura." Die Braunhaarige kicherte leicht. Dann begann das täglich statt findende Kreuzverhör. "Wann kommst du endlich wieder zum Training?" "Gar nicht.", gab ich knapp als Antwort. Sie sprach vom Training des Volleyballclubs. Empört fuhr sie mit ihrem Gemecker fort. "Du kannst doch nicht immer arbeiten! Zumal wir gegen die Jungs spielen wollen und dazu brauchen wir dich!" "Ich passe." Erleichtert atmete ich auf als der Lehrer durch die Tür kam. Eine Stunde Ruhe lag nun vor mir. Wobei Ruhe im Angesicht des Mathematiktests wohl eher Ansichtssache war. Sport, japanische Literatur und Englischunterricht folgten prompt und nachdem der Tag noch mit ein wenig Philosophie gespickt wurde, machte ich mich auch schon auf den Weg. Während andere nun ihren Clubaktivitäten nach gingen, sorgte ich für finanziellen Zuschuss in der Haushaltskasse. Gerade schloss ich das Rad ab und tapste zum Schultor als mir zwei bekannte Gesichter entgegen kamen. "Hey Nekura.", rief mir eine vertraute Stimme zu. Ich musste lächeln. "Hey Sawamura-san, Sugawara-san." Daichis Blick scannte mich kurz ab bevor er mich mit ein wenig Sorge besah. Koshi hingegen lächelte mich beruhigend an. "Die Arbeit macht dich noch zum Außenseiter." ,seufzte Daichi letztendlich. "Immerhin nutzt sie ihre Energie sinnvoll. Also lass sie ruhig." Seine Lippen hatten noch immer den freundlichen Ausdruck aufgelegt . Sugawara war generell jemand, der Entscheidungen nicht wirklich in Frage stellte. Zumindest nicht wenn sie sinnvoll erschienen. Auf viele Menschen wirkt er durchaus eher sorgenfrei, lernt man ihn jedoch besser kennen versteht man in wie fern er sich ausdrückt. "Überarbeite dich nur nicht. Versprich es mir Kaage-chan." Ich hingegen brachte nur ein Grummeln hervor. "Jaja. Sagt mal, müsst ihr nicht zum Training?" Auf meine gespielt genervte Reaktion hin begann Daichi zu grinsen. "Lust mit zu kommen?" Ich jedoch schüttelte nur den Kopf. "Danke. Aber bis morgen." Mit einem kurzen Nicken als Kenntnisnahme ihrerseits stieg ich letztendlich aufs Rad und strampelte zu meinem Aushilfsjob in einem kleinen Cafe nahe der Schule. Täglich verbrachte ich dort zirka drei Stunden bevor ich heim fuhr und meiner Mutter noch bei den letzten Vorbereitungen des Abendessens unter die Arme griff. Auch Hikaru klappte bald mit der Tür und nachdem der Tisch gedeckt war, alle saßen als wir unsere einzige "Familienaktivität" des Tages angingen. Dann begann unsere Mutter zu sprechen. "Ich muss euch etwas sagen." Sofort legten wir das Besteck beiseite um der Frau unsere volle Aufmerksamkeit zu signalisieren. "Es geht um unsere Zukunft." Das Thema überraschte mich durchaus. Und auch Hikaru wirkte sichtlich irritiert. "Was gibt es denn?", fragte ich ruhig. Ein kurzer Moment des Schweigens lag im Raum. "Was haltet ihr von einem Tapetenwechsel?" Sofort klappte meine Kinnlade herunter. Hikaru ergriff anstatt meiner das Wort. "Mam, was schwebt dir da vor?" "Ich habe eine Versetzung und zugleich eine Beförderung erhalten." Mit einer kurzen Pause ließ sie dir Information sacken bevor sie fortfuhr. "Man hat mir einen Job in Tokio angeboten, bei dem wir... " "Warte was?", rief ich fix dazwischen. "Tokio? Mam, das ist eine Stunde Zugfahrt entfernt. Und die Wohnungen dort sind viel teurer als hier. Das können wir uns nicht leisten." Sie jedoch seufzte nur. "Lass mich doch ausreden." Voller Sorge wechselten Hikaru und ich einen Blick. Dann unterbreitete unsere Mutter uns den Rest ihres Anliegens. "Ich würde doppelt so viel verdienen wie jetzt. Was die Wohnung angeht, habe ich bereits etwas gefunden. Es handelt sich um eine recht große aber auch günstige Wohnung nahe des Zentrums. Wir würden durch den Monat kommen, ohne dass du weiter arbeiten musst Nekura." Ich schwieg. Mit dieser Aussage hatte ich nicht gerechnet. Hikaru brannte jedoch noch ein Problem unter den Nägeln. "Aber die Schule ist viel zu weit weg." Mutter lächelte. "Die könnt ihr ohne Probleme wechseln."
Fassungslos starrten wir sie an. Nicht einmal hatte sie uns zuvor gefragt, was wir von der Sache hielten. In meinem Kopf blitzten die Gesichter von Yui und Daichi auf. Auch Sugawara hüpfte grinsend durch meine Gedanken. Hikaru schien es genauso zu gehen, denn seine Augen starrten absolut fassungslos auf den Teller vor sich. Sollte Mam das wirklich durch ziehen, würden wir mit einem Schlag aus unserem Leben gerissen werden. Unsere Freunde würden in der Ferne verblassen. Jeglicher sozialer Umgang, verschwunden.
Missmutig sah ich herunter auf mein Essen. Der Hunger war mir mit einem Mal vergangen, weshalb ich den Teller sanft von mir schob. Mein kleiner Bruder stocherte nur noch appetitlos herum. Ihn traf es vermutlich noch schlimmer als Captain der Fußballmannschaft Karasunos. Er war in seinem zweiten Jahr und somit der jüngste Captain bisher. Hikaru hatte viel trainiert für dieses Ziel. Etwas besorgt sah unsere Mutter uns an. Dann ergriff sie noch einmal das Wort. "Der Umzug ist in einer Woche. Bis dahin habt ihr noch Zeit euch zu verabschieden und zu packen." Mit einem Nicken als Kenntnisnahme stand ich dann auf und ging wortlos in mein Zimmer. Eine Woche. Eine Woche um mich von Yui und den Mädchen aus dem Volleyballclub zu verabschieden. Eine Woche um die Choreographie für meinen Hip Hop Verein fertig zu stellen und meiner Vertretung zu unterbreiten. Eine Woche um mich von meiner Jugend in einem ruhigen Dorf zu verabschieden. Frustriert schmiss ich mich auf mein Bett und stopfte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Eine Woche bis der gewohnte Alltag ein Ende finden würde.
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The Rythm And The Ball (Kuroo x OC)
FanfictionNekura Kaage lebte mit Ihrer alleinerziehenden Mutter und Ihrem kleinen Bruder in einer kleinen Provinz nahe der Karasuno High. Seit Ihrer Kindheit hatte sie ein Faible für Volleyball, Hip Hop und Musik. Nachdem ihre Mutter eine Beförderung erhiel...