11 - Der Streuner

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"Was meinst du? Erkältungen ziehen doch sonst immer an dir vorbei.", witzelte Yui am anderen Ende. "Tut dir etwa die Stadtluft nicht gut?" Ich schmunzelte. Dieses Mädchen macht mich fertig. Im positiven. "Ich glaube auch.", kicherte ich zurück. Dann jedoch seufzte ich und berichtete ihr von diesen komischen Gegebenheiten. Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Yui schwieg, eine Seltenheit die höchstens einmal in der Mathematikklausur zum Ende des Jahres kommt. Als ich mit meinem Lagebericht durch war, wartete ich auf eine Aussage von der Frohnatur. Ungeduldig lauschte ich der Ruhe auf der anderen Seite. "Ich fasse es nicht." Ihre Stimme klang amüsiert und zugleich ungläubig. Oder war es ihre gespielte Ungläubigkeit? Ich konnte es durch das Telefon nicht ganz aus machen. "Du bist ja verliebt." "Was? Yui, hör auf mit dem Unsinn." Sie lachte. "Unser Jungenschreck wird erwachsen. Wie aufregend." Grummelnd lauschte ich ihrem Geplapper. "Ach Quatsch... Ich bin doch nicht verliebt."
Einige Minuten lang säuselte sie mir noch in die Ohren. Auch Daichi-kun hüpfte irgendwann ins Gespräch. Wir sprachen über das Mädchenteam der Karasuno und darüber wie hart die anstehende Prüfung wohl sein würde. Zuletzt verabschiedeten wir uns kurz und legten auf. Ich und verliebt. Nie und nimmer. Und dann sicher nicht in diesen vermaledeiten Kater. Seufzend legte ich mein Handy beiseite. Oder war es vielleicht doch so? Ich kannte dieses Gefühl nicht und Jungen interessierten mich generell nie auf diese Art. Ich war mir nicht mehr ganz sicher ob ich dieses Gefühl wirklich ignorieren konnte, geschweige denn es als normal abstempeln wollte. Vielleicht hatte Yui ja recht. "Ach verdammt...", fluchte ich vor mir her, während ich sicher stellte alle Aufgaben für morgen erledigt zu haben. Als ich das letzte Buch in die Tasche zurück stopfte leuchtete mein Bildschirm auf. Mit dem Wissen, wer es wohl sein würde, ignorierte ich es.

Die Dusche war ein Segen gewesen. Das Handtuch noch um den Hals gewickelt stapfte ich mit einer Wasserflaschen zurück in mein Zimmer und schnappte mir mein Handy. Gerade als meine Finger das Display berührten, leuchtete es auf. Dieser vermaleteite Kater. Grummelnd nahm ich ab, während das Handy nach wie vor wie wild vibrierte. "Hey, Kätzchen.", hörte ich seine Stimme durch das Telefon klingen. Ich stellte mir vor wie er dabei grinste und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Warum Kätzchen?", seufzte ich gespielt. Meine Laune war ungewöhnlich gut. "Weils passt." Seine Antwort war knapp. "Ganz schön frech einfach meine Nachrichten zu ignorieren." Er klang traurig. Wenn auch nur gespielt, war es ziemlich gut. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und lehnte mich an die Wand. Die Decke zog ich mir über die Beine, damit mir nicht kalt wurde. "Ich war duschen.", lachte ich leise. Sein Grinsen am anderen Ende der Leitung konnte ich förmlich hören. "Glückspilz. Ich..." Er machte eine Pause. Ungewöhnlich lang, so als müsse er sich erst nochmals beruhigen und sich sammeln bevor er weiter sprach. "... mache noch einen Spaziergang." "Alles okay bei dir?", fragte ich. Meine Zunge war schneller als ich dachte. In mir machte sich eine gewisse Sorge breit. Irgendwas schien nicht zu stimmen. Ich kannte Kuroo noch nicht lang, doch dieser Kater war sicher niemand der so ernst bedrückt rüber kam ohne einen triftigen Grund. Er machte eine kurze Pause. "Rote Gardinenvorhänge?", fragte er mit einer gespielt amüsiert. Ich verstand nicht was er meinte. "Was?" Angestrengt überlegte Ich was er meinen könnte. Meine Augen wanderten dabei rastlos durch mein Zimmer, bis sie auf mein Fenster fielen. Rote Vorhänge? Sekunde. Binnen eines Momentes stolperte ich aus dem Bett und stürmte zu meinem Fenster, riss die Vorhänge beiseite und starrte hinaus in die Dunkelheit. Unglaublich erblickte ich den Kater der wie ein streunender Perser dort an einer Mauer lehnte und zu meinem Zimmer hinauf sah. "Sekunde. Ich komme runter.", sagte ich kurz und war gerade dabei zur Tür zu tappsen und mir eine Jacke und Schuhe zu holen, als er mich aufhielt. "Bleib drinnen, ist arschkalt hier draußen. Am Ende holst du dir noch was weg." Grummelnd antwortete ich: "Ach halt den Mund, als ob das für dich nicht zutrifft." Dann legte ich auf und zog mich fix an. Als ich an der Küche vorbei sauste rief mir meine Mutter kurz etwas zu und eilte zu mir in den Flur. "Mom? Ich bin sofort zurück. Aber ich glaube ein Freund braucht mich kurz." Verwirrt sah sie mich an. "Es ist mitten in der Nacht, wo wollt ihr denn hin?" "Nur kurz vor die Tür. Ich bleibe nicht lange weg. Versprochen." Sie seufzte leise bevor sie sich an den Türrahmen der Küche lehnte. "Bring ihn rein, ich mach einen Tee. Es ist doch der Junge der dort seit einer halben Stunde vor dem Haus steht oder?" Nun war ich diejenige die verwirrt aus der Wäsche starrte. Stand Kuroo dort draußen wirklich schön eine halbe Stunde? Ich nickte meiner Mutter nur kurz zu und schlüpfte aus der Tür. Nachdem ich den Fahrstuhl verließ blies mir sofort ein kälter Wind entgegen. Es wurde Winter. Wenn auch nur langsam. Aber es wurde kühl. Der Kater lehnte noch immer an der Mauer wo er zuletzt rastete. Ich atmete kurz durch bevor ich mich ihm näherte, meine Hände in der Jackentasche vergraben. Er wirkte abwesend. Sämtlicher Zweifel ob er tatsächlich gerade einen Melancholischen hatte wich augenblicklich als ich ihn so dort sah. Schweigend stellte ich mich neben ihn und wartete kurz ob er etwas von sich gab. Dann jedoch entschied ich mich dazu das Wort zu ergreifen. "Eine halbe Stunde? Und du bist noch kein Eisblock?" Ich hörte ihn bitter ausschauben. "Naja, kurz davor." Mit einem kurzen Seufzer sah ich ihn an und griff nach seinem Arm. Sanft zog ich ihn hinter mir her zum Haus. "Hey, was tust du?" Er klang verwirrt, nahezu panisch. "Meine Mutter hat dich zum Tee eingeladen." "Was?" Als wir den Fahrstuhl betraten sah ich ihn wieder an. Erst jetzt fiel mir sein blaues Auge auf. "Willst du mir vielleicht noch vor meiner Familie verraten wo das her kommt?" Leide grummelnd wich er meinem Blick aus. Mit einer Hand kratzte er sich am Hinterkopf und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ich ihn unterbrach. "Komm mir jetzt bloß nicht mit nem Pfeiler." Und sofort wurde er wieder still. Der Fahrstuhl bimmte kurz auf. Wir waren also in meiner Etage angekommen, ich sah meine Mutter bereits an der Tür zu unserer Wohnung stehen, als ich Kuroo hinter mir aus dem Fahrstuhl zog. Sie betrachtete ihn ruhig. Ich kannte diesen Blick. Als sie Yui und Sawamura das erste Mal sah, musterte sie die beiden ebenfalls. "Guten Abend junger Mann. Ich bin Nekuras Mutter. Nenn mich aber ruhig Cana.", sagte sie ungewohnt ruhig. Sie sah in ihm anscheinend etwas anderes als bei meinen bisherigen Freunden. Sie wirkte spitz und auf der Hut. "Guten Abend.", entgegnete ihr der Kater respektvoll. Er verbeugte sich sogar leicht vor meiner Mutter. "Kuroo Tetsuro mein Name. Ich wollte Ihnen keine Umstände bereiten." Man sah ihm an, dass er sich in der Situation unwohl fühlte. Er sah meiner Mutter nicht in die Augen, sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Meine Mutter, die bisher mit verschränkten Armen an der Tür zu unserer Wohnung lehnte, lockerte nun Ihre Gesichtszüge. "Schon gut. Ich habe noch nicht oft miterlebt dass meine Tochter nachts aus dem Haus eilt. Ich habe dich schon fast für einen Stalker gehalten. Du hast sie heute heim gebracht, nicht wahr?" "Ja.", antwortete er knapp. Nun schmunzelte sie und stieß sich vom Türrahmen ab, dann ging sie in die Wohnung. "Kommt rein, der Tee ist fertig." Ich folgte ihr in die Wohnung, zog Kuroo hinter mir her.

The Rythm And The Ball (Kuroo x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt