13 - Die Sicht Des Katers

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Mit einem kleinen Seufzer öffnete ich meine Augen und rieb mir den Schlaf aus den nach wie vor müden Liedern. Ich lag in unserem Wohnzimmer. Auf dem Sofa. Leicht schläfrig und  verwundert ließ ich mir die Ereignisse des letzten Abends nochmals durch den Kopf gehen. Da war ein Kater, mein Roman und seine Stimme. Und dann brach der Erinnerungsfaden ab. War ich wirklich gestern Abend neben ihm eingeschlafen?
Ungläubig sah ich mich nach Kuroo um. Er hatte mir das Sofa anscheinend breitwillig überlassen. In eine Decke gewickelt saß er an das Sofa gelehnt auf dem Boden und döste vor sich hin. Aus der Ferne betrachtete ich ihn. Er wirkte so ruhig, still und friedlich. Kein Grinsen zierte seine Lippen, dennoch wirkte er weder unglücklich noch verärgert. Der Kater zuckte nicht. Er saß einfach nur ruhig da. Vorsichtig zog ich meine Beine zu mir heran und erhob mich langsam von unserem Sofa. Ich wusste dass der Stoff sehr laut Rascheln konnte, wenn man sich zu ruckartig bewegte und wollte es dringend vermeiden Kuroo mit zu lauten Geräuschen zu wecken. Nachdem ich es geschafft hatte, auf den eigenen Füßen zu stehen ohne dass der Kater auch nur ein waches Zeichen von sich gab, schlich ich langsam zu ihm und kniete neben ihm nieder. Diese ruhige Seite gefielir irgendwie an ihm. Sicher, seine Art mit anderen Menschen um zu gehen machte ihn irgendwo zu einem nervig sympathischen Zeitgenossen. Dennoch konnte ich nicht verneinen, dass mir dieser Kuroo sehr gefiel. Während ich ihn betrachtete bekam ich kaum mit wie sich meine Hand ihm sachte entgegen streckte. Sanft strich ich ihm eine Strähne seines pechschwarzen Haares aus dem Gesicht. Kuroo schlief tief und fest und erst mit einem weichen Lächeln welches sich auf meine Lippen stahl erwachte ich aus diesem tranceähnlichen Zustand. Was genau tat ich hier eigentlich? Hatte Yui wirklich recht gehabt? Ich schüttelte meine Kopf und zog meine Hand zurück. Nein. Das ist eindeutig nicht meine Art. Was machte dieser Kater mit mir, dass ich so reagierte?
Langsam erhob ich mich vom Fußboden und tappste hinüber zum Flur. Es wurde eindeutig Zeit, meinen Weg zurück in mein Zimmer zu finden und mir mein Zeug für die Dusche zu besorgen. Ich schien eindeutig noch halb zu schlafen. Mucksmäuschenstill schlüpfte ich aus der Küche in den Flur hinein und schlich in mein Zimmer um anschließend den Weg ins Badezimmer anzutreten. Wie der junge Kater hinter mir die Augen öffnete und die röte in sein Gesicht stieg, bekam ich nicht mit.

Vielleicht hätte ich sie doch in Ihr Zimmer bringen sollen. Sicher wäre Nekuras Mutter absolut nicht begeistert davon ihre Tochter mit einem Typen in einem Zimmer schlafen zu sehen. Die Gefahr das Mädchen vor mir bei dem Versuch zu wecken schien mir jedoch etwas zu groß, weshalb ich sie dann doch einfach zudeckte und mir eine weitere Decke nahm und mich an das Sofaende zu ihren Füßen setzte. Hatte ihr Bruder es bereits geahnt und deshalb mehrere Decken gebracht? Vermutlich nicht. Der kleine wirkte durchaus flott im Kopf aber damit hatte vermutlich niemand gerechnet.
Schmunzelnd betrachtete ich den  Rotschopf. Ihr schlafendes Gesicht wirkte so unschuldig, dass man es am liebsten vor allen Gefahren schützen möchte. Dieses Mädchen wirkte friedlich, dennoch reif und erfahren. Es war schwer zu beschreiben. Doch sie machte mich verrückt.
Ich stritt häufig mit meinem Vater. Meist bevor ich einige Tage zuhause verbrachte, da es nahezu immer ausartete. Ich hasse ihn für seine Angewohnheiten. Ein blaues Auge ist dabei nicht gerade eine Seltenheit. Aber etwas war dieses Mal anders gewesen. Sicher, meine erste Aktion war bisher der Griff zur Jacke und die anschließende Flucht gewesen. Doch während ich mich sonst einfach in der Gegend umher trieb und nach mehreren Stunden einfach in ein schlummerndes Haus zurück kehrte, so trugen mich meine Beine diesmal zu ihr. Ich hatte nicht darüber nach gedacht und dann stand ich vor ihrem Haus und fragte mich, was dieses kleine Kätzchen wohl gerade tat. Schmunzelnd fragte ich mich ob Kenma auch zu mir gekommen wäre, wenn ich ihn in diesem Moment angeschrieben hätte. Konnte man das überhaupt vergleichen? Kann ich den kleinen Puddingkopf mit Nekura gleichsetzen? Unsicher wanderte mein Blick nochmals zu der schlafenden Schönheit. Nein, vermutlich nicht. Sie war etwas anderes als Kenma. Ich konnte nur noch nicht genau beschreiben was. Mein Blick fiel auf den Roman, welcher sie in den Schlaf begleitet hatte. Ich kannte dieses Buch. Lediglich von der Geschichte her, aber der Name war mir dennoch ein Begriff. Es war ein Roman über ein Mädchen mit Kräften das Wasser zu bändigen. Im Großen und Ganzen eine Geschichte über eine Verstößen Monarchin, welche allerdings zum Überleben des Landes eine entscheidende Rolle beitrug.
Auf mich hatte Nekura nicht unbedingt wie eine Type für diese Lesegruppe gewirkt. Eher geistesabwesend öffnete ich das Buch auf der ersten Seite und begann zu lesen. Völlig vom Schreibstyl gefangen blätterte ich von einer Seite zur Nächsten. Erst als meine Augen drohten sich von selbst zu schließen legte ich den Wälzer beiseite und entspannte mich um wenigstens ein paar Minuten Schlaf zu erhaschen.
Einige Stunden später vernahm ich hinter mir ein leises Rascheln. Vermutlich regte sich das Kätzchen gerade während die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten und sie somit aus dem Schlaf rissen. In mir verspürte ich den Drang sie dabei zu beobachten, doch würde Ihr dies vermutlich nicht gerade behangen. Also hielt ich meine Augen geschlossen. Schlaf vorzutäuschen schien mir die beste Möglichkeit.
Ich konnte spüren, wie sie sich neben mich hinkniete. Ihr Körper strahlte eine so starke Hitze aus, dass ich sie über die Distanz hin wahrnahm. Vermutlich beobachtete mich das Kätzchen gerade. Was sie wohl dachte? Und wollte ich das überhaupt wissen? Plötzlich spürte ich ihre Fingerspitze auf meiner Haut. Sie legte eine Strähne, welche in meinem Gesicht hing nach hinten und Strich anschließend sanft durch mein Haar. Dort wo sie mich berührte blieb ihre Hitze wie ein kleiner Film auf meinem Körper liegen und löste ein gewisses wohlwollen in mir aus.
Dann verschwand ihre Hand und ich konnte spüren wie sie sich davon bewegte. Mit dem klicken des Schlosses der Flurtür öffnete ich meine Augen. Mir stieg die röte ins Gesicht. Einen Spiegel benötigte ich nicht um dies zu wissen. Was ist da gerade passiert?

The Rythm And The Ball (Kuroo x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt