15 - Fieberwahn?

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Natürlich ließ mich dieser Moment die ganze Nacht lang nicht los. Mein Herz sprang wie wild in meiner Brust und drohte meine Rippen förmlich zu zerbersten. Das konnte und sollte nicht wahr sein. Dieser verdammte Kater schaffte es wirklich, mich wach zu halten. Er löste tatsächlich das Gefühl von Sorge und Leere in mir aus. Bisher hatte dieses Privileg nur meine Familie gehabt. Das war Liebe. Nur war ich mir nicht ganz sicher ob es die Liebe eines Freundes oder eines Bruders oder eines 'was auch immer' war. Ich wollte nicht darüber nachdenken während ich frustriert die Raufasertapete antarrte. Dennoch ließ sich mein Kopf nicht davon abbringen. Unweigerlich wanderte mein Griff zum Handy. Sofort lösten die Finger die Sperre und öffneten den Chat zwischen Kuroo und mir. 'Bist du gut Heim gekommen?', tippte ich kurz ein und ließ das Gerät neben mir zurück auf die Matratze fallen. Es war kurz vor Mitternacht. Es würde mich wundern, wenn der Kater noch nicht schlief. Seine letzte Nacht schien kurz gewesen zu sein. Allerdings sollte ich mich täuschen und spürte sofort das Vibrieren meines Smartphones. 'Wird das Kätzchen etwa zahm und besorgt?' Sofort bildete sich vor meinem inneren Auge da Grinsen des Kater und ließ mich grimmig schmollen. 'Träum weiter... ' Fast zeitgleich mit dem Absenden rief mich der Junge an. "Hey." "Hey." Eine kurze Stille folgte auf der anderen Seite der Leitung. Kuroo suchte anscheinend nach Worten, die nicht so einfach zu ihm kommen wollten. "Ich kam gut an.", sagte er leise bevor er wieder eine kurze Pause machte. "Du hör mal, wegen vorhin..." Sofort wurde ich nervös als er darauf ansprach. Meine Wangen nahmen ein leichtes rosa an. "Was meinst du?", fragte ich unsicher und einen Tick zu schnell. Ich wusste natürlich was er meint. "Du weißt schon, als ich..." "Ja..."
Wieder wurde es still. "Was hälst du von mir? Wäre ich so ne schlechte Partie?" Es klang wie ein Befreiungsschlag von ihm. Er konnte doch unmöglich das selbe Gefühl haben wie ich. Nie und nimmer konnte er mich vermissen oder sich um mich sorgen. "Du bist... ein vermaledeiter Kater...", stammelte ich leise. Ich verfluchte mich innerlich für das, was ich vermutlich bald sagen würde. Enttäuscht klang die Stimme des Volleyballcaptains als er meine Antwort vernahm. "Oh, okay. Dann ist ja... Alles..." "Ein vermaledeiter Kater, der sich in mein Leben schleicht und damit auch noch Erfolg hat... Keine Ahnung, du machst mich Kirre. Manchmal im Positiven, manchmal im Negativen." Ich grummelte innerlich. Ich hatte das Gefühl ihm vor den Kopf zu stoßen und wegzuschieben und im gleichen Moment wieder zu viel Preis zu geben. Ich genoss seine Gesellschaft und wollte diese nach dem letzten Abend sicher nicht mehr missen. Die Stille am anderen Ende der Leitung irritierte mich dennoch. "Noch da?", fragte ich ungeduldig. Ich hatte ihm eine ernsthafte Antwort gegeben und er schwieg einfach. Konnte das denn wahr sein? "Ja klar. Welche Worte kommen dir bei mir am ehesten in den Kopf? Sorry, ich bin mir nicht sicher wie ich... Also... Du weist schon..." Seufzend setzte ich mich auf und knipste mein Nachtlicht an. "Anstrengend, penetrant, selbstsicher. Vielleicht auch warm, verletzlich, ehrlich und liebenswert." Ich beeile mich den folgenden Satz noch anzufügen. "Aber nur ein bisschen." Das mir mittlerweile bekannte Kichern am anderen Ende beruhigte mich. Ich spürte wie meine Mundwinkel sich nach oben zogen und die Erleichterung sich in mir breit machte. "Danke.", sagte Kuroo ruhig und wirkte ebenfalls erleichtert. "Schlaf gut, okay?" "Klar. Du auch."

Wieder schlug mein Herz wie wild und drohte meinen Brustkorb zu sprengen. Unruhig sah ich mich in meinem Zimmer um. Dann vernahm ich auch schon wieder das Vibrieren meines Handys. 'Und du bist nen freches Kätzchen, welches eindeutig nicht weiß, was für eine Macht es hat.' Daraufhin kam nichts mehr. Die Nacht verlief schlaflos und es bereitete mir mehr als nur Sorgen am nächsten Morgen das Klingeln des Weckers nicht zu ignorieren. Grimmig stand ich auf und taperte langsam in das Badezimmer. Mein Magen rebellierte mit jedem Schritt ein wenig mehr. Ich spürte wie sich die Säure immer schneller Ihren Weg nach oben bahnte und die Übelkeit sich ins unermessliche steigerte. Die letzten Meter ins Bad zog ich dann doch vor, die Beine in die Hand zu nehmen. Dank des Würfelhustens gab es für mich wohl heute keine Schule. Grummelnd legte ich mich auf die kalten Fliesen und ließ den Frost meinen Kreislauf ein wenig ankurbeln. Erst als die Decke nicht mehr einem Ketten-Karussell glich stand ich auf und suchte meine Mutter auf. "Ich glaub mir geht's nich gut.", seufzte ich kraftlos. Allein der Weg in die Küche hatte mir ales abverlangt. Sofort sah mich meine Mutter besorgt an und legte eine Hand auf meine Stirn. "Gott, du siehst ja gar nicht gut aus. Ab ins Bett, ich rufe in der Schule an." Somit tappste ich zurück in meine warme Koje und gab mir die größte Mühe meinen Bauch ein wenig ins Lot zu bringen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Mom den Kopf durch die Tür schob und mir einen Tee brachte. "Zur Zeit geht einen Magen-Darm um. Wenn es morgen nicht besser ist, geht es zum Arzt." "Ja." "Ruh dich aus Schatz, schreib mir wenn ich was mitbringen soll nach der Arbeit."
Und schon war sie wieder verschwunden. Nur wenige Minuten später vernahm ich das Klingeln an der Haustür. Ein weiteres Mal klappte meine Tür, nur dass dieses Mal ein Kater besorgt durch den Spalt sah. Er schloss diesen hinter sich und kniete neben meinem Bett nieder. Seine Augen verrieten mir, dass er besorgt war. Dennoch versuchte er es mit einem schelmischen Grinsen zu überspielen. "Was machst du denn?", fragte er mich neckend, was ich mit einem Grummeln beantwortete. Ist ja schließlich nicht so, als hätte ich es mir ausgesucht. "Ich bring dir nachher die Unterlagen aus dem Unterricht. Meinst du, du bist gegen vierzehn Uhr wieder fit?" Nun war ich doch verwirrt. Der Club würde bis spät in den Abend gehen. Wollte er etwa schwänzen? "Was ist mit Training?" "Ich meld mich ab. Der Coach wird es verstehen." Sanft legte er eine Hand auf meine Stirn und gab mir ein schwaches Lächeln. "Bis nachher.", sagte er ruhig. Vorsichtig stützte er sich neben meinen Kopf ab und kam mit seinem Gesicht langsam näher. Seine Augen lagen auf mir, musterten meine eigenen und beobachteten jede Reaktion. Kurz darauf lagen warme Lippen auf meiner Stirn und schon war der Spuk wieder vorbei. Ohne ein weiteres Wort verschwand Kuroo aus meinem Zimmer und ließ mich allein zurück. Die Kraft mir den Kopf zu zermartern fehlte allerdings, sodass das Licht vor meinem Augen auch bald wieder erlosch.

The Rythm And The Ball (Kuroo x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt