Lorie war schon längst eingeschlafen als ich um sechs Uhr ankam. Ich hatte keinen Schlüssel, also musste ich mir von einem offenen Fenster Eintritt verschaffen. Dieses Haus war nicht sonderlich einbruchssicher, wie ich feststellte. Dafür war es hier eine ziemlich ungefährliche Gegend. Es ist abschreckend für einige Räuber, wenn sie ein Gebiet voller wohlhabenden Leuten sehen. Schließlich geht man davon aus, dass diese ihre Habseligkeiten mit großem Eifer schützten, was tunlichst nicht der Fall war bei meiner Großmutter.
Nachdem ich auf meine Ellbogen stürzte, beim lässigen Versuch ins offene Fenster zu springen, fuhr ich sofort meinen Laptop hoch. Ich musste einigen Recherchen nachgehen. Auf dem Bett liegend durchforstete ich die dunklen Weiten des Internets. Dabei benutzte ich Stichwörter, wie Migräne, Selbstverletzung, Schizophrenie oder Tod. Nichts von diesen Sachen half mir weiter. Ich war noch genau so schlau wie vorher. Etliche Memes, Verschwörungstheorien und alte Legenden verzierten nun mein Display. Ich konnte es nicht fassen, dass ich tatsächlich erhofft hatte auf Google eine Antwort auf mein Problem zu finden.
Ich erinnerte mich nicht mehr genau an Xenias Worte, aber sie faselte etwas über Bewusstsein und Unterbewusstsein. Spaßeshalber gab ich diese Worte ein und schon wieder spuckte mir die Suchmaschine unnützes Zeug raus.
Mit dem Bewusstsein kann man Realitäten erschaffen.
Mit dem Unterbewusstsein kann man diese zerstören.An diesem Zitat einer professionell ausschauenden Schamanin blieb ich hängen. Ich wusste nicht, was sie damit meinte. Es hörte sich jedoch nach etwas an, dass Xenia ebenfalls sagen würde.
Konzentriert betrachtete ich ihre Biographie. Sie gab nur ihren Künstlernamen an. Rainbow Natascha. Mit diesen Namen würde man jetzt auch nicht sehr weit kommen. Sie war 39 Jahre alt, keine Kinder, drei Katzen und inhaliert jeden Tag Pilze bzw. andere Drogen.
Wer sagst' denn? Das ist quasi meine Zukunft. Kopfschüttelnd ging ich ihren Blog durch, in dem sie ihre Erfahrungen über Bewusstseinserweiterung schilderte, hauptsächlich aufgerufen durch Drogen. Ich stellte mir die Frage, ob dass tatsächlich real sein konnte oder nur eine Verarsche war. Sie beschrieb alles ganz präzise und exakt, dass es mir schon unheimlich vor kam.
Plötzlich öffnete sich ein neues Fenster. Verwirrt las ich mir die Überschrift durch.
XXXXX
Ich hatte Angst, dass es ein Virus sein könnte und drückte schnell auf schließen. Es tat sich jedoch nichts. Panisch versuchte ich meinen Laptop auszuschalten, aber er schien eingefroren. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Auf einmal vergrößerte sich das Fenster und ein Video fing an zu starten. Ich war wie gelähmt und die Furcht machte sich in mir breit.
„Ich esse das nicht."
Das Video begann harmlos mit einem Paar, dass ein Date zu haben schien. Der Mann bot ihr ein Stück Torte an. Erst nach einigen Sekunden registrierte ich, dass es sich um die gewisse Rainbow Natascha handelte, die ein Live-Video gestartet hatte. Nichts machte mehr Sinn. Ich hatte nicht drauf geklickt. Wieso wurde es mir dennoch angezeigt? Ich versuchte weg zu klicken und erneut reagierte diese Blechbüchse nicht.
Wie eine gruslige Stalkerin saß ich nun vor dem Bildschirm und beobachtete zwei Menschen, die eine schöne Zeit hatten.
„Komm schon.", sagte der Mann und sie nahm das Stück widerwillig an. Ich wollte gerade meinen Laptop zu klappen, als sich abrupt die Stimmung im Video veränderte. Sie wurde düster und seltsam. Rainbow Natascha schien sich zu verkrampfen und ihre Augen wurden vollkommen schwarz. Ihr Kopf drehte sich in Richtung Kamera und schaute mich direkt vom Display an. Als würde sie wissen, dass ich sie gerade beobachte. Mein Atem stockte. Sie legte ihre Arme überkreuz und fing gewaltsam an ihre Nägel über die weiche Haut zu fahren. Ich dachte nicht allzu lange nach und drückte wahllos alle Knöpfe auf der Tastatur, damit dieser Spuck ein Ende hatte. Mein Kopf war leer. Die Angst überdeckte jeden rationalen Gedanken.
DU LIEST GERADE
Death
ParanormalWenn du auf einmal bemerkst, wie die Stimmen in deinem Kopf lauter werden und dich von Zeit zu Zeit ins Tiefe dunkle Meer verschlingen. Dort jedoch niemand ist, um dir halt zu geben. ~ Ich hatte ein normales Leben als Studentin in London. Jeder Tag...