Kapitel 1 - Unhöflich

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Grace POV

,,Ping", machte der Toaster während ich gemütlich meine Zähne putzte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich eindeutig zu spät kam, wenn ich nicht sofort aus meiner Wohnung verschwand. Schnell spuckte ich die restliche Zahnpaste aus dem Mund und rannte in die Küche.

07:30 Uhr

Scheiße, nur noch fünf Minuten bis die Bahn losfährt. Traurig blickte ich den noch nicht belegten Toast an. Leider musste er bis heute Abend warten. Mit einem Affentempo nahm ich meinen Rucksack, griff nach meinen Zeichnungen und rannte aus dem Wohnkomplex. Innerlich verfluchte ich mich für meine Faulheit. Morgenmuffel hatten es echt nicht leicht in solch einer Welt. Während ich die überfüllten Straßen der Londoner Innenstadt überquerte, liefen mir massenhaft Leute entgegen.

07:33 Uhr

Noch nie in meinem Leben bin ich so schnell gerannt. Ich wollte es schaffen und ich wusste, dass ich es auch schaffen werde, wenn ich nur an mich glaubte. Die sonst so fröhlichen und netten Einwohner Englands zeigten mir den Vogel. Wahrscheinlich würde ich mich selbst für eine Bekloppte halten, denn Sport war nicht unbedingt einer meiner Stärken.

Mein einziger Fokus lag jedoch momentan darin, rechtzeitig in das warme Innere des öffentlichen Verkehrsmittels zu gelangen.

Meine schulterlangen Haare versperrten mir die Sicht, da sie durch den Wind die ganze Zeit auf meinem Gesicht landeten. Es ist kein langer Weg mehr. Gleich hatte ich es geschafft.

07:35 Uhr

Mit einem großen Sprung und verdammt viel Adrenalin landete ich in meine geliebte Bahn. Ich war voller Emotionen geladen und konnte mir ein lautes ,,Ja!" nicht verkneifen. Dabei weckte ich einige Leute, die gerade noch im Halbschlaf waren. Schweratmend entschuldigte ich mich bei allen Passagieren und versteckte mich ganz hinten im Sitz als plötzlich eine Durchsage durch den Raum hallte.

,,Ich en..*** ka.****Komplika*** 5 Minuten vers***"

Ich hatte nichts verstanden. Wieso redeten die denn immer so undeutlich?

Ein paar Sekunden später erschien auch schon die Nachricht am Monitor.

Achtung: 5 Minuten verspä..

Den Rest las ich mir nicht durch. Ich hätte mir schon denken können, was da steht. Aufgebracht lehnte ich mich zurück in den Sitz. Ich hätte noch meinen Toast essen können. Stattdessen musste ich Flash spielen. Um meine Aufregung wieder in den Griff zu bekommen, fing ich an meine Hausaufgaben und Zeichnungen zu sortieren. Ich war völlig vertieft in meine Arbeit als sich plötzlich ein kleiner Junge neben mich setzte. Ich spürte seinen Blick auf mir.

Ich schaute auf und tatsächlich, er starrte mich an.

Fragend hob ich eine Augenbraue. Es war mir unangenehm, doch ihn scheint das nicht weiterhin zu stören. Er hatte ein süßes kleines Bubengesicht. Frech, aber perfekt für eine Kinder-Schokobonwerbung. Seine weißen Zähne strahlten mich an, jedoch waren seine Augen leicht zusammengekniffen, was mir Angst machte. Langsam wurde es mir zu viel und ich wollte ihn am liebsten vom Sitz runter schubsen.

,,Es ist unhöflich andere in solch einer befremdlichen Art und Weise anzustarren.", redete ich auf ihn ein.

Eine peinliche Stille entstand und für einen kurzen Moment dachte ich, er könnte mich nicht verstehen.

,,Hast du Schokolade?", entgegnete er mir endlich.

,,Nein.", beantwortete ich seine Frage und hoffte, dass er nun Ruhe gibt.

,,Hast du in deinem Rucksack nachgeschaut?"

,,Ja. Dort ist auch keine.", seufzte ich.

,,Hast du einen Freund?"

Bei dieser Frage bewegte sich mein Kopf ruckartig in seine Richtung. Ich war überrascht und konnte auf Anhieb nicht antworten.

,,Ehm nein.. Das geht dich gar nichts an und übrigens, bist du nicht zu jung für solch ein freches Mundwerk?"

Das war mit Abstand das dümmste, was ich in solch einer Situation hätte sagen können. Glücklicherweise sah ich schon meine Haltestelle. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass wir losgefahren sind. Endlich konnte ich diesem Jungen und seinen frechen Fragen entrinnen.

,,Bist du nicht zu alt um keinen Freund zu haben?", kam er souverän meiner Aussage entgegen und trotz meines wütenden Ausdrucks musste ich zugeben, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Noch bevor ich ihn anschnauzen konnte, rannte er vier Sitze nach vorne. Ich ersparte mir eine Konfrontation mit ihm und bewegte mich langsam in Richtung des Ausgangs.

Es stimmte mit meinen 19 Jahren fühlte es sich komisch an ohne Freund, aber meine letzten Beziehungen zeigten mir, dass ich niemals in der Lage wäre jemandem so nahe zu stehen. Ich konnte nicht einfach jedem mein Herz ausschütten, geschweige den meine intimsten Gedanken mit ihm teilen. Ich war ein Wrack und das machten mir schon alle Männer klar mit denen ich ansatzweise eine Beziehung auf die Reihe bekommen hatte. Kopfschüttelnd vertrieb ich diesen Gedanken aus meinem Schädel und steigte aus. Als sich die Türen der Bahn schlossen, packte ich meine Notizen und Zeichnungen in den Rucksack. Sofort fiel mir auf das mein USB-Stick fehlte. Ich hatte ihn die ganze Zeit in der Hand. Oder? Mein Blick wanderte in Richtung Bahn. Durch das Fenster grinste mich dieses kleine Kind an.

Mit meinen USB-Stick!

Meine Augen weiteten sich und mein Herz rutschte mir in die Hose. Dort waren alle wichtigen Daten von der Universität, sowie persönliche Sachen gespeichert. Dieses Arschloch, dachte ich mir. Es wäre nutzlos jetzt noch hinterher zu rennen. Innerlich verfluchte ich diesen Bastard. Noch nie habe ich solch einen Groll gegen ein Kind gehegt. Es blieb keine Zeit fürs Fluchen. Ich musste zur Vorlesung. Vom Bahnhof war es nicht weit bis zum ,,University College of London". Trotzdem musste ich mich beeilen um noch meinen Professor abzufangen. In meinem Kopf ging ich alle Szenarien durch, wie ich ihm weiß machen sollte, dass ein kleiner Junge meinen USB-Stick geklaut hatte und ich somit meinen Essay nicht, wie vereinbart abgeben konnte.

Es war lächerlich. Egal, was ich sagen werde, entweder würde er mich auslachen oder es würde ihn nicht kümmern. Ich wusste, dass das eine ausweglose Situation war, dennoch musste ich es versuchen. Ich betrat die Universität und begegnete zu meinem Glück oder Pech, wie man es nimmt, Professor Cook. Er sah aus wie ein ganz normaler Lehrer. Graue Haare, brauner Anzug und einen Bart hatte er auch noch. Äußerlich besaß er keine besonderen Merkmale. Einzig und allein seine Stimme machte ihn...nun ja... zu etwas ganz Außergewöhnlichem.

Ich holte tief Luft und ging in seine Richtung.

,,Professor Cook. Guten Morgen."

,,Ah! Hallo Ms. Boelyn, wie kann ich ihnen weiter helfen?", ertönte die viel zu hohe und stark lispelnde Stimme des Professors in meine Ohren.

,,Nun ja. Wie soll ich anfangen? Da ist doch die Sache mit meinem Essay..."

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Ich weiß, ist noch relativ uninteressant. Hoffe dennoch ihr gibt der Geschichte eine Chance und über Kommentare/Kritik/Meinungen würde ich mich sehr freuen!

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