Als Alec im Institut ankam, schien alles im üblichen Chaos zu sein, seit Victor Aldertree, ihr neuer Institutsleiter, das Kommando übernommen hatte. Alle waren gestresst in ihrer Arbeit vertieft, wobei Alecs Ankommen nicht groß auffiel. Nur einige Shadowhunter hatten ihn bemerkt. Manche von ihnen fragten sogar, ob es ihm wieder gut ginge. Auch Raj hatte sein auftauchen mitbekommen. Aus irgendeinem Grund wurde er jedoch bei Alecs Anblick wütend und dieser meinte gehört zu haben, dass er im Vorbeigehen säuerlich etwas wie „verdammter Hexenmeister" gemurmelt hätte.Es schien sich groß rum zu sprechen, was die letzten Tage passiert war. Zumindest wirkte ihr neuer Leiter etwas ruhiger, nachdem sie Jace endlich gefasst hatten, was man von Alec und den Anderen nicht behaupten konnte. Er fühlte sich machtlos. Es gab nichts, was er für seinen Parabatei jetzt hätte machen können. Dieser musste sich alleine der Befragung des Rates unterziehen. Immerhin wusste Alec jetzt, wo sich Jace befand. Im Notfall konnte er noch immer seine Zelle stürmen und der Inquisitoren persönlich einen Pfeil durch den Schädel schießen.
Er schlurfte in Gedanken verloren in seinem Zimmer umher. Schob mal hier eine Schublade auf, warf mal dort einen Blick aus dem Fenster, ohne wirklich irgendwas dabei bezwecken zu wollen. Er mochte sich wieder ausgeruht fühlen, aber für ein Date war er noch immer nicht bereit. Je mehr er darüber nachdachte, umso nervöser machte es ihn, sich schon heute Abend mit Magnus zu treffen. Es war keine gemeinsame Mission. Er wusste nicht einmal, worüber sie dann reden sollten.
Um nicht weiter den ganzen Nachmittag daran zu denken, da er sich den Abend und während des Treffens noch genug den Kopf zerbrechen würde, beschloss er, fürs Erste trainieren zu gehen.
Er wollte gerade von seinem Bett aufstehen, um sich auf den Weg zu den Trainingsräumen zu machen, als es unerwartet an der Tür klopfte. Alec hatte versucht möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, als er zurück ins Institut gekommen war, was seine Schwester aber nicht davon abhielte, ihn trotzdem zu bemerken. Isabelle streckte ihren Kopf durch die Tür und wollte anfangs nur wissen, wie es ihrem 'Brüderchen' ginge, doch irgendwie schaffte sie es auch immer gleich das Thema auf Magnus zu lenken und schließlich auch über das heutige Treffen zu erfahren. Ohne um Erlaubnis zu bitten, trat sie ein und das ganze artete irgendwie zu einem ausführlichen Gespräch aus.Somit wurde aus einem kurzen vorbeischauen, eine Ausfragung über die neusten Geschehnissen zwischen den Beiden, welcher Alec sich ergeben musste.
„Isabelle bleib ruhig, ich habe noch gute sieben Stunden, bis wir uns treffen", antwortete Alec resigniert, als seine Schwester vorschlug, ihm zu helfen, sich vorzubereiten. Normalerweise war sie nicht so aufdringlich. Selbst, wenn es um Magnus ging. Aber sie wusste, dass ihr Bruder noch nie wirklich auf ein Date gegangen war, weil er sein halbes Leben lang hoffnungslos in Jace verliebt gewesen ist, welcher niemals seine Gefühle erwidert hätte. Sie wollte, dass ihr Bruder endlich glücklich wurde.
„Du meinst besser gesagt gerade mal noch sieben Stunden. Hast du überhaupt schon eine Ahnung, was du anziehen sollst?"
Alec verdrehte die Augen. Darüber hätte er sich ohnehin keine Gedanken gemacht. Im Gegensatz zu seiner Schwester, hatte er nie versucht, sein Aussehen besonders hervorzuheben. Für ihn gab es da auch keinen Grund wieso er das hätte tun sollen. Resultierend aus dieser Entscheidung war jetzt, dass er sich eine ganze Weile eine Standpauke darüber anhören durfte, wie es ihm einfiele, sich darüber noch keine Gedanken gemacht zu haben. Nochmal länger dauerte es aber, ihr daraufhin auszureden, einen Anzug anzuziehen. Er wusste ja nicht einmal, zu welchem Anlass sie sich trafen. Dennoch schaffte sie es, ihren Bruder dazu zu bringen, ein dünnes Hemd zu tragen, in welchem er sich sichtlich unwohl fühlte.
Als wäre das nicht genug gewesen, verschwand Isabelle für eine kurze Weile, ehe sie mit einer Menge Zeugs aus ihrem Zimmer im Schlepptau wieder kam. Sie hatte allerlei Kosmetikprodukte dabei, von welchen Alec noch nie zuvor gehört hatte und begann ihm damit in seinen Harren herumzufuchteln. Er war froh, dass sie nicht auch noch Schminke mitgebracht hatte. Dann wäre seine Toleranzschwelle eindeutig überschritten. Abgesehen davon, würde ihm das überhaupt nicht stehen. Ganz anders als bei seinem Date heute Abend.
Sie hatten gefühlte Stunden vor Alecs Kleiderschrank verbracht, welcher ohnehin nur spärlich gefüllt war und Isabelle hatte ebenso lange an seinen Haaren gewerkelt. Endlich erklärte sie ihn für fertig, auch wenn Alec das, laut sich selbst, schon vor dem ganzen Vorbereitungsding war.
„Ich weiß nicht", sagte er schließlich nach einer ganzen Weile vor seinem Spiegel. Er betrachtete einen fremden mit seinem Aussehen.
„Vertrau mir einfach. Du siehst gut aus", versicherte ihm Isabelle. „Und Magnus wird es auch gefallen." Alec warf ihr einen mürrischen Blick zu, erwiderte jedoch nichts.
Er konnte nicht draus schlau werden, was seine Schwester mit seinen Haaren angestellt hatte. Sie sahen noch immer wie vorher aus und dennoch auf irgendeine Weise anders. Eleganter? Alec konnte es nicht sagen. Zudem wollte er immer wieder sein Hemd zuknöpfen, doch Isabelle öffnete daraufhin die ersten zwei Knöpfe andauernd erneut. Am liebsten hätte er das Ding komplett ausgezogen und gegen irgendwas anderes gewechselt, aber er vertraute auf Isabelles Worte.
„Ich weiß generell nicht, ob das ganze eine so gute Idee ist. Ich sollte nicht einfach so herumzusitzen. Valentine ist da draußen irgendwo und Jace-"
„Ist nicht in Lebensgefahr." unterbrach ihn Isabelle „außerdem sitzt du auch nicht nur irgendwie rum. Du hast es verdient, zumindest einen Abend mal ein ganz normales Leben zu führen.", sagte sie und fasste ihn aufmunternd an die Schulter. „Außerdem ist Jace Taff, der wird das schon irgendwie geschaukelt kriegen." Seine Schwester lächelt und er erwiderte es krampfhaft. Sie ging zu Tür und ehe sie hinter ihr verschwand, verbot sie ihrem Bruder, auch nur daran zu denken, trainieren zu gehen, damit er ja nicht ihr 'Meisterwerk' zerstöre.
Somit war Alec dazu gezwungen, die restlichen Stunden in seinem Zimmer zu verbringen und kam nicht drumherum, die ganze Zeit über den bevorstehenden Abend zu grübeln.
Einfach nur mit seinem jetzigen Aussehen, von welchem er sich nicht sicher war, einen trinken gehen, obwohl er dies selten tat und eigentlich nie ausging. Und dies dann auch noch mit Magnus. Der oberste Hexenmeister von Brooklyn, der nicht seine Magie anwenden musste, um Alec den Kopf zu verdrehen. Was sollte da schon schiefgehen?
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Zwei Drinks zu viel
Fanfiction„Tu einfach so, als wäre ich jemand anderes." Der Nephilim zögerte. „Ist doch nichts dabei." Alec erinnerte sich daran, dass er Magnus etwas schuldete und wenn es der Gefallen war, ihn anzumachen. Er bemerkte, wie furchtbar absurd die Situation klan...