2.2 Von Wunden und Wundern

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Verwirrt schaute ich die Echse an. Zusammenhängen?...

"Und wie lautet dein Name, Menschenmädchen?", wollte die Stimme in meinem Kopf wissen, die wohl zu der Echse gehörte."Ich heiße Lyria. Warum sprichst du in meinem Kopf?", fragte ich, im Gegensatz zu dem Wesen meine Stimme benutzend. "Schau mal auf dein linkes Handgelenk ", lautete die Antwort.
Und das tat ich, und was ich sah brachte mich kurz zum aufschreien. An meinem Handgelenk, da, wo man normalerweise Armbänder trug, schlängelte sich eine Schuppenreihe entlang. Und diese Schuppenreihe sah genauso aus wie die Schuppen, die dieses Echsenwesen trug. Und sie juckten unbeschreiblich.

"Was ist das?", fragte ich, weiter den Drang zu Kratzen unterdrückend.

"Das ist das Zeichen eines Menschen, der mit einem Drachen verbunden wurde.", hörte ich die Stimme in meinem Kopf. "Und das hält normalerweise ein ganzes Leben. Und das ist für Drachenreiter, wie sie umgangssprachlich heißen, ziemlich lange." "Warte Mal. Drachenreiter? Willst du mir damit sagen, dass... Was hast du getan?", fragte ich entgeistert.
"Du erinnerst dich doch bestimmt an den Wald und das Feuer und den Drachen und so. Und an mich bestimmt auch, ich glaube, ich hab dich ziemlich erschreckt."
"Du warst das, der sich an meinem Rücken festgekrallt hat?"
"Ja, das war ich. Ich war gerade jagen, da wurde ich von Ethuss, dem weißen Drachen, überrascht. Wir waren einmal Freunde, doch irgendetwas ist mit ihm passiert. Er war so...", er stockte kurz, "...wütend. "
Plötzlich war mir etwas klar: "Du warst der Grund weswegen ich fliegen konnte! Du hast mich aus dem Feuer geholt!"
"Ich konnte dich ja nicht einfach verbrennen lassen." Das Wesen schloss die Augen und legte seinen Kopf ab, fast so, wie wenn er genervt von etwas wäre. "Und dann wurdest du von diesem brennenden Ast erwischt und plötzlich in meinen Krallen ohnmächtig. Deshalb habe ich dich hier her in meine Höhle gebracht. Wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Dich sterben lassen auf jeden Fall nicht."
Ich hauchte schokiert ein: " Danke, dass du mich gerettet hast ".
"Kein Problem. Und dann warst du hier, deine Wade offen, verbrannt und blutig, und du hast dich nicht bewegt." Ich schaute auf meine rechte Wade, doch mehr als eine leicht Rötung war nicht zu sehen. Das Schuppentier redete weiter: "Und dann fiel mir wieder ein, was mir erzählt wurde, als ich klein war, nämlich, dass Drachenspucke in manchen Fällen heilende Wirkung hätte, wenn man Glück hat und diese Gabe hat. Drachen brauchen das aufgrund ihrer natürlichen schnellen Heilung selten, also wusste ich nicht, dass ich das kann. Trotzdem leckte ich deine Wunde aus, hoffend, dass es etwas nützen würde, zumindest so, dass es sich nicht entzündet. Aber anscheinend haben die Ältesten vergessen, mir etwas zu erzählen. Und zwar, dass man sich so auch mit einem Menschen auf ewig verbinden kann, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind." "Drachenspucke?", fragte ich. "Ja, Drachenspucke. Denn, auch wenn ich klein aussehe, so bin ich doch ein Drache. So wie es bei euch Menschen unterschiedliche Hautfarben gibt, gibt es auch bei uns unterschiedliche Erscheinungen, von denen manche jedoch mit Vorteilen und Nachteilen einhergehen."
"Das wusste ich nicht" sagte ich, mit Verwirrung in der Stimme.
"Das wissen nicht viele, wir haben uns noch nie gerne gezeigt. Auf jeden Fall schloss ich so unwissentlich einen Bund mit dir, deine Wade verheilte vollkommen und dieses Schuppenband erschien. Und dann konnte ich fühlen, was du fühlst, und anscheinend auch mit dir reden, zumindest über die Gedanken. Während du geschlafen hast - du wirktest, als hättest du das dringend nötig- dachte ich darüber nach, was passiert war. Laut den Ältesten waren Drache und Drachenreiter dafür vorherbestimmt, zusammen zu sein. Ich hätte bloß nie gedacht, dass ich einer der Drachen sein würde, die einen Menschen als... Freund? ... bekommen würden. Aber es machte schon Sinn, irgendwie. Ich lief im Wald genau in deine Richtung, wie von einem Gefühl geleitet, und als ich dich sah, dachte ich nicht darüber nach, was ich tat, sondern kletterte einfach auf deinen Rücken. Auch unsere Augen scheinen fast die selbe Farbe zu haben."

Sprachlos lauschte ich der angenehmen Stimme in meinem Kopf. Nach einiger Zeit der Stille und des überlegens sagte ich: " Dann bist du wohl ein Drache und ich...dein Drachenreiter. Ich danke dir, dass du mich gerettet hast. Doch, so sehr ich mich auch freue, einen Drachen zu sehen.... Du weißt nicht zufällig, warum unser Dorf überfallen wurde?"
"Nein, leider nicht. Aber da ich ja wohl eh mit dir zusammenhänge, könnten wir es ja herausfinden. Aber nicht heute. Heute sollten wir ersteinmal nutzen, um uns kennenzulernen. Stelle mir doch eine Frage, Lyria."
"Ich wüsste nicht, was ich fragen sollte, Froldrym."
"Gut, dann fange ich an und erzähle dir etwas von mir. Ich sage dir etwas von mir und meiner mir schon bekannten Gabe. Denn ich mag zwar nicht sonderlich groß sein oder gut Feuer spucken können", sagte der kleine Drache, streckte sich kurz der Sonne entgegen und legte dann den Kopf auf seinen vorderen Krallen ab, "aber dafür kann ich mich unsichtbar machen."
Und dann verschwand er.

"Und was kannst du so?"

Froldrym - Das Verschwinden der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt