"Schwerer Verlust"

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Wieso? Wieso hatte er das getan?
Still rannten mir die Tränen meine Wangen hinab und ich wünschte mir, es wäre nur ein Traum. Doch es war leider die Realität und es würde nicht mehr lange dauern, bis ich meinen Vater für immer verlieren würde. Still stand ich in der Menschenmenge und sah zu dem Schafott hinauf, auf dem mein Vater mit einem Grinsen im Gesicht kniete. Wie konnte man in den letzten Minuten seines Lebens noch so glücklich wirken. Er hatte zwar wegen einer unheilbaren Krankheit, eh nicht mehr lange zu leben gehabt, doch wieso musste er sich dennoch freiwillig stellen. Um die zu schützen, die er liebte?

Nachdem er noch seine letzten Worte gesprochen hatte, hoben die Henker die Klingen und stießen ohne zu zögern zu. Wie ein Stich ins Herz traf mich dieser Moment. Ich wollte schreien. Wollte nach vorne zu ihm laufen. Doch wurde ich davon abgehalten. Mit einem Ruck zog mich jemand zu sich rum und drückte mich fest an seine Brust. Es war ein Junge, den ich erst ein paar Tage kannte, doch zu dem ich auch großes Vertrauen hatte. Auch wenn er vor hatte zur Marine zu gehen, wenn er erwachsen sei. Ich erstickte meine Laute, indem ich mein Gesicht näher an ihn drückte. Doch ließ ich den Tränen freien Lauf. Viele der Menschen jubelten, als der König der Piraten endlich hingerichtet wurde. Andere, die meisten von ihnen waren Piraten, waren anwesend, um meinem Vater Gol D Roger, die letzte Ehre zu erweisen. Ihm war es gelungen, den größten Schatz der Welt zu erbeuten. Das One Piece. Ich selbst hatte es noch nie gesehen. Und wusste ich auch nicht, wo er es versteckt hielt. Doch nun wurde das große Zeitalter der Piraten eingeläutet und sie würden sich alle auf die Suche nach dem größten Schatz der Welt machen.

Nur wenige wussten, wer ich wirklich war. Mein Vater sagte mir immer wieder, das ich niemandem meinen vollen Namen sagen sollte. Er wollte mich schützen. Denn er wusste, sollte herauskommen wer mein Vater war, würde die Marine wahrscheinlich ohne zu zögern mich festnehmen und ebenfalls hinrichten. Egal ob Kind oder nicht. Sie wollten die Blutlinie auslöschen.
Was meine Mutter anging, war sie wieder schwanger. Doch würde sie die Geburt nicht überstehen. Um das Baby zu schützen, hielt sie es weiterhin in sich, obwohl sie schon weit den Geburtstermin überschritten hatte. Ich hatte also die Wahl, ob ich bei meinem Vater sein wollte, oder bei meiner Mutter, die wahrscheinlich mittlerweile mein Geschwisterchen zur Welt gebracht hatte. Um das Baby würde sich jemand sorgen. Ich war ja mit meinen Sechs Jahren noch viel zu jung, um mich selber um es zu kümmern.

Tröstend wurde mir über den Rücken gestrichen und meine Tränen wollten einfach nicht trocknen.
"Du musst jetzt stark sein."
Versuchte er mich zu trösten, doch ohne Erfolg. Wie sollte man in so einer Situation noch stark sein, wenn man niemanden mehr hatte? Langsam leerte sich der Platz vor dem Schafott und auch der Piratenkönig wurde mittlerweile wieder abgeführt. Als ich mich langsam wieder von ihm löste, hielt ich meinen Kopf gesenkt. Mir fielen meine blonden Haare ins Gesicht und verdeckten meine vor weinen gerötete Augen. Er schaute besorgt zu mir hinab, doch Ruhe wurde mir nicht gegönnt. Ich wurde ruckartig an meinem Arm zur Seite gezogen und von einem großen jungen Mann mit gezerrt.
"Lass mich los!"
Giftete ich ihn noch an und versuchte mich zu befreien. Der andere Junge konnte nur hilflos mit ansehen, wie ich davon gezogen wurde. Ich kannte den Kerl nicht einmal und hatte Angst vor das, was mich erwarten würde.

Immer wieder versuchte ich mich los zu reißen. Doch sein Griff um meinem Arm war stark und vor allem war er verdammt grob zu mir.
"Verdammt noch mal!"
Fing ich an gegen seinen Arm zu schlagen, doch das schien ihn nicht einmal zu jucken."
"Lass mich endlich los! Wer bist du eigentlich?!"
Keifte ich ihn wütend an.
"Hör auf hier so rum zu schreien. Wir haben für große Vorstellung jetzt keine Zeit. Wir müssen hier weg."
Irritiert starrte ich auf seinen Hinterkopf.
"Von hier weg? Und was habe ich damit bitte zu tun? Ich kenne dich doch nicht mal!"
"Das wirst du bald. Also sei endlich still, bevor noch jemand auf uns aufmerksam wird."
Er zog mich weiter Richtung Hafen, wo er anscheinend ein kleines Boot vor Anker hatte. Anstatt mich sachte auf dieses nieder zu lassen, schmiss er mich förmlich in dieses hinein.
Vor Schmerzen keuchte ich auf und erhob mich langsam wieder.
"Geht's vielleicht noch brutaler?!"
Er reagierte auf mein Gemecker gar nicht erst, stieg selber auf das Boot und und band es vom Steg los. Er setzte das kleine Segel und wir entfernten uns immer weiter von der Insel.

Beleidigt und mit verschränkten Armen, saß ich auf dem Boden und fixierte den Kerl böse. Er ignorierte mich einfach und setzte sich an den Rand.
"Eine ganz schöne Nussschale hast du hier."
Er richtete seine gelben Augen, die einem Falken ähnelten, auf mich und durchbohrte mich mit ihnen.
"Du hast ein ganz schön großes Mundwerk. Aber was will man von der Tochter des Piratenkönigs schon erwarten. Er war auch nicht besser."
Ich horchte bei seinen Worten auf und ich nahm eine etwas entspanntere Haltung ein.
"Du kanntest meinen Vater?"
"Ja. Es hat daher einen Grund, wieso ich dich einfach so entführt habe. Aber das wirst du noch alles erfahren, wenn wir angekommen sind."
Stirnrunzelnd sah ich ihn an.
"Angekommen? Wo?"
"Das wirst du dann schon sehen."
Er wandt sich wieder von mir ab und legte sich zurück. Er schien wohl etwas schlafen zu wollen. Denn er schloss einfach die Augen und vertraute mir wohl, das ich ihn nicht einfach über Bord schmeißen würde. Naja, ich war dafür wohl auch eher zu schwach, als das ich einen Mann über Bord schmeißen könnte. Ich ließ mich einfach auf den Rücken sinken, verschränkte die Arme hinter den Kopf und schaute zu dem blauen Himmel hinauf. Ich war gespannt darauf, was mich erwarten und wie mein Leben wohl weitergehen würde.

One Piece - The Way of DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt