"Das Versprechen"

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"Ich werde der künftige König der Piraten."
Diesen Satz mussten wir uns Tag für Tag immer wieder anhören. Mittlerweile hatten wir uns mit dem Knirps wirklich sehr gut angefreundet, auch wenn er eine ziemlich große Klappe hatte. Er war sehr von sich überzeugt, das er eines Tagen das One Piece finden würde und somit Piratenkönig zu werden. Ich mochte den Kleinen. Er war mir sympathisch. Doch ich war mir nicht sicher, ob seine Selbstsicherheit ihm nicht eines Tages zum Verhängnis werden würde.

Mit dem Kopf auf meine Hand abgestützt, betrachtete ich die Truhe auf dem Tresen.
"Sag mal Shanks, wieso hast du die Kiste mitgeschleppt?"
Er schien leicht überrascht von meiner Frage, da ich diese erst jetzt stellte.
"Sind dir die anderen Piratenschiffe am Hafen nicht aufgefallen? Ich kann sowas Kostbares doch nicht einfach alleine auf dem Schiff zurück lassen."

Auf einmal wurde die Tür zu der Kneipe aufgerissen und finstere Gestalten traten ein. Schweigen legte sich über uns.
"Wir wollen ja ungerne stören."
Meldete sich dann anscheinend der Captain der Bande, die ebenfalls Piraten zu sein schienen.
"Wir hatten eine lange Reise und sind sehr durstig. Wir wollen daher alles an Bier, was da ist."
"Tut mir leid. Wir haben leider nichts mehr da." Antwortete daraufhin die Barbesitzerin hinter dem Tresen freundlich.
"Wie war das eben?"
Ich beobachtete die Kerle skeptisch aus dem Augenwinkel.
"Hast du sie nicht verstanden? Hier gibt es nichts mehr für euch. Meine Mannschaft und ich haben leider alles leer gesoffen."
Drehte sich Shanks leicht grinsend zu dem Typen um und stand von seinem Hocker auf. Er ging paar Schritte auf ihn zu und hielt ihm seinen Bierkrug entgegen.
"Wenn du möchtest, kannst du meines haben."
Grimmig sah er Shanks an und stieß ihn wütend, mit samt seinem Krug Bier, nach hinten. Unser Captain taumelte nach hinten und riss einige Hocker mit sich, während das Bier komplett über seiner Kleidung verschüttet war. Die Rothaar Piraten erhoben sich, doch Shanks hielt sie zurück.
"Schon gut. Es war ja bloß Bier. Das ist kein Grund hier gleich Streit anzufangen."
Shanks grinste bloß breit in die Runde und auch die anderen Mitglieder beruhigten sich wieder.
"Tch, wir hauen ab."
Die Piratenbande machte wieder kehrt, da es sowieso nichts zu holen gab.

Ich schnappte mir daraufhin ein Handtuch, begab mich zu Shanks und kniete mich vor ihm nieder.
"Du hättest dir das nicht gefallen lassen müssen."
Gab ich sanft von mir und fing an ihn trocken zu tupfen.
"Ach ist schon gut. Wegen so einer Kleinigkeit."
"Du hättest es dem Kerl richtig zeigen müssen!!"
Unser aller Blicke gingen zu Ruffy, der wütend auf dem Hocker stand und grimmig zu Shanks hinab schaute.
"Wieso lässt du dir sowas gefallen? So kann der nicht mit dir umgehen!"
"Nun komm mal wieder runter. Wegen so einer Kleinigkeit muss man nicht gleich ausrasten. Außerdem wollte ich nicht, das die Typen die Bar komplett kurz und klein hauen."
Versuchte Shanks ihn zu beruhigen und Ruffy knurrte nur vor sich hin.
Der kleine Schwarzhaarige wandt sich wieder von uns ab, während Shanks mich etwas entschuldigend anschaut.
"Lass das. Hör auf mich so anzusehen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich den Kerl auch gerne einen Kopf kürzer gemacht."
"Das kann ich mir gut vorstellen. Aber er war es einfach nicht wert."

Während Shanks sich langsam wieder erheben wollte, nahmen wir merkwürdige Schmatzgeräusche von der Seite wahr und schauten hinauf. Dort saß Ruffy und fiel anscheinend über etwas zu Essen her. Doch als wir uns dann wieder aufgerichtet hatten und sahen, was er dort aß, blieb uns fast das Herz stehen.
"Ruffy, bist du denn völlig lebensmüde?!"
Shanks ergriff sofort den Jungen und hielt ihn an den Beinen fest.
"Spuck sie sofort wieder aus!"
Er schüttelte an Ruffy, in der Hoffnung die Frucht würde einfach wieder aus ihm herausrutschen, während ich die leere Truhe auf dem Tresen begutachtete. Ruffy hatte sich tatsächlich über die Teufelsfrucht hergemacht.
Doch leider war es bereits zu spät. Geschockt sahen wir auf Ruffy hinab, der mittlerweile bis auf dem Boden gerutscht war, während Shanks allerdings immer noch seine Beine in den Händen hielt. Die Frucht machte ihrem Namen wirkliche alle Ehre. Denn Ruffys Beine hatten sich wie Gummi gedehnt, doch in ihm machte sich nun die Panik breit. Ruffy hatte anscheinend nicht damit gerechnet, was für eine Auswirkungen diese Früchte hatten.

Als Shanks ihn wieder los ließ und Ruffy sich aufrichten konnte, ging er den Rothaarigen abermals an.
"Was hast du mit mir gemacht?!"
"Wieso hast du Idiot die Frucht auch gegessen?! Ich hatte dir doch gesagt, dass die gefährlich sind!"
Knurrend standen die sich nun gegenüber. In der Tat hatte Shanks Ruffy davor gewarnt und auch davor, dass man dadurch nie wieder schwimmen könnte. Doch er hatte Shanks anscheinend nicht wirklich ernst genommen und nun war es geschehen. Ruffy wurde zu einem Teufelsfruchtträger, einem Gummimenschen.

Während der Rest der Crew noch ihren Rausch aus schliefen, ging ich schon relativ früh durch das kleine Dorf. Es war an sich sehr ruhig, doch ich hatte das Gefühl, seitdem wir hier aufgetaucht waren, ging alles drunter und drüber.
Aus der Ferne nahm ich Stimmen wahr und eine von ihnen gehörte eindeutig Ruffy. Es klang, als wenn er sich mit jemanden streiten würde. Als ich dichter kam, standen einige Dorfbewohner ebenfalls dort und versuchten Ruffy wohl noch abhalten zu wollen. Ich blickte an ihnen vorbei und sah, wie der Pirat von gestern Ruffy nur am Kragen hatte und vor sich in der Luft hielt. Er konnte es nicht lassen. Ruffy hatte sich wirklich mit dem Kerl angelegt und wollte ihm das von gestern heimzahlen.
"Guten Flug."
Der Pirat grinste hinterhältig, holte aus und schmiss Ruffy so weit es ging ins Meer.
"Ruffy, nein!"
Ich umgriff mein Schwert, wollte auf die Typen los gehen, doch hielt mich eine Hand auf meiner Schulter davon ab und zog mich wieder zurück. Als ich zurückblicken wollte, wurde mir nur etwas auf den Kopf gedrückt und sah, wie mein Captain an mir vorbei rannte und direkt in das Wasser sprang, während die anderen Crewmitglieder sich um die Verbrecher kümmerten. Shanks hatte mir seinen geliebten Strohhut aufgesetzt, da er mit diesem schlecht ins kühle Nass springen konnte.

Piraten konnten grausam sein, daher mussten auch einige von unseren Feinden ihr Leben lassen, während die anderen sich ergaben und festgesetzt wurden. Ich hingegen machte mir Sorgen um die anderen Beiden. Ich stand an dem Rand und schaute auf das Meer hinaus. Ich hoffte sehr, dass Shanks ihn retten konnte. Auch die anderen schauten besorgt um ihre Freunde hinaus. Kurz konnten wir Ruffy erkennen und auch ein riesiges Seeungeheuer, das direkt auf den kleinen Jungen losgehen wollte. Doch sahen wir auch kurze Zeit später Shanks, wie er schützend bei Ruffy trieb und das Ungeheuer, als es ein zweites Mal auf sie losgehen wollte, nur mit seinem bloßen Blick davon abhielt. Während das Seemonster zögerte, standen wir alle schockiert an Ort und Stelle. Doch niemand traf der Anblick wahrscheinlich so hart wie mich. Der Griff um meine Klinge verfestigte sich und langsam, und meine Umgebung gar nicht mehr wahrnehmend, zog ich mein Schwert aus der Scheide. Mein Ziel? Das Seemonster, das immer noch meine Freunde bedrohte. Nur auf mein Ziel fixiert, hob ich das Schwert in die Lüfte und sank es wieder mit einem einzigen Hieb. Durch die leichte Teilung des Wassers, erkannte man ganz genau den Weg des Luftschnittes und kurze Zeit später traf es auch sein Ziel. Das Monster teilte sich und auch Shanks sah nur überrascht dorthin, wie es langsam unter dem Meeresspiegel verschwand.

Kurze Zeit später, waren Shanks und Ruffy wieder an Land. Es herrschte eine merkwürdige Atmosphäre. Nachdem man sich um Shanks gekümmert hatte, waren wir wieder aufbruchbereit und Ruffy stand weinend vor Shanks, während ich Abseits stand und die beiden über die Schulter hinweg beobachtete. Shanks hatte sein Leben riskiert, um einen Freund zu retten, den er gerade mal ein paar Tage kannte. Als Shanks Ruffy beschützte, hatte das Seemonster Shanks Arm erwischt und diesen mit sich gerissen. Ein Arm für ein Leben, das war es ihm wert. Und er würde es wahrscheinlich jeder Zeit wieder tun.
"Nun hör endlich auf zu weinen. Ich habe dir doch schon gesagt, dass alles gut ist und wir uns sicherlich wiedersehen werden."
Doch Ruffy wollte sich nicht beruhigen. Shanks nahm daraufhin seinen Strohhut vom Kopf und setzte diesen auf Ruffys seinen, welcher dann überraschend inne hielt.
"Ich leihe ihn dir. Aber ich möchte ihn auf jeden Fall wieder haben. Verspreche mir, sobald du dein Ziel erreicht hast, dass du ihn mir wieder gibst."
Mit großen Augen sah Ruffy den Rothaarigen an und nickte, immer noch weinend, stolz.
"Hey Ruff."
Ich sah ihn nicht an, doch konnte ich seinen beleidigend Blick wegen dem Spitznamen in meinem Rücken spüren.
"Zeige mir, dass du es wert bist der künftige König der Piraten zu werden. Und wenn wir uns das nächste Mal sehen..."
Drehte ich mich grinsend in seine Richtung.
".....will ich Fortschritte sehen."
"Ich werde meine Ziel erreichen. Ich werde das One Piece finden und König der Piraten werden. Das verspreche ich euch!!"
Das war das, was wir von ihm hören wollten. Wir verabschiedeten uns, begaben uns auf das Schiff und segelten mit einem letzten Blick zurück weiter. Einerseits dachte ich, es sei ein Fehler gewesen diese Insel betreten zu haben, da wir einige Verluste hinnehmen mussten. Doch andererseits wären wir sonst niemals Ruffy begegnet und ich war wirklich sehr neugierig, ob er sein Ziel jemals erreichen würde.

One Piece - The Way of DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt