Winterheart ||| Winta

freeze

Auch nachdem beide unsere Teller leer sind sitzen wir noch unter der Stadt. Zwar nicht an den selben Plätzen, aber stehst noch hier und reden. Der Geruch des Essens liegt steht's in meiner Nase und wäre ich nicht satt würde ich gleich noch etwas bestellen. Dann aber aus meiner Brieftasche.
,,Als was Arbeitest du Yuta?" fragt mich der andere gezielt. ,,Ich glaube nicht das es dich wirklich interessiert."
,,Würde es mich nicht Interessieren, dann würde ich auch nicht fragen." stellt der Chinese mit einer sanften Stimme klar. ,,Na gut. Ich arbeite in einem kleinen Unternehmen als Intevestmentfondskaufmann."
,,Dort verdienst du bestimmt gut." Ich nicke, den ich muss sagen ich verdiene nicht schlecht. Bessere bezahlte Berufe gibt es immer, aber für mich reicht es vollkommen aus. Genauso gibt es schlechtere bezahlte Jobs. Einen davon hat Sicheng. Ich sehe wie lange er jeden Tag in der Kälte arbeiten, ohne Pause. Oft ohne etwas zu essen.
Alles an ihm ist kalt, wenn er in der Kälte ist. Seine Hände, seine Ohren, die keinerlei Schutz haben wie sein Gesicht und auch sein restlicher Körper ist nicht für die Kälte gut gekleidet. Es fällt mir noch mehr auf so länger ich neben ihm sitze. Die ausgelaugten Schuhe, die an vielen Stellen Kaputt sind, die Winterjacke, deren warmes Futter nicht mehr dick ist sondern dünn. So dünn das man meinen sollte das sie nicht mehr die Kälte abhält. Ich fühle mich schuldig ihn so zu sehen, dabei ist nichts davon meine Schuld. Doch ich habe einfach sein Essen angenommen ohne zu hinterfragen, ob er das Geld nicht braucht. Für sich selber. Für die Menschen die ihm nahe stehen. Die er liebt und die ihnen lieben.
Nun kann ich nichts mehr daran ändern. Womöglich möchte er es auch nicht. Denn sich wenn er friert, jede Stelle seines Körpers kalt ist. Ist sein Herz warm. Wärmer als von allen anderen Menschen, deren Herz in der Wärme ihres goldenen Hauses erfroren ist.
Das ist womöglich der Grund für den ich ihn so bewundere und bei jeden seiner sanften Worte die seinen Mund verlassen, bin ich faszinierte vom ihm. Die Art wie er redet, die Art wie er sich ausdrückt. Der Moment wenn ihm die richtige Worte nicht einfallen, ihm das Vokabular fehlt oder der Moment wenn er Sprachfehler macht. All dies macht ihn realer. Er ist nicht perfekt, wer ist das schon und dennoch fühlt es sich für mich so an.

Das ich so bald unser Gespräch beenden muss, finde ich selber schade. Noch länger hätte ich mit ihm hier gesessen und geredet. Doch die Zeit lässt dies nicht zu. So verschwindet er schon bald wie immer in den Menschenmassen. Ich setzte meinen Weg durch das weiße Puder fort, bis zu meinem warmen Zuhause. In dem mein Bester Freund bereits schon auf mich wartet. Ich Geselle mich zu ihm auf das Sofa, schnappe mir einer der warmen Tassen und Kuschel mich unter eine Decke während Dong Young uns einen Weihnachtsfilm einschaltet. Es ist einer meiner Lieblinge Weihnachtsgeschichten, die ich immer wieder hoch konzentriert ansehe, doch nicht heute. Heute schweben meine Gedanken nur um den Chinesen herum, mit den immer kalten Händen und der kaputten Kleidung. Ich frage mich wo er gerade ist. Was er macht. Wie es ihm geht. Aber hoffe im Inneren das er ihm warmen ist, so wie ich. Hoffe das er nicht friert.
Das es ihm gut geht.
Mit dieses Gedanken schlafe ich auch schon bald auf dem Sofa ein, auf dem Schoß von Dong Young.

Das ich am nächsten morgen mit schlimmen Rückenschmerzen aufwache und Dong Young mit Nacken schmerzen ist dabei kein Wunder. Aber auch nichts neues. Mit ein paar Streckungen sind die Schmerzen schnell verflogen und ich bin bereit für die Arbeit.

Von weitem lächle ich glücklich in die Richtung von Sicheng. Er sieht mich nicht, aber das habe ich auch nicht vor. Ich genieße es einfach nur ihn zu beobachten. Sein Engels Gesicht mit den braunen Schokoladen Augen.
Der weiße Schnee legt sie vorsichtig und voller sanft auf seinen dunklen Haaren ab, dort bleiben sie bis der Chinese sie mit seiner Hand entfernt. Nach wenigen Minuten ist sein Kopf wieder Schnee weiß, weshalb er es aufgibt, dagegen anzukämpfen und er verzweifelt nach oben sieht.
In den Wolken verdichteten Himmel und in die Schneeflocken, die nun den Weg auf sein blasses Gesicht finden.

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12.09.2018