Sie seufzte und sah mich an, "Wir können uns die Miete für die Wohnung, aber nicht mehr leisten, also habe ich Mr. Song gebeten uns beide für einige Zeit aufzunehmen ."
"Ganz sicher nicht!", normalerweise würde ich meine Mutter nie so anschreien, aber dieses mal konnte ich mich nicht beherrschen, "Ugh, ich will nicht bei der reichen tollen Familie wohnen für deine Mutter als Hausmädchen arbeitet! Diese Menschen sind schrecklich!"
Seit mein Vater uns vor einem Jahr verlassen hat geht es nur noch bergab. An allen Ecken müssen wir sparen und inzwischen habe ich schon den dritten Nebenjob angenommen, nur um meine Mum ein wenig zu unterstützen. Meine Noten leiden darunter zwar extrem, aber was soll ich schon großartig machen, wir brauchen das Geld eben.
Dass uns nun auch noch das Geld für die Miete fehlt ist schon schlimm genug, aber dass sie ihren Chef um Hilfe gebeten hat macht es nur noch schrecklicher.
Sie arbeitet als Hausmädchen bei einer wohlhabenden Familie, die jeden anderen der nicht wie sie als unwichtig ansahen - komisch, dass sie uns überhaupt aufnehmen.
Ohne weiter darüber zu diskutieren, packte meine Mutter unsere wenigen Besitztümer in der kleinen maroden Wohnung zusammen.
Genervt ließ ich sie einfach machen und begab mich in mein Zimmer nebenan, wo ich mich erschöpft aufs Bett fielen ließ. Es war zwar Samstag und ich hatte keine Schule, doch zu meinen Jobs musste ich trotzdem.
Die Gedanken an den spontanen Umzug ließen mich allerdings nur schlecht schlafen. Ich beschloss mich schnellst möglich nach einer neuen günstigen Wohnung um zu sehen und mich ein wenig mehr bei der Arbeit zu bemühen.
Den Umzug konnte ich sowieso nicht mehr verhindern, aber sehr lange würden wir bei dieser Familie nicht bleiben, da war ich mir sicher.
Immer noch müde am nächsten Morgen tapste ich auch meinem Zimmer und fand meine Mutter schlafen auf dem Boden in unserem kleinen Wohnzimmer, sie muss während des Einpackens gestern Nacht wohl eingeschlafen sein.
Ich ließ sie einfach noch ein wenig schlafen, machte Frühstück und packte dabei noch die restlichen Sachen zusammen - es war wirklich nicht viel was wir hatten. Drei Kartons und zwei Taschen, denn die Möbel in der Wohnung, gehörten unserem Vermieter.
"Oh Schatz, vielen Dank." ,verschlafen gähnte meine Mutter, als ich ihr den Teller mit Essen hinhielt. "Kein Problem, ich habe auch schon den Rest zusammen gepackt, obwohl ich immer noch dagegen bin.", sie nahm den Teller und lächelte trotz meiner Bemerkung.
Nachdem wir gegessen hatte meinte meine Mutter, dass wir gleich heute noch aus der Wohnung müsse.
"Na schön.", ich nahm zwei der Kartons und eine Tasche, beide brachte ich nach draußen. Es war nicht einfach, doch schließlich konnte ich die Kartons auf das Fahrrad stapeln.
Gerade als ich nochmal rein wollte, kam auch schon unser Vermieter um die Ecke, "Na seit ihr schon fertig?".
Ich verdrehte die Augen, dieser Mann mochte uns von Anfang an nicht, er war glücklich, dass wir gehen mussten, "Nach dem ich Sie gesehen habe, bin ich doch irgendwie froh zu gehen.". Zwar hatte ich versucht es leise zu sagen, doch sein Blick verriet, dass er es eindeutig gehört hatte.
Mit einem Lachen ging ich zu meiner Mutter, die gerade die letzten Sachen nahm und dabei war raus zu gehen. Sie stellten, den Karton nochmals draußen ab und drückte unserem Vermieter Mr. Choi, den Schlüssel wortlos in die Hand.
"Na dann lass uns gehen.", sie hob den Karton wieder hoch und ging die Straße entlang. "Warte doch!", so schnell ich konnte lief ich ihr mit dem Fahrrad, das ich nebenher schob, hinterher.
Das Haus lag ein ganzes Stückchen weit weg, aber schließlich waren wir da. Wir standen vor einem riesigen Anwesen, das umzäunt von einer Steinmauern war und der Eingang war ein großes eisernes Tor, das meine Mutter behutsam öffnete.
Ehe ich ihr folgte und rein ging, stellte ich das Fahrrad außen ab, nahm die etwas schweren Kartons und balancierte sie vor mir her.
Wir liefen den Weg, der links und rechts von dem Garten eingerahmt wurde, entlang zum Haus und meine Mutter klingelte an der Tür. Eine junge Frau, wohl auch eine Angestellte öffnete die Tür und ließ uns rein. Sie und meine Mutter redeten irgendetwas, doch ehrlich gesagt, hörte ich in diesem Moment nicht zu, viel zu fasziniert war ich von dieser Umgebung.
Ein Haus, in welchem man sich verlaufen kann und ein wunderschöner Garten, von der Garagen mal ganz abgesehen. "Diese Leute haben eindeutig zu viel Geld..", ich murmelte es lediglich vor mir her und wollte bloß nicht, dass es jemand hört.
"Das ist euer Zimmer.", sie hatte uns durch eine paar Räum geführt, hin zu unserem, während ich über als das hier nachdachte.
Der Raum war notdürftig eingerichtet, zwei Matratzen und ein Schrank.Ich stellte die Kartons und die Tasche vorerst in die Ecke des Zimmers.
"Nachher wenn Mr. und Mrs. Song wieder da sind bedanken wir uns bei ihnen.", ich nickte bloß als Antwort. Wozu denn bedanken? Für die Gnade uns einen Abstellraum zur Verfügung zu stellen?
Die Zeit bis zum späten Nachmittag, als das Ehepaar wieder kam, verbrachte ich damit, das kleine Zimmer ein bisschen gemütlicher zu machen.
Wie ein braves Mädchen stand ich neben meiner Mutter und nachdem gefühlt tausendsten 'Danke' und den unzähligen Verbeugungen, bekam ich schließlich auch noch das Vergnügen, die Tochter kennen zu lernen.
Sie war 17 Jahre alt, ebenso wie ich, doch mehr Gemeinsamkeiten hatten wir wohl wirklich nicht.
Ich verzichtete auf das gemeinsame Abendessen, zwar half ich meiner Mutter und den anderen Angestellten in der Küche beim Vorbereiten, aber danach verschwand ich nach draußen und setzte mich dort unter einen der Bäume. Gedanken verloren, blickte ich der Sonne beim Untergehen zu.
Der Mond stand schon hoch am Nachthimmel, als ich mich wieder durch den Hintereingang nach drinnen in die Küche begab.
Im dunkeln schlich ich durch die Küche und dabei merkte ich wie hungrig ich eigentlich war. In der Hoffnung etwas essbares zu finden, bevor jemand rein kommt und mich erwischt, ging ich so leise wie möglich sämtliche Schränke durch, als ich hörte, dass jemand vorsichtig eine Tür öffnete. Ich duckte mich hinter der Kücheninsel, ehe das Licht anging.
Durch das Licht der Lampe, fiel der Schatten, der Person direkt auf mich. Ich hörte Lachen und eine männliche Stimme, "Was machst du denn da?".
Mit leicht zusammen gekniffenen Augen drehte ich mich langsam nach hinten um und blickte nach oben.
