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P.oV. Maurice



Mein heutiger Tag war wie immer von düsteren Gedanken durchzogen. Schon heute früh bin ich mit dem Gedanken aufgewacht, dass der Tag schlimm werden würde. Ich ging entnervt in die kleine, viel zu enge Küche. Meine Geschwister und meine Eltern saßen bereits am gelblich verfärbten Küchentisch. Früher war er einmal weiß gewesen, genau wie die Stühle, an denen die Polsterung mittlerweile schon fleckig und abgenutzt aussah. Auch die Wände waren vergilbt, so wie eigentlich alles in dieser Wohnung, die eine Renovierung dringend mal nötig hätte. Aber dafür war nicht genug Geld da. Meine beiden kleinen Geschwister hatten Vorrang.
Wie immer fragte mich meine Mutter beim Frühstück, wie es mir ginge und wie immer antwortete ich, 'Danke, mir geht es gut!'. Seit Tagen - wohl eher Wochen - meinte ich es schon nicht mehr so. Tagelang habe ich die Wohnung nicht verlassen und meine Mutter schlug mir vor, heute etwas mit ihr zu unternehmen, doch ich lehnte ab. Wir fingen an zu streiten. Sie hat geschrien und ich.. ich habe es über mich ergehen lassen, während ich auf meinem mit Margarine und Tomaten belegten Brot herumkaute. Um was genau es bei ihrem Geschrei ging weiß ich nicht einmal mehr. Ich hörte ihr nicht zu, wenn sie mich anschrie. Ich schluckte den letzten Bissen meines Brotes herunter und verschwand aus der Haustür, während ich mir wütend meinen Rucksack schnappte. Die Tränen brannten mir in den Augen, als ich vor Wut kochend die kleine Straße entlang Richtung Bus stapfte. Früher war ich gern hier. Die Straße war schon immer kaum befahren und als Kind konnte ich hier wirklich erstklassig spielen. Obwohl unsere Wohnung recht günstig war, war unsere Gegend keine Schlechte. Die Straße hatte zwar kaum Laternen und viele Möglichkeiten zum Einkaufen gab es hier auch nicht, aber es war friedlich. Zwei Straßenecken weiter war auch schon die Bushaltestelle. 




„Eine Tageskarte bitte." Ich zahlte meine 7.20€ und ließ mich auf den Platz direkt hinter dem Busfahrer plumpsen. Ich kramte mein Smartphone aus der Tasche meiner viel zu dünnen Übergangsjacke und starrte auf das leere Display. Nach einer Weile entsperrte ich es und fing an meinem besten Freund Micha zu schreiben. Er weiß, dass ich viel Stress zu Hause habe und ist immer für mich da. Kurz bevor ich meine Nachricht absendete, erschien unter seinem Namen der Begriff 'Online'. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, doch im nächsten Moment verschwand es wieder. Seine Antwort fiel kurz aus. „Tut mir Leid, Chessies Eltern sind zu Besuch.". Ich verspürte einen kleinen Stich in der Brust und obwohl ich ihm sein Glück mit Chessie aufrichtig gönnte, wurde ich den Gedanken nicht los, dass es nicht fair wäre, dass er glücklich ist, während ich mich so fühlte. So leer. So verlassen und voller Pech. 


Ich stieg hastig aus, als ich ein schönes Café im vorbeifahren sah. Es war klein und ein wenig versteckt. Im inneren saßen ein paar Mädchen über ihren Büchern und Blättern in Zeichnungen vertieft. Einige liefen herum und schauten gelegentlich den anderen Mädchen über die Schulter.
Als ich den Laden betrat drehte keiner sich zu mir um. Keiner schien mich wahrzunehmen, was mir grade sehr entgegen kam. Ich hatte keine Lust darauf angestarrt zu werden. Oft genug falle ich mitmeinen 1.90m auf und oft genug starrten mich Mädchen mit erschrockenem Blick und mit ihren Freundinnen tuschelnd an. 
In einer Ecke fand ich einen kleinen runden von der Sonne beschienenen Tisch mit Blick aus dem riesigen Fenster und einem sehr gemütlich aussehenden Sessel, in den ich meinen Rucksack fallen ließ. Nur mein Geld nahm ich mit und bestellte mir am Tresen mit immer wieder nach hinten zu meinem Tisch haschenden Blicken einen Karamell Latte Macchiato.


Mit dem dampfenden Getränk in der Hand und 3.80€ weniger im Geldbeutel verschwand ich zurück an meinen Tisch. Mein Handy vibrierte zwei Mal kurz in meiner Jackentasche. Ich ignorierte es einfach und widmete mich meinem Getränk. Währenddessen beobachtete ich die Straße und musterte die verschiedenen Menschen, die vorbeischlenderten. Die Pärchen, die Hand in Hand herumliefen, die Freunde, die prustend nebeneinander herlaufen und die Kinder, die neben ihren Eltern her tollten. Meine Stimmung hob sich, als ein kleines Mädchen im Kinderwagen weinend umherschaute und aufhörte, als es mich ansah. Es fing an zu lächeln und ausnahmsweise ließ ich mich anstecken von dieser Fröhlichkeit der Unwissenheit.
Ich schlürfte an meinem Karamell Latte Macchiato und beobachtete auch die Leute innerhalb des Cafés. Hier gab es nicht viele Leute, kein Wunder, so klein und versteckt, wie dieses Café auch ist. Mein Smartphone vibrierte noch ein weiteres Mal und ich erbarmte mich es nun doch herauszuholen. Als ich meinen Bildschirm entsperrte überlief mich ein kalter Schauer. Die Wolldecke, die auf dem Sitz neben mir lag, kam mir grade recht. Ich zog sie über meine Beine und öffnete die Nachricht. Es war jemand aus der Uni.
Die üblichen schlechten Scherze, von den üblichen Leuten. „Maudadoof. Hast du schon gesehen, dass wieder so ein total ernst gemeinter Eintrag auf deinem ach so realen Lieblingsblog vom Tumorkind verfasst wurde!1!elf! Vampire! HA du bist zu Naiv Mo, wach endlich auf!" Es gibt sie. Ich war mir so sicher. Vielleicht wollte ich auch nur, dass sie real sind, damit meine Probleme im Vergleich mit dem Fakt der Existenz von Vampiren wie eine Kleinigkeit wirkten. Aber...Vampire... wie abgefahren wäre das? Wie Angsteinflößend der Gedanke daran ist. Mein ganzer Körper fängt an zu beben und mein Atem geht schneller, wenn ich nur daran denke, dass jeder hier ein Vampir sein könnte!
Tumorkind glaubt auch an Vampire, er würde zu gern einer werden schreibt er dieses Mal in seinem Blog. Er schreibt auch, dass er einem Vampir auf der Spur ist... Wie gern würde ich mal mit ihm reden... oder... ihr?


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Ja also... freut mich, wenn ihr bis hier hin gelesen habt! owo

Wenn es euch gefällt lasst mir doch gerne ein Favo und ein Kommentar da.. uhm joa uwu
Ich denke mal ich schreibe dann bald weiter, habe aber noch keine Ahnung ob ich das regelmäßig tun werde... o:

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