Kapitel 7

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„Rosa, wann bekomme ich denn endlich mein Eis?", quengelt Milan. Es ist immer so süß, dass er mich Rosa nennt, denn er kann weder Kyla noch Rose aussprechen.

„Gleich Engel. Wir machen es so, erst fahren wir in die Stadt, da ich noch eine Kindersitz, Zahnbürste und Klamotten für dich kaufen muss. Dort bekommst du dann dein Eis und dann fahren wir in ein Hotel, um dort noch ein bisschen zu spielen und dann schlafen zu gehen. Du willst doch bei mir schlafen oder?", frage ich ihn lieber nochmal.

Ich weiß, vielleicht ist es falsch ihn einfach zu mir zu nehmen, aber er ist mein Bruder! Und ich konnte ihn doch nicht einfach weiter bei dieser Hexe lassen, die anscheinend die Verlobte von meinem ‚Vater' ist. Bahhh, ich könnte kotzen, wenn ich daran denke! Und außerdem, wenn die Hexe, ihm alles genau erzählt, weiß er auch, dass ich Milan habe und er nicht in Gefahr ist. Wenn es aber doof läuft, wird die Polizei gerufen. Naja ist mir auch egal, ich habe mehr Recht als irgendwer anders, ihn bei mir zu haben!

„Natürlich Rosa, aber ich will gaaannzzz viel Eis. Denn von Jake bekomme ich immer nur eine Kugel und das finde ich total doof!", schmollt er und sieht dabei einfach zum anbeißen aus.

„Klar großer, bei mir darfst du dir aussuchen, wie viele Kugeln du haben willst. Aber die musst du dann auch alle essen!", warnte ich ihn. Er kicherte darauf nur. Süß.

Als wir endlich in der großen Mall angekommen sind, steige ich schnell aus und schnalle dann auch Milan ab und nehme ihn an die Hand.

Wir laufen direkt auf ein Eisstand zu und Milan bestellt sich eine Kugel Erdbeere, eine Schokolade und eine Kugel Vanille mit ganz vielen bunten Streuseln.

Nachdem ich das bezahlt habe, nehme ich ihn wieder an die Hand und schleppe ihn in die verschiedensten Geschäfte.

Nach dem vierten Geschäft oder so fragt er mich plötzlich: „Du Rosa? Warum bist du eigentlich gegangen? Wir haben dich alle schrecklich dolle vermisst"

Es macht mich traurig ihn so zu sehen und ihm einfach nicht wirklich alles sagen zu können.

„Ich habe dich auch sehr, sehr dolle vermisst! Aber jetzt haben wir uns ja wieder nicht wahr?", sage ich und nehme ihn auf den Arm. So gut es geht, denn ich habe schon drei Tüten in der Hand.

„Oui, das stimmt. Aber es hat sich soooo viel verändert", sagt er traurig.

„Was hat sich denn verändert, Engel?", frage ich ihn. Es interessiert mich wirklich sehr. Was kann sich denn bitte so sehr verändert haben? Und mich wundert es auch, dass er so viel schon erzählt, immerhin ist er erst 5 Jahre alt und sollte eigentlich nicht so viel von früher mehr wissen!

„Papa n'est pas là immer (ist nicht immer da). Er ist souvent (oft) nicht à la maison (zu Hause). Und immer dann bringen die Jungs irgendwelche komischen filles (Mädchen) mit, die ich nicht mag. Dann beachten sie mich nicht und die Mädchen sind am Morgen auch schon wieder weg! Ich muss immer alleine spielen oder mit Mary. In den Kindergarten werde ich auch von Mary gebracht et mes copains (und meine Freunde) dürfen auch nie  kommen. C'est doof (Das ist doof)!", quengelt er. Ich bin fassungslos! Mein kleiner Bruder, der liebste auf der ganzen Welt, wird quasi von unserer Familie ignoriert und nur Mary, unsere ‚Putzfrau/Köchin' kümmert sich noch um ihm. Das geht überhaupt gar nicht. Außerdem wurde ihm nichtmal Spanisch beigebracht. Er kann nur Französisch noch sprechen und das wahrscheinlich von den wenigen malen, die unser ‚Vater' zu Hause war. Wenn ich einen von meinen drei Brüdern morgen sehe, könne sie sich auf etwas gefasst machen. Das verspreche ich!

„Ach Schatz, das werde ich schon regeln, okay? Wir reden morgen mit Jason, Jake und Luke in Ordnung? Dann kannst du denen das auch nochmal sagen und ich werde sie auch schön anmotzen, sodass sie dich wieder viel beachten okay?", frage ich ihn und versuche ihm ein lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es funktioniert, jedoch nur so halb. Denn seine Augen funkeln nicht.

„Mais..., mais (aber..., aber) ich will nicht, dass sie sauer werden und mich anschreien?", teilt er mir ängstlich mit. Ich fasse es nicht! Jetzt balle ich meine Hände zu Fäusten. Und frage ihn wütend: „Haben sie dich schonmal angeschrien?"

„Non, aber sie schreien sich immer gegenseitig an oder irgendwen anders", erzählt er mir. Ich atme erleichtert aus. Das wäre es ja auch noch gewesen!

Ich nicke ihm nur noch zur Bestätigung zu und mache mich mit ihm jetzt auf in den letzte Laden, da er noch einen Kindersitz braucht!

Auch endlich fertig damit, gehen wir zurück zu meinem Auto (Audi q8)! Das ist aber nur mein Auto für wenn ich mal mehr Sachen mitnehmen muss, denn in meinen r8 passt leider nicht so viel rein. Aber was soll's, ist einfach ein geiles Auto!

Ihr fragt euch bestimmt, woher ich das viele Geld habe?! Nein, es kommt nicht von meinem Daddy, aber es erklärt sich noch von selbst, woher ich so viel Geld habe.

„Rosa, je veux aller (ich will (gehen)) aber in ein ganz cooles Hotel mit dir. Es soll so aussehen, wie in den ganzen Filmen", fordert Milan. Ich muss schmunzeln. War ja klar. Aber natürlich werde ich nur das beste Hotel nehmen.

„Klar großer! Wir werden das beste Hotel nehmen und das schönste Zimmer bekommen", versprach ich ihm. Er quietsche nur noch ein Juhu und ich googelte 5 Sterne Hotels hier in der Nähe. Und tatsächlich habe ich eins direkt 10 Minuten von hier entfernt gefunden. Es ist irgendeine Kette, die in der ganzen Welt vertreten ist und dem Besitzer gehört auch noch Audi. Na wenn die nicht mal Geld habe. Aber naja, immerhin haben die geile Autos. Aber mal ganz ehrlich, warum schreiben die das so öffentlich hin, dass ihnen auch noch Audi gehört, nur wenn ich auf das Hotel klicke, die haben Aufmerksamkeit anscheinend sehr nötig.

Also mache ich mich mit Milan an der einen Hand und den Tüten in der anderen Hand auf den Weg zum Auto.

Nach knappen 10 Minuten erreichen wir auch schon das Hotel und Milan und ich kommen gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Das ist wohl das mit Abstand geilste Hotel, was ich bis jetzt gesehen habe. Und ich habe schon so ein paar tolle gesehen!

„Rosa, Rosa, c'est très cool! (Das ist sehr cool)", sagt Milan fasziniert und zupft dabei an meinem Ärmel. Ich nicke ihm nur zu und lächele.


(1082 Wörter)

Loving can hurt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt