1. Neues Schuljahr

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"Anne! Kommst du endlich?" Langsam öffne ich meine Augen, verschlafen reibe ich mir über diese. Als mir klar wurde welcher Tag heute ist, strample ich die Decke von meinen Füßen. "Tut mir Leid, liebes Bett" Ich streiche mit meiner Hand lächelnd über den weichen Stoff." aber heute ist ein prachtvoller Tag." 

Auf den letzten Stufen bleibe ich stehen und zog laut den Duft des frischen Brotes ein. Marilla ist einfach eine wundervolle Köchin. Die letzten Stufen gehe ich auch noch runter, bis mein Blick auf leicht graues Haar hinter einer Zeitung traf. Ich fange an noch breiter zu lächeln und gehe auf Matthew zu, um ihn auf die Schulter zu tätscheln. Durch seine leicht rostige Brille schaut er mich verwundert an. "Was ein vielversprechender Tag, nicht wahr Matthew." Flötete ich durch den Raum und setzte mich gegenüber von Marilla. Diese schaut mich, wie Matthew, leicht lächelnd an. "Wenn du meinst, Anne." Meint Matthew und faltet seine Zeitung erneut auf. Genüsslich beiße ich in die Scheibe Brot.

Wie immer warte ich bei der Kreuzung im Wald auf Diana. Als ich ihre wunderschönen schwarzen Haare erblicke, renne ich auf sie zu und umarme sie stürmisch.

"Ich freu mich auch dich zu sehen, schöne Anne." Sagt sie und macht ein Knicks. Ich räuspere mich und erhebe mein Kinn." Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, allerliebste Diana." Erkläre ich in einem ungewöhlich hohem Tonfall. Wir beide fangen an zu lachen und machen uns gemeinsam auf den Weg zur Schule.

"Der Wind ist wirklich atemberaubend, so wunderbar erfrischend im Sommer und doch auch wirksam." Philosophiere ich und gehe mit Diana neben mir, den kleinen Hügel zur dahinterliegenden Schule hinauf. "Wow Anne, ich beneide dich jeden Tag aufs Neue. Aufgrund deiner Fantasie." Meint Diana lächelnd und ich schaue sie nur fasziniert an. Sie weiß gar nicht wie ich sie um ihre schöne Ausstrahlung beneide, ich dagegen habe karottenfarbige Haare und ein Gesicht voller Sommersprossen.

Die Milch zum Bach gebracht gehen wir beide, Seite an Seite in die Schule.

Gilberts Sicht

Schon die ganze Zeit reden Billy und die anderen Jungs auf mich ein. Sie sprachen mal über ihre Pläne oder auch über die Mädchen in unserer Klasse. Nur halbherzig lausche ich ihren Worten, bis die Tür aufgeht und ich wie die Male davor hoffe das es Anne mit Diana ist.

Mein Blick blieb an der rothaarigen Person hängen, die mit Diana hinein kommt. Ich schaue auf jede ihrer Bewegungen, wie sie den Mantel auszieht und langsam den mit ein paar Blumen besteckten Hut vom Kopf nimmt. Bei dem Gedanken, wie sie beim Anblick der Blumen lächelt, musste ich leicht schmunzeln.

Plötzlich ist Anne nicht mehr in meinem Sichtfeld, sondern eine sich bewegende Hand. Seufzend drehe ich mich zur schuldigen Person um, es war Billy.

Manchmal regt mich dieser Junge echt auf. Ok, was bedeutet hier manchmal..." Sag mir nicht, dass du dich echt für diese...diese Göre interessierst." Sagt er in einen abfälligen Ton und deutet zum Gang, wo Anne gerade zu ihrem Platz geht.

"Sag sowas nicht zu ihr." Murmele ich mit bissiger Stimme. Ich kann gar nicht verhindern, dass sich meine Hände zu Fäusten verkrampfen. "Sonst was, Blythe?" Lacht er und schaut seine Freunde an, sodass diese auch leicht schmunzeln.

Mein zorniger Blick geht zu seinen Freunden, worauf alle verstummen und die meisten Blicke zu Boden gehen.

Ich darf meine Kontrolle nicht schon wieder verlieren und Billy eine hauen. Aber wenn es um Anne geht, versagt mein Verstand. "Das willst du gar nicht wissen, Billy." Zische ich und baue mich vor ihm auf.

In dem Moment öffnet sich die Tür und Miss Stacy betritt den Raum. Als ich wieder zu Billy blicke, war dieser und der Rest schon auf den jeweiligen Plätzen verschwunden.

Immer wieder in dieser Stunde ging mein Blick ungewollt zu Anne.

Annes Sicht

Die Worte von Miss Stacy bewundern mich immer wieder, deswegen auch der Wunsch Lehrerin zu werden. In meinen Augen bringen Ereignisse einen dazu den richtigen Weg einzuschlagen. Ich frage mich, was Gilbert dazu brachte den Beruf als Arzt anzustreben. Bei dem Gedanken an ihn schweift mein Blick zu ihn und leicht lächelnd muss ich feststellen, dass er auch gerade zu mir schaut. Was ein ungewöhlicher Zufall. Als ich wieder nach Vorne schaue, muss ich erneut grinsen. Wieso bloß?

Nach der lehrreichen Stunde, gehe ich mit Diana zu den anderen in die Ecke, um zu essen.
Auf dem Weg berührt Diana meine Schulter. Fragend schaue ich sie an. "Wusstest du, dass Gilbert die ganze Zeit kein Auge von dir lassen konnte." Geschockt schaue ich sie an. "Das ist nicht wahr!" Sage ich nun etwas zu schnell und zu laut. "Was ist nicht wahr?" Fragt uns Ruby, als wir uns in die Runde setzen.

"Nicht so wichtig." Meint Diana, welche sich neben mir setzt. "Ich habe Anne nur von meinen Ferien  bei meiner Tante erzählt." Fragend schaut Ruby Diana an und schon fängt sie an von ihren Ferien zu erzählen. Als ich meine Sachen auspacke, fällt mir auf das ich meine Milch vergessen habe. "Ich habe wirklich eine vergessliche Ader." Murmle ich zu mir selber. "Ich bin sofort wieder da." Erkläre ich in die Runde. Ich bekomme von allen ein kurzes Nicken, bevor sie sich wieder Diana zuwenden.

In meinen Gedanken, über meine Charakterzüge vertieft, gehe ich mit schnellen Schritten durch die Tür. Mein Blick auf den Boden, gehe ich um die Ecke. Plötzlich ist vor mir ein Widerstand, gegen den ich pralle und schon fall ich zu Boden. "Oh das tut mir Leid, Anne. Ich habe dich nicht gesehen." Als mein Blick hoch zu Gilbert geht, kratzt er sich verlegen im Nacken.

"Du solltest besser aufpassen." Meine ich schnippisch. Ich bin gerade nicht in der Fassung, auf ein Gespräch mit Gilbert. "Schön das es dir gut geht." Sagt er schmunzelnd und hält mir seine Hand hin.

Ich ergreife seine Hand und war auf seinen starken schwungvollen Griff nicht vorbereitet, weswegen ich mit voller Wucht gegen seine Brust knalle. Geschockt weite ich die Augen und mache schnell ein paar Schritte zurück.

Die kurze Sekunde in seinen Armen war aufjedenfall zu viel, was er anscheinend nicht so sieht. Er schaut mich leicht schmunzelnd an und kratzt sich schon wieder im Nacken. Mein Herz klopft auf einmal so komisch und ich schaue hoch in Gilberts Augen. In dem Moment schaut er auch mich an und lächelt. Ich weiß nicht wieso, aber ich muss auch lächeln.

Sekunden vergingen und als sich mein Gehirn wieder anschaltet, drehe ich mich schnell um und lauf wieder rein.

Völlig aus der Puste, setze ich mich wieder in die kleine aber elegante Runde. "Was ist denn mit dir passiert?" Schaut mich Ruby mit großen Augen an.

AnnE and Gilbert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt