7.Zweimal ist einmal zu viel?

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Gilberts Sicht

Ich dachte nicht, dass es überhaupt möglich ist. Leider ist die Zukunft ein ungeschriebenes Buch und es ist doch passiert. "Ich habe jemanden getroffen, den ich hasse."

Als ich diese Worte einem guten Freund mitteile, reagiert er jedoch anders als erwartet.

Nicht mit: "Oh du meine Güte, was ist passiert" oder "So schlimm?" Stattdesssen fing der Mann vor mir an zu lachen.

"Das ist alles?" Er quiekt auf und schnappt panisch nach Luft.

"Ich hasse auch viele Leute, beispielsweise den neuen Typen, der meint sich seit geraumer Zeit an Mary ranmachen zu müssen."

Im Gedanken daran, muss Bash seufzen und richtet sich im Stuhl auf. Sodass auch das Gelächter langsam ausklingt.

"Bei mir ist es eine ähnliche Situation."

Mein Blick wandert zum Rest von meinem mit Marmelade beschmierten Brot. Worin ich nur rumstocher, seit geraumer Zeit. Aus irgendeinem Grund komme ich nicht damit klar Menschen zu verachten, weil ich stets versuche das gute in den Menschen zu erkennen.

"Solange es bei dir niemand ist der mein Mädchen anschmachtet, kann ich damit leben."

Seine Augen durchbohren mich und suchen nach Anzeichen für die miserable Laune, welche ich seit Stunden hege. "Nein zufällig nicht."

Ich kann nicht verhindern, dass ich leicht schmunzeln muss. " Versucht sich etwa jemand an deine Anne ranzumachen?"

Mein kurzes Schweigen ist ihm anscheinend Antwort genug.

"Das ist doch kein Problem. Mit deinem Aussehen schlägst du den doch locker in den Wind." Ich kann wie gewöhnlich nur grinsen über Aussagen wie diese.

"Ich bin zwar nicht an Anne.." Ich richte mich auf. "...in dieser Weise interessiert, aber dennoch möchte ich nicht das sie sich mit so jemanden abgibt."

Bash schmunzelt. " Wenn du nicht in dieser Weise an ihr interessiert bist, wo liegt dann das Problem. Komm mir nicht das es hier um ihr Allgemeinwohl oder sowas geht, um andere Mädchen machst du dir auch nicht solche Gedanken."

Er stellt sich hin und betrachtet mich innig. "Aber wenn es dir so wichtig ist, dann zeige ihr dein Interesse an ihr. Ich meine an ihrem Allgemeinwohl und beweise ihr das du Manns genung bist, um diesen Milchbubi zu überbieten."

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Auch Stunden nach dem Verlassen und der Ansage von Bash, kann ich mich nicht konzentrieren.

Ich sollte mich zusammenreißen, schließlich kenne ich den Typ erst seit ein paar Stunden und auch wenn man merkt, dass er zu offen gegenüber Anne ist, kann es doch auch sein das er es bei jedem Mädchen macht.

Heute wollen Anne, Diana, Ruby und ich uns in unserem kleinen "Palast", wie Anne es immer nennt, im Wald treffen. Kurz nachdem Verlassen des Hauses, mach ich mich auf den Weg. Der Wind zieht durch meine Klamotten und kurzerhand klammere ich meine Jacke enger um meinen Körper.

Im Wald angekommen, seh ich bereits ein blonden Haarschopf zwischen den Bäumen heraus blitzen. Unwillkürlich sinken meine Schultern, ohne das ich es beeinflussen kann. Mein breites Lächeln geht zu einem einfachen Schmunzeln über. Sie wird wohl da sein.

"Hey Ruby!" Der kleine blonde Haarschopf taucht hinter einer nicht gebrauchten Holzplatte hervor. Ihre großen Augen fixieren mich augenblicklich und sie lächelt kurz, ehe sie sich wieder umdreht.

Annes Sicht

Ruby und ich sitzen schon seit geraumer Zeit in unserer Hütte und ich muss sagen, dass die Zeit noch nie so schnell verflogen ist. Ich habe angefangen ein neues Buch zu schreiben, dieses Mal spielt sie in einer fiktiven Welt. Hauptsächlich geht es um Drachen, Elfen und natürlich zwei die alles aufs Spiel setzen, um ihre große Liebe zu beschützen. Gibt es denn überhaupt etwas Schöneres?

"Anne..." Plötzlich unterbricht Ruby die angenehme Stille, welche sich über unseren Köpfen gebildet hat. Ihr nüchterner Blick ruht auf mir und ihre Augen wirken größer als sonst. "Wieso willst du was von Gilbert?" Die Frage kam so plötzlich, dass sie mich komplett aus der Bahn wirft. Meint sie das wirklich Ernst?! "Ich? Ich will doch nichts von diesem...diesem...du weißt schon Gilbert halt- ähm..was sollte ich denn von ihm wollen?" Meine Stimme zittert und meine Atmung geht nur unkontrolliert. "Also stimmt es?" Ruby sieht auf einmal leicht schockiert aus und sie rückt ein Stück näher an meinen Platz. "Wie? Stimmt was?" Mein verwirrter und zugleich auch schockierter Blick über die direkte Ansprache muss Bände sprechen, denn Ruby wollte gleich zur Antwort ansetzen. Als..

"Hey Ruby!" Seine angenehme Stimme würde ich überall wieder erkennen. Gilbert ist da.

Augenblicklich hellt sich Rubys Blick auf und sie setzt ein verlegen wirkendes Lächeln auf, während sie sich erhebt. Kurz schaut sie weg, dann blickt sie mich wieder an. "Auch wenn du ihn magst, will ich ihn immer noch als Zukünftigen. Also werde ich ihn jetzt auch normal begrüßen."

Ruby wirkt als würde sie einem Kleinkind eine Lektion erteilen, dementsprechend fang ich auch an zu kichern. Was ist hier nur los? Ich will doch gar nichts von Gilbert.

Gilbert

Ruby strahlt mich an und auch wenn ihre Art mir zu offen ist, muss ich dennoch zurück lächeln. Neben ihr erkenne ich einen kleinen Rotschopf, der sich auch noch bewegt. Kurz darauf erscheint Anne und streckt sich, während sie aufsteht. Meine Hände fangen an zu schwitzen und ich kann nur grinsen, als sie mich wie immer mit diesem verträumten Blick beobachtet. Für die paar Sekunden, als sich unsere Blicke treffen und mein Herz stillsteht, wird mir eins klar. Anne ist in meinem Herzen noch mehr als nur eine Freundin. Was genau sie dort für einen Platz einnimmt, ist mir noch nicht klar.

Nachdem Ruby und Anne mich zum erneuten Schreiben in irgendeinem Buch überredet haben, sitzen wir nach einer Stunde einfach nur da und reden.

"Was haltet ihr eigentlich von diesem neuen Jungen, Alexander oder so?" Als Ruby diese Frage stellt, wandert mein Blick automatisch zu dem kleinen Rotschopf rechts neben mir. Anne wirkt plötzlich angespannt und man merkt, dass ihr das Thema nicht gefällt.

"Das würde ich auch gerne wissen." Die Stimme ertönt direkt hinter mir und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Augenblick verspanne ich mich, stehe in Sekundenschnelle auf und werfe unserem Gast einen eiskalten Blick zu.

Diesen Jungen muss man wirklich nicht zweimal am Tag unter die Augen treten.

AnnE and Gilbert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt