3. Alles fängt irgendwann an

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Gilberts Sicht

Ich muss zugeben, dass ein kleiner Teil in mir schon enttäuscht wahr, als beide und besonders Anne einfach gingen. Langsam und niedergeschlagen gehe ich über unseren Hof bis zum Eingang. Gerade als ich die Tür öffnen wollte schaue ich runter zur Fußmatte. Dort liegt ein Brief, welchen ich sofort hochnehme. Gespannt schaue ich drauf, er ist von Diana. Nur halbherzig öffne ich die Tür und hänge Mütze und Mantel auf. Schnell setze ich mich an den Tisch und beginne ihn zu öffnen.

"Es ist auch schön dich zusehen, Gilbert." Meint plötzlich Bash, welcher direkt neben mir sitzt. Geschockt hielt ich mir die Hand an die Brust. "Erschreck mich doch nicht so." Sage ich immer noch leicht geschockt und schaue zu Bash. Dieser rollt bloß vielsagend mit den Augen und schaut fragend auf den noch gefaltenen Brief in meiner Hand. "Fühlt sich deine Geliebte nicht bereit, mit dir in echt zu sprechen." Meint er und wackelt spitzbübisch lächelnd mit den Augenbrauen, bei dem Wort Geliebte. Ich schüttle bloß lächelnd den Kopf. "Der Brief ist nicht von Anne. Und sie ist auch nicht meine Geliebte." Antworte ich ihm und stelle klar, dass Anne und ich nur Freunde sind. Wenn überhaupt das, bei diesen Gedanken spüre ich auf einmal einen ziehenden Schmerz in der Brust. "Ja, ja. Genau und ich empfinde nichts für Mary." Meint er voller Ironie und grinst immer noch über beide Ohren.

 "Ich mein das Ernst. Sie ist ganz nett." Das war gelogen, dass merke ich sogar selber. Sie ist viel mehr als nur nett. Sie ist atemberaubend, wunder... "Ganz nett? Deswegen grinst du auch gerade wie ein Honigkuchenpferd. Aber irgendwann gestehst du es dir schon selbst. Von wem ist denn jetzt der Brief?" Schnell schüttle ich die Gedanken von Anne ab. "Diana. Ihre Freundin." Erkläre ich Bash die Situation. "Diese Diana mag dich doch nicht auch oder? Denn sonst wird es echt kompliziert..." Schnell unterbreche ich seine laut ausgesprochenen Gedanken. "Nein, natürlich nicht."

Langsam entfalte ich den Brief, wenn man es überhaupt Brief nennen kann, es ist ohne Absender oder sonst was, es steht bloß "An Gilbert" drauf und in der Ecke Diana. Sie muss ihn nach der Schule hier hingelegt haben. Trotzdem stand ein kleiner Text auf dem Zettel:

Lieber Gilbert,

ich schreibe dir diesen kleinen Text, um dich zu fragen ob du uns doch beim Bau helfen kannst. Anne meinte es nicht so, als sie meinte es geht dich nichts an. Aber ich glaube das weißt du auch selber. Bitte komm in einer halben Stunde zu uns, Anne wird auch da sein. Vielleicht kannst du irgendwas für den Bau mitbringen.

Grüße,

Diana

Also, schön zu wissen das sie mich doch dabei haben wollen. Ungewollt fange ich an zu grinsen bei dem Gedanken, dass Anne auch da sein wird. "Es muss doch was mit deiner Geliebten zu tun haben, sonst würdest du nicht so grinsen." Meint Bash und nimmt mir den Zettel aus der Hand. Nach einem kurzen Moment grinste er siegessicher. "Ich wusste es. Also wie ich mir schon denken kann wirst du auf jeden Fall gehen." Ich weiß nicht wieso, aber ich musste leicht schmunzeln. Bash kann wirklich schon gut lesen, für die paar Stunden Unterricht bei mir. Bash selber,  neben mir stellt sich aufrecht hin. "Also ich muss Mary von der Arbeit abholen, aber dir noch viel Spaß mit deiner "Nicht Geliebten"." Meint er und ist schon durch die Tür nach draußen gegangen.

Eine halbe Stunde später gehe ich pünktlich los, mit vielleicht hilfreichen Gegenständen in der Hand.

Annes Sicht 

Immer noch geschockt schaue ich den mir gegenüber an. "Was machst du hier, Gilbert?" Frage ich völlig geschockt. "Wusstest du nicht das ich komme?" Er sieht mich an, als wäre ich hier die Komische. "Nein, ich wusste nicht das du auch kommst." Zische ich eher zu Diana, welche hinter mir steht und nur mit den Schultern zuckt. "Wenn du nicht willst, dass ich bleibe kann ich auch gehen." Meint er und wendet sich zum Gehen. Als er rechts an mir vorbei gehen will, halte ich ihn fest. Sein Blick geht zu mir und dann zu seinem Handgelenk, welches ich festhalte. Ich lasse schnell davon ab. Niedergeschlagen senke ich den Blick zum Boden. "So meinte ich das nicht." Murmle ich leise vor mir hin und nahm letztendlich meinen Mut zusammen und schaue in seine beeindruckenden Augen. "Ich möchte nicht das du gehst." Noch bevor ich es verhindern konnte, hatte ich diesen Satz laut ausgesprochen. In seinem Gesicht sehe ich erst etwas überraschendes, kurz darauf bildet sich ein schönes Lächeln auf seinen Lippen. "Du willst also nicht, dass ich gehe." Meint er plötzlich und macht einen Schritt auf mich zu. Erneut schaue ich in sein Gesicht. Sein Grinsen wird breiter und er schaut mir in die Augen, was ich ihm bei diesen Augen einfach gleich tun muss. Schnell sammle ich mich wieder und mache einen Schritt zurück. "So meinte ich das wieder nicht." Sage ich und schüttle den Kopf, um seinen intensiven Blick zu entkommen.

Ich drücke ihn zur Seite und gehe mit schnellen Schritten auf Diana zu, welche das ganze nur beobachtet hat. Direkt vor ihr bleibe ich stehen und ziehe ihre Aufmerksamkeit auf mich. "Können wir los?"

Am Hof unseres Palastes angekommen, kann ich nicht anders und betrachte für ein paar Sekunden den Rest von unserem Rückzugsort. In vielen Büchern kann man von Dingen lesen, die irgendwann neu anfangen. Aber in dem Moment, wo ich hier im Wald stand, konnte ich mich nicht damit abfinden das dieser Teil meines Lebens vorbei ist. Das ist der Grund, warum ich genau jetzt hier stehe und entschlossen bin, den Palast im neuen Licht erstrahlen zu lassen.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ruby steht auf einmal neben mir und lächelt aufrichtig. "Denk nicht so viel über die Vergangenheit nach, mit Gilberts Hilfe wird es bestimmt noch schöner als vorher." Meint sie mit einem Funkeln in ihren Augen. Manchmal wundere ich mich wirklich über Ruby, wie kann man einen Jungen so sehr verehren. Ich hoffe bei den beiden wird es keine tragische Liebesgeschichte. "Das hoffe ich auch, Ruby" Meine ich zu Ruby und nimm eine zerbrochene Skulptur von Cole in die Hand.

" Also lasst uns beginnen."





AnnE and Gilbert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt