POV Delian
Delian erwachte durch laute Schreie einer alten Frau. Er sah sich um und fand sich im Staub, auf dem kalten Boden einer Straße wieder. Was war geschehen? Er hielt sich den Kopf, dieser schmerzte. Als er zu seiner kleinen, schmutzigen Hand sah fiel es ihm wieder ein. Der harte Schlag des Monsters mit seinem Schwert, das Delian am Hinterkopf traf und er zu Boden stürzte. Die Schreie seiner Mutter und ihr warmes Blut, dass über seine Stirn ran. Tränen stiegen in seine Augen, doch er wischte sie sofort mit dem Ärmel seines zerschlissen Hemdes fort. Sie sollten ihn nicht weinen sehen. Er würde ihnen keine Schwäche zeigen an der sie sich belustigen könnten.
Er schloss seine Augen und blendete alles um sich herum aus. Die beruhigende stimme seines Vaters klag in seinen Ohren wieder.
»Du musst bald zum Mann werden mein Sohn. Sei stark und tapfer, so wie unsere Vorfahren es einst wahren. Und denk daran, die Götter haben für jeden von uns einen Plan, Deli. Auch für dich.«
Als die längst vergangenen Worte seines Vaters in Delian's Ohren verklungen waren, öffnete er seine Augen wieder und sah zu der alten Frau, deren Geschrei plötzlich verstummt war. In ihrem Blut lag sie vor dem Kind und ihr Haupt lag einige Zentimeter weiter von ihrem Körper - abgetrennt durch das Gladius des Mannes, durch das auch seine Mutter umgekommen war. Mit dem schurrendem Geräusch, eine wieder in das Heft geschobenen Gladius, schrak Deli auf und hielt den Atem an. "Komm Junge! Dir wird es sicher gut in Rom gefallen!", lachte das Monster und packte den Jungen am Arm - schliff ihn hinter sich her durch den Staub, der sich in die Lunge des Junge drängte und dieser dadurch anfing zu röcheln und zu husten.
"Rein mit ihm zu den anderen!" Der Legionär stieß den Jungen in die Arme eines andern Soldaten und dieser öffnete das Gitter des Gefängnisses auf vier Rädern, um ihn dann dort hinein zu schleudern. Deli landete vor den Füßen eines ihm bekannten. "Antonius!" der Junge erkannte seinen alten Hauslehrer, der ihn seit seines sechsten Lebensjahres unterrichtete. Er war es auch gewesen, der dem Jungen vom Leben ausserhalb ihrer Insel erzählte. Eines Tages kam Delians Vater von seinen langen Reisen zurück und hatte Antonius mit gebracht. Er hatte dem alten Händler das Leben gerettet. Und dieser dankte es ihm mit dem Unterrichten seines einzigen Sohnes.
"Shhh...Deli, mein guter Junge." Antonius umarmte Delian und legte seinen Braunen Umhang um den zitternden Jungen um ihm etwas Wärme zu schenken. Es war bereits Herbst und bald würde der gnadenlose Winter Einzug halten.
Deli schloss die Augen, hatte er doch nicht erwartet jemals wieder auf einen geliebten Menschen zu treffen. Er dachte das auch Antonius Tod vor den Toren von Bath lag, so wie sein tapferer Vater und der Rest seiner Familie."Vater!" Deli schluchzte in den Schoß des Kaufmannes und dieser strich über des Jungen schwarzes Haar. "Ich weiß Delian, ich weiß mein Kind. Doch sei tapfer. So wie er es war. Nur so leben die Tapferen in unsern herzen weiter", sprach der Gelehrte und eine Träne lief ihm das Gesicht herunter.
~
Der Weg nach Rom führte sie durch das ganze Land. Es wurde zunehmend kälter und Delian wurde krank. Er bekam hohes Fieber und fantasierte. Antonius versuchte sein bestes den Jungen zu versorgen, er konnte einem der Prätorianern eine Decke und etwas Wein abschwatzen. "Trink mein Junge." Er flößte Deli etwas von dem Gebräu ein und zog die Decke weiter über ihn. Nun waren sie seit fast zwei Wochen in dem rumpelnden Karren unterwegs und Deli ging es zunehmend schlechter.
"Mutter ...nicht sterben. Ich.. brauche dich." Seine leise Stimme war kaum zu vernehmen.
Antonius beugte sich zu ihm hinunter und küsste seinen Schützling auf die nasse Stirn. Ein anderer Junge weinte, in eine Ecke gedrängt saß er zitternd vor Angst und Trauer da. Er hieß Victoire. Seine Familie war ebenfalls den Römern zum Opfer gefallen, jedoch schien er es nicht sonderlich gut zu verkraften. Er weinte und verletzte sich selbst, indem er sich immer wieder mit seinen schmutzigen Fingernägeln über seinen Arm kratzte bis das rote Fleisch zu sehen war. Victoire war um einige Jahre älter als Delian und als dieser in seinem Fieberwahn zu dem Jungen herüber sah, streckte er seine Hand nach ihm aus.Zögernd ergriff Victoire die Hand von Deli und beruhigte sich sogleich. Ja, solch eine Wirkung hatte der Junge auf seine Mitmenschen, er hatte eine besondere Aura die ihn umgab, dies sah der Händler und er weinte. Er weinte um den Verlust, den er erlitten hatte. Sein guter Freund, dem er einst sein Leben verdankte, war dahin gestreckt worden. Wir einen räudigen Hund hatten sie Delians Vater durch die Straßen hinter ihren Pferden her geschliffen, bis dessen Haut in Fetzen von seinem Körper hing. Dann hängte man ihn an ein Kreuz um ihn ausbluten zu lassen...eine Warnung an die anderen, die dem selben Schicksal erliegen würden, wenn sie sich gegen Rom und den Kaiser stellten.
Delis Lehrer schloss seine Augen, zu schmerzlich waren die Bilder dieser Folterung. Es begann zu schneien, dicke Flocken fielen vom Himmel und schmolzen auf Delians Stirn. Er lächelte. Schon als er noch winzig klein war liebte er es den Flocken beim Tanzen zu zu sehen.
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Durch den Hänlder erholte sich Delian und so vergingen weitere vier Wochen auf holprigen, schlammigen Straßen und einer Stürmischen Seeüberfahrt, bis sie nun in das ferne Land kamen und somit Rom immer näher. Was würde Deli dort erwarten? Er klammerte sich an die Gitterstäbe des Karren und sah hinauf in den Himmel. Wäre er doch nur einer der Vögel die über ihnen ihre Kreise zogen. Er könnte dem allen entfliehen.
Seine kleine Hand umklammerte das kühle Stück Metall um seinen Hals. Das Wappen seiner Familie, alles was ihm geblieben war vom Glanze der Vergangenheit.
"Delian? Du solltest was essen Junge", Antonius reichte ihm eine harte Brotkante die Deli annahm und betrachtete. Er dachte an die Worte seiner Mutter wenn Deli mal wieder nicht aufessen wollte.
»Eines Tages kommen schlechte Zeiten auf uns zu, Deli. Dann wirst du froh sein wenn dir ein Stück Brot zum satt werden verhilft, mein Sohn. Also iss.«
Ein zaghaftes lächelte beschlich Deli, als er die Stimme seiner geliebten Mutter in seinem Kopf vernahm. Er brach etwas vom Brot ab und schob es sich in den spröden, rissigen Mund. Dabei fiel sein Blick auf den älteren Jungen Victoire, er sah Hungrig auf das Stück Brot, dass Antonius durch das Wetten und Glücksspielen gewonnen hatte. "Hier Victoire, nimm." Er gab es dem Jungen, der es gierig an sich nahm und es sich einverleibte. Delian lächelte - er freute sich dem Jungen etwas gutes getan zu haben.
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"Endlich! Männer! Wir sind zuhause!" Delian sah auf und erhob sich von dem harten Boden des Karre. "Antonius...wach auf. Schau!" Er zog sich an den Gitterstäben hinauf und zum ersten Mal in seinem Leben sah er sie...seine neue Heimat...die ewige Stadt. Rom!
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Pugna et Ama!
Narrativa StoricaBritannien, 44 vor Christus. Die Römer fielen in das Land ein und unterwarfen das Volk. Zu den unterworfenen gehörte unter anderem Delian, ein Junge der dadurch seine gesamte Familie auf grausame Weise verlor und nach Rom auf den Sklavenmarkt versc...