CAPUT QUINTUM (V)

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POV Delian

Der Junge wusste nicht wie ihm geschah, als das junge Mädchen ihre Arme um ihn legte und anfing zu weinen. "Nun weine doch nicht, es hätte dich schlechter treffen können mit deinem Vater. Schließlich ist er der Kaiser." Versuchte er sie zu trösten. Auch wenn er nicht viel von dem Kaiser hielt, wollte er es ihr nicht so offen sagen. Zum einen wollte er sie nicht verärgern, zum anderen tat sie ihm gerade unendlich leid.

"Nun komm. Erhebe dein Haupt und sie zu den Sternen, Alexis. Siehst du dort oben? Der dritte stern von links? Der große, der am hellsten erstrahlt?" Deli führte sie weiter hinaus auf den Balkon und zeigte mit seinem Finger gen Himmel. "Ist er nicht wunderschön? Weißt du, meine Mutter erzählte mir einst eine Geschichte zur Nacht. Willst du das ich sie dir erzähle?" Alexis hob ihr Haupt und sah den Jungen mit verweinten Augen an. Delian strich ihr die Tränen mit seinen beiden Daumen fort. Alexis lächelt und nahm Delians Hand. Sie zog ihn mit sich zu ihrem Bett. "Du setz dich dort hin", sagte sie und zeigte auf einen Stuhl neben ihrem Bett. Delian setzte sich und Alexis kletterte zwischen die berge von Kissen, in ihr Bett.

"Nun Erzähl sie mir, Delian. Die Geschichte", lieblich sah sie den Jungen an und schmiegte sich in ihr Kissen. Nun begann zu erzählen.

"Also bei uns erzählte man sich, das Einmal in jedem Jahr, niemand kennt das Datum, weil es sich verschiebt und in jedem Jahr auf einen anderen Tag fällt, führen die Sterne am Himmel einen Tanz auf. Sie bewegen sich so schnell, daß sie in wenigen Augenblicken über den ganzen Himmel gleiten," er lies seine Hand langsam durch die Luft wandern, "und stellen sich dann zu bestimmten Gruppen zusammen. Wer sie beim Tanzen beobachten kann, und wer ihre Figuren zu deuten vermag, der wird ein Jahr lang in ganz besonderem Ausmaße Glück haben." Er lächelte das Mädchen an und legte seinen Kopf auf eines ihrer Kissen. Eine Weile saß er so da, bis er müde war und ihm seine Augen zu fielen. Alexis betrachtete den schlafenden jungen und ihre filigranen Finger strichen ihm eine, ins Gesicht gefallene, Haarsträhne aus den Augen. Kurz darauf war auch sie eingeschlafen. Sie dachte garnicht daran, dass es sich nicht schickte, mit einem Sklaven im selben Raum zu schlafen. Noch dazu wenn dieser zur Hälfte in ihrem Bett lag. Zu viel ging ihr durch den kleinen Kopf. Die Neuigkeiten, dass der Brutus, den sie so hasste, nun doch nicht ihr Vater zu sein schien, sondern das sie des Kaisers Bastard war, lies sie nicht los und so träumte sie wirr in dieser Nacht.

Ein fester Schlag in Delians Nacken, riss ihn aus seinen Träumen. "Was fällt dir ein hier zu schlafen? Du solltest in deine Kammer gehen, jetzt sofort." Nagini stand plötzlich hinter ihm. Deli sah zu der schlafenden Alexis als die Dienerin ihn unsanft am Arm hinter sich her, durch die Gänge Schliff und ihn in eine kleine Kammer schubste. "Dich werde ich schon lehren was sich gehört. Das nächste mal wirst du Atillas Peitsche kennen lernen", fauchte sie und donnerte die Tür hinter sich zu, als sie Delian's kleine Kammer verließ.

Missmutig sah er sich um. Das Zimmer bestand aus nichts weiter als einen kleinen Nachtlager und einem Schränkchen in das er wohl seine Habseligkeiten tun konnte. Auf dem Bett lagen zwei verschiedene Tuniken, eine etwas festlichere, wohl gedacht für kleine Empfänge oder Festlichkeiten und eine schlichte für den Alltag.

Langsam ließ er sich auf das Bett nieder, legte sich hin und schloss seine Augen. So lag er einfach nur da und dachte an seine Familie, die Tod vor den Toren von Bath lagen. Eine Träne fand ihren Lauf und versiegte in dem groben, weißen Leinen seines Gewands das er trug, zusammen gebunden mit einer einfachen Kordel.

~

Nun war Delian bereits seit einigen Monaten in Rom. Zunehmend fragt er sich, was wohl aus seinem alten Lehrmeister geworden ist. Diese Frage sollte sich heute erübrigen. Den sein Herr, der Brutus, gab ein Fest und lud all seine Freunde ein. Darunter auch, den Statthalter Roms. Er hatte seine jüngste Tochter bei sich, und an ihrer Seite stand er, Delians alter Lehrmeister und einziger Vertrauter, in dieser kalten, ihm immer noch so fremden Welt.

"Antonius", flüsternd stieß Deli ihn von hinten an. Der alte Mönch drehte sich zu ihm herum und ein lächeln stahl sich auf seinen Mund.
"Delian? Mein gutes Kind. Du lebst? Ich dachte schon man hätte dich den Löwen in der Arena zum frass vor geworfen." Gerne hätte er den kleinen umarmt, doch dies lies er lieber bleiben, besser wäre es, wenn niemand wusste, dass die beiden sich kannten.

Gerade als seine junge Herrin sich etwas von ihm entfernte, um sich mit den anderen jungen Damen zu unterhalten, Wand er sich wieder an den Jungen. "Ich bin ja so froh das es dir gut geht. Es verging seitdem kein Tag, an dem ich nicht zu unserem Herrn gebetet habe, dass er dich behüte." Delian legte seine kleine Hand auf die des Mönchs und drückte sie leicht. "Du vergisst, der Herr hat einen Plan, auch wenn wir noch nicht wissen wo er uns hinführen wird."

Der Mönch erzählte ihm, von wem er gekauft wurde. "Der Statthalter selber, ist ein grausamer Mensch. Doch seine Tochter ist liebreizend, neugierig und aufgeschlossen." Alles im allem, ging es ihm nicht schlecht. Nun erzählte der Junge ihm von der Familie, deren Sklave er war. Er erzählte ihm von Alexis, von ihrer Weltansicht und dass er versuchte sie täglich von ihrem Irrglauben, abzubringen. "Ich bin stolz auf dich mein Junge, denk immer daran, wo zwei sich in seinem Namen versammeln und über den Herrn sprechen, dort ist der zugegen. Genauso wie er nun hier ist, bei uns und uns Kraft gibt, dies durchzustehen."

"Antonius! Wo bleibst du!?" Die junge Herrin des Mönchs rief nach ihm. "Komm her, ich möchte dich meinen Freundinnen vorführen." Als spreche sie über einen Gegenstand, winkte sie ihn herbei. "Ich hoffe wir sehen uns bald wieder mein junger Freund. Der Herr sei mit dir." Delian sah seinem geliebten Freund und Lehrer hinterher. Sein Gang war schwer und schleppend. Missmutig sah Delian sich in den Reihen der anwesenden um, als sein Blick auf den von Alexis traf. Offensichtlich hatte sie ihn schon eine ganze Weile beobachtet.

~

Einige Jahre vergingen. Und aus dem kleinen Jungen, wurde ein junger Mann von 17 Jahren. Mittlerweile waren er und Alexis gute Freunde geworden. Sie lehrte ihm viel über ihren Glauben, im Gegenzug durfte er ihr von seinem Herren erzählen. Was ihm viel Freude bereitete.

"Delian!" Philippus, der Sohn des Brutus und älterer Bruder von Alexis, kam eiligen Schrittes auf ihn zu gelaufen, in der Hand eine Schriftrolle. Auch die beiden Jungen verstanden sich. Oft sprachen sie beide über die Missstände in Rom und über den Krieg, der immer noch herrschte. Philippus war seiner Zeit voraus. Er wusste dass dieser Zustand eines Tages ein Ende finden würde und von Rom nichts weiter übrig blieb, als ein Berg von Gestein und Staub. Ihre Gespräche fanden im Geheimen statt. Denn es wurde mit Hochverrat gleichgesetzt über den Untergang Roms zu sprechen und dies wurde mit dem Tode bestraft.

Pugna et Ama!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt