CAPUT TERTIUM (III)

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POV Delian

"Du! Junge! Komm hier her!" Delian riss die Augen weit auf und sah rauf in des Mönchs Augen. "Antonius, nein!" stieß er einen kurzen erstickten Schrei aus, bevor sie ihn auch schon unsanft aus der Umarmung des Gelehrten rissen und mit sich zogen. "Der Herr will dich behalten, als Spielzeug für seine Tochter!" Delians schmächtiger Arm schmerzte unter des Aufsehers groben Griff. Sein Blick hing zurück gerichtet, auf seinem einstigen Lehrmeister, dem Mönch. Tränen der Trauer liefen ihm seine Wangen herunter. "Antonius?" Flüsterte er wie ein Mantra immer wieder vor sich hin. Würde er seinen Freund jemals wiedersehen? Kurz erblickte er den Jungen Victoire, der ihn die ganze Reise über begleitet und durch Delis Hilfe durchgehalten hatte. Er sprach nie viel, wahrscheinlich weil er auch nichts zu sagen hatte, dennoch hatte Delian ihn in dein Herz geschlossen. "Der Herr ist mit dir, Victoire. Vergiss dies nie", flüsterte er ihm noch zu, bevor er weiter grob davon gerissen wurde.

Angst schnürte dem Knaben die Kehle zu als sie ihn in eines der Badehäuser zerrten, ihm die zerschlissenen Kleider vom Leib rissen und ihn anfingen zu säubern. Er versuchte stark zu seien, so wie sein Vater es ihm immer wieder eingeprägt hatte.

"Sei ein Mann, Delian. Zeige niemals Schwäche vor dem Feind. Steh stets aufrecht, auch wenn sie dich zu Boden zwingen. Steh immer wieder auf. Und denke immer daran, Gott liebt dich."

Klag die erhabene Stimme seines Toten Vaters in seinem Kopf und hallte in des Jungen Brust wieder. Deli schloss seine Augen und betete innerlich zu seinem Herrn. Er wollte den glauben nicht aufgeben, das dieser einen Plan für ihn hatte. So wie sein Vater es ihm immer prophezeite.

"Was hat er da um den Hals?" Eine der Badefrauen fand nun sein Amulett, dass er um den Hals trug und wollte es ihm vom Körper ziehen. "Nein!" Delian strampelte und schlug wild um sich - versuchte sich mit aller macht aus den Fängern dieser Frau zu befreien. "Das ist meins...alles was mir geblieben ist!", fauchte der junge als eine sanftmütige Stimme erklang.

"Lasst ihn." Eine wunderschöne junge Frau kam herein. Sie ging um den kleinen, nackten, vor Kälte zitternden Jungen herum. Sie legte ihm ein Tuch um die Schultern und bedeckte ihn. "Last ihm das Stück Metall. Er darf es behalten." Es war die Herrin des Hauses, die sprach. Sie streichelte Delians Wange und nahm sein kleines, zartes Kinn zwischen ihre Finger.

"Die schönsten und zugleich traurigsten Augen die ich jemals sah", hauchte sie dem Jungen entgegen und lächelte mit solch einer Anmut, dass Deli kurz versucht war sie mit seinen Armen zu umschlingen. Er dachte an seine Mutter, daran, wie es sie verloren hatte. Eine Träne nahm ihren Lauf und die Herrin strich sie ihm weg. "Nicht weinen, dass wird es auch nicht besser machen. Die Götter haben dich zu uns gesandt mein Kind. Akzeptier es und du wirst sehen, hier ist es schön", sagte sie sanft bevor sie hinter den dünnen, weißen Vorhängen des Badehauses, wieder so lautlos verschwand, wie sie gekommen war.

"Die Herrin scheint dich ins Herz geschlossen zu haben. Pah...du kleiner Taugenichts." Die Sklavin die ihn nun ankleidete schlug ihn unsanft hinter sein Genick und schnaufte verächtlich. "Du solltest eine Tracht Prügel beziehen. So wie du dich aufführst.", fluchte sie weiter. Sie hatte höchstens das Alter von 18 Jahren und war ausgesprochen hübsch, doch ihre Seele war verdorben und schwarz. Die anderen nannten sie Nagini, für Delian, so fand er, ein passender Name. Denn in der indischen Mythologie, so lehrte man ihm, war dies der Name eines dämonischen Schlangenwesen. Ihre Hände Zierten komische Schriftzeichen und sie hatte einen roten Punkt auf der Stirn. Zudem trug sie bessere Kleidung als die anderen Sklavinnen, sogar goldenen Schmuck trug sie, darunter Fußketten, die raschelnde Geräusche machten wenn sie lief. Ihre schwarzen, langen Haare warf sie während sie ihn ankleidete, immer wieder nach hinten, über ihre zarten, braungebrannten Schultern.

"Wo ist der Junge, Nagini?" Einer der Haussklaven kam und holte Delian ab. Man brachte ihn in das Haus seines Besitzers und schleuderte ihn dort zu Boden. Deli schlitterte über den kalten, schwarzen Marmor und kam vor dessen Füßen zum Erliegen. "Steh auf Junge. Kannst du unsere Sprache?" Delian nickte stumm und stand mit erhobenem Haupt auf. Einer der Männer hinter ihm, schlug ihn in den Nacken. "Senk seinen Blick wenn der Herr mit dir spricht! Schau ihn erst an, wenn er es dir erlaubt!", schrie er, doch Delian blieb gerade vor den Mann stehen und sah zu ihm auf, in dessen Schwarze Augen.

"Einen kleinen Kämpfer haben wir hier, Atillas!" Er lachte höhnisch und stieß Deli von sich. "Wo ist Alexis? Sie soll ihr neues Spielzeug Begutachten", rief er.
Kurz darauf erschien ein kleines Mädchen, dasselbe, das er heute morgen schon einmal sah. Sie wurde von ihrem Vater ohne Grund geschlagen. Etwas was Delian verabscheute. Sein Vater hatte ihn gelehrt, dass man die Frau lieben und beschützen solle, dies galt vor allen auch für die Kinder, die man mit dieser zeugte. Deli wuchs mit der Erziehung auf, dass ein Mann sich im Leben nur einer Frau verschrieb. Sie ehelichte und eine Familie mit ihr gründete - ihr treu blieb, bis das der Tod sie schied.

Das Mädchen kam nun auf Delian zu. Scheu wie ein kleines Reh sah sie ihn aus neugierigen Augen an und streckte ihm ihre zierliche Hand entgegen. "Salve, ich bin Alexis. Wie heißt du?", wollte sie wissen und sah auf ihn herunter. Ihre blauen Augen sahen in Delis Seele und er ergriff ihre Hand. "Delian", antwortete der Junge auf des Mädchens frage und stand auf. Er überragte sie nun fast um einen Kopf, so das er es war, der zu ihr herunter sehen musste.

Alexis nahm ihn mit in ihr cubiculum, ihr Zimmer, in dem sie die meiste Zeit verbrachte.
Sie zeigte ihm einige Schriften die sie vom Kaiser selbst geschenkt bekommen hatte. In diesen Schriften wurde von den glorreichen Siegen der Römer erzählt, die sie über die anderen Völker errungen hatten.

"Siehst du, wie groß Rom ist? Rom wird auf ewig bestehen und eines Tages wird die Welt den Römern gehören.", sprach sie. Delian nahm ihr eine der Schriftrollen aus der Hand und sah sie sich an. "Ich glaube, dass jeder Mensch frei sein muss und selbst über sein Leben Entscheiden sollte. Sowie ich glaube das jedes Volk das recht hat sein eigenes Land zu besitzen. Es ist unrecht den Menschen einen glauben und fremden Willen aufzuzwingen." Er sah in des Mädchens Gesicht und lächelte sanftmütig. "Eines Tages wirst du es vielleicht auch verstehen, Alexis, Tochter des Alexander", er gab ihr die Schriftrolle zurück und wand sich von ihr ab. Er ging hinaus auf den breiten Balkon des Zimmers und sah hinunter über die Stadt - in die Ferne, in der die rote Abendsonne nun ihren Lauf nahm.

Pugna et Ama!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt