3 (san)

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Während Yuriko mal ausnahmsweise wie ein Stein schlief, bekam Deidara diese Nacht einfach kein Auge zu. Immer wieder hatte er zwischen jeglichen Schlafpositionen hin und her gewechselt, bis er es dann entgültig aufgab und seitdem zusammengekauert auf seinem Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, gedankenverloren aus dem weit geöffneten Fenster starrte, direkt in das Licht des Vollmondes, welches diese Sommernacht viel zu grell durch das Fenster schien.

Lange verweilte er in dieser Position, als auch seine Mitbewohnerin, durch das helle Mondlicht geweckt, langsam ihre Augen öffnete. Zusammengekuschelt fand sie sich immer noch in exakt derselben Position wieder, wie sie auch eingeschlafen war. Mit dem Gesicht zur Wand, bis aufs Äußere an diese herangerückt, die Gliedmaßen an sich herangezogen. Es war die erste Nacht, die sie und ihr neuer Mitbewohner zusammen in einem Raum verbrachten und die Tatsache, dass die beiden Betten zusammengeschoben waren, machte dies nicht besser, weshalb sich beide, so weit voneinander entfernt, auf die äußersten 30 Zentimeter ihres Bettes gequetscht hatten. Deidara wäre sogar einmal fast heruntergefallen. Dies konnte Yuriko nicht passieren, da ihr Bett ja wie bekanntlich direkt an der Wand stand.

Nachdem sich ihre Augen an diese nicht ganz so dunkle Dunkelheit gewöhnt hatten, wagte sie es, sich langsam umzudrehen, als sie Deidara nicht in der erwarteten Position liegen sah. Unauffällig blickte sie zu diesem hinauf. Sollte sie ihn ansprechen? Sie zögerte.

,,Kannst du auch nicht schlafen?", riss Yuriko ihren Mitbewohner dann aus seinen Gedanken, ehe dieser leicht zusammenzuckte und ruckartig seinen Kopf in ihre Richtung drehte. Sie hätte schwören können, er hatte gerade eine Träne weggeblinzelt.

Als dieser sie bloß stumm anblickte, richtete sie sich langsam auf, um ihn nun aus Augenhöhe betrachten zu können. Sie kannte ihn zwar kaum, aber irgendwie ließ sie sein trübsinniges Erscheinungsbild nicht kalt. So rückte Yuriko auf das Bett ihres Mitbewohners und legte ihren Kopf schief. Sie griff nach seinen Handgelenken und zog dieses zu sich, was sich als sehr einfach herausstellte, da Deidaras Arme bloß kraftlos von seinen Schultern hingen. Zögerlich sah er zu seiner Mitbewohnerin hoch und presste seine Lippen fest zusammen. Sie zitterten.

,,Was ist denn los?", fragte Yuriko dann sanft und verfestigte den Griff um seine Hände. Ein Schulterzucken seinerseits. Er wich ihrem Blick aus.

,,Heimweh?"

Er sah zu ihr hinauf, die Augen wässrig, die Hände zittrig. Yuriko entfuhr ein leichtes Seufzen. ,,Das ist völlig normal", sprach sie dann, ,,Das hat jeder am Anfang. Ich bin zwar freiwillig beigetreten, aber es war dennoch nicht leicht für mich, auf einmal aus meinem Alltag, aus meiner Heimat, Freunden und Familie, meinem kompletten Leben rausgerissen zu werden, um dann in ein neues reingeworfen zu werden und alles, was man vorher hatte, weg ist, alles, was man je erreicht hatte, mit einem Male wertlos erscheint. So ging es mir auch damals. Ich konnte mich lange Zeit nicht damit abfinden, aber Itachi hat mir gezeigt, dass dem nicht so ist. Du wirst lernen, damit umzugehen und wenn du Hilfe brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen. Wir sind ein Team und müssen füreinander da sein. Mir kannst du ruhig dein Herz ausschütten. Ich wirke der breiten Masse gegenüber zwar ziemlich desinteressiert, aber eigentlich höre ich anderen Menschen gerne zu", versuchte sie ihr Gegenüber aufzumuntern.

,,Ich will einfach nicht...", begann Deidara dann, ,,Zuhause, in Iwagakure hatte ich es auch nicht gerade leicht. Meine komplette Kindheit wurde nur von Verachtung und Hass begleitet, sogar meine Eltern haben mich verleugnet. Alles, was ich gesagt oder getan habe, war falsch, Akzeptanz ist für mich immer ein Fremdwort gewesen. Für alle war ich immer nur dieser Freak, mit dem keiner was zu tun haben wollte. Mein Onkel besaß eine Töpferei, in die ich oft hinein flüchtete, mir oft Nachts Zugang verschaffte und brachte mir selbst das Töpfern bei. Mit der Zeit habe ich dann angefangen, mich zu spezialisieren, habe mein Können mit meinem Kekkeigenkai vereint und habe meine Kunst zu meiner ultimativen Waffe gemacht. So könnte ich irgendwie mit meinem mehr oder weniger "Schicksal" umgehen, so wusste ich mit meinem Umfeld umzugehen und jetzt muss ich hier wieder von neu anfangen. Meine Kunst bleibt mir, aber der Rest...?", seine Stimme begann zum Ende hin zu brechen, ,,Ich...es...e-es fühlt sich einfach an, w-wie..wie..-"

,,Wie ein riesiges Kartenhaus, an dem du dein Leben lang gebaut hast, welches plötzlich durch einen kleinen Windstoß in sich zusammenfällt...", beendete Yuriko dann letztendlich seinen Satz, denn Deidara kam nicht weiter, da er nun völlig in Tränen ausbrach.

,,Hach Süßer, ich weiß, was du gerade durchmachst. Zu gut.", dachte sie sich, als sie ihn dann in eine innige Umarmung zog.
So verweilten sie dann auch einige Zeit. Sein leises, aber immer weniger werdendes Schluchzen war das einzige, was regelmäßig die Stille durchbrach, bis die Sterne immer mehr und mehr im Himmel verschwanden und die Wolken schließlich in ein wunderschönes, leuchtendes rosarot getunkt wurden.

New Member [Deidara x Oc] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt