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„Danke...“nuschelte Deidara schüchtern, als Yuriko ein letztes Mal den Pinsel des Nagellacks über seinen Fingernagel gleiten ließ, ehe sie diesen wieder zurück in das kleine Fläschchen steckte und es zu schraubte. ,,Wieso hast du denn nichts gesagt?", durchbrach sie die kurz aufgekommene Stille, ,,Du weißt doch, dass ich nicht beiße."Kurz überlegte er. Warum hatte er sie denn nicht gefragt? Mittlerweile fühlte er sich doch eigentlich bei ihr ziemlich sicher. Naja, um ehrlich zu sein, vermittelte sie ihm schon seit ihrer ersten Begegnung so ein Gefühl von Sicherheit. Sie war einfach diese eine Person, bei der man sich einfach nur wohl fühlt und alle Sorgen, Ängste und Probleme wie von selbst bewältigt scheinen, obwohl sie einfach nur neben euch sitzt und atmet. Genau so eine Person war Yuriko.
„Hm?“, Yuriko sah ihr Gegenüber mit großen Augen an, immer noch wartend auf eine Antwort. Erst dann realisierte er, dass er ihre Frage noch immer nicht beantwortet hatte. Wenn er ehrlich war, es ging einfach nicht. „Ich äh-“ Er konnte nicht. Egal, wie sehr er es auch wollte, er brachte keinen einzigen Ton heraus. „Ich weiß es nicht“, begann er dann, „ich glaube, ich wollte dir einfach keine Schwierigkeiten bereiten.“
Das war allerdings nur die halbe Wahrheit.
So gerne er sie auch ansprechen wollte, irgendetwas hinderte ihn. Vielleicht die Tatsache, dass er generell nur ungern andere um Hilfe bittet, vielleicht wollte er auch einfach nur nicht so hilflos erscheinen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sie zuvor im Aufenthaltsraum erwähnt hatte, dass Itachi Unterstützung brauchte. Unterbewusst wollte Deidara seiner Mitbewohnerin beweisen, dass nicht jeder permanent Unterstützung brauchte, er wollte ihr beweisen, dass er nicht so hilflos war, wie Itachi. Er wollte ihr beweisen, dass er stärker war, besser war. Das konnte er ihr natürlich nicht erzählen.
„Du bereitest mir doch keine Schwierigkeiten. Ich helfe gerne, vorallem dir“, Seine Wangen erröteten. Ihr „Vorallem dir“ machte irgendwas mit ihm. Er konnte es kaum beschreiben, aber diese zwei Worte richteten mehr in ihm an, als jeder Satz, der jemals ihm gewidmet war.
„Wir sind doch ein Team. Wir sind füreinander da und helfen uns auch bei Kleinigkeiten, wie Nagellack aus. Du bist keine Bürde, die mir von Pain auferlegt wurde, du bist mir als Mensch auch nach dieser kurzen Zeit, seit der du hier bist, einfach wichtig geworden. Bitte denke nicht, dass du unwichtig bist. Tu dir das nicht an.“
Sie musterte ihn von oben bis unten. „Es ist spät. Du solltest schlafen gehen, wir stehen morgen früh auf“, sagte sie dann in einem strengen Ton. Ihr zuvor noch warmer Gesichtsausdruck wurde von einem kalten, neutralen Gesichtsausdruck ersätzt. Deidara's tägliche Ration Sonnenschein war wohl vorbei gewesen.
Seine Mitbewohnerin erhob sich vom Boden, auf dem sie zuvor mit Deidara gesessen hatte und seine Nägel neu lackierte, ehe sie sich wieder zurück auf ihr Bett setzte und an ihrem Bild weiter zeichnete.
Schmerzhaft verzog Deidara sein Gesicht, als er vom Boden aufstand, da er viel zu lange auf den Knien gesessen hatte, allerdings verging dieser Schmerz nach kurzer Zeit wieder.
Die zarten, rosa Lippen seines Gegenübers wurden von einem schwachen, fast unkenntlichen Lächeln geziert, während sie unauffällig zu ihm rüber schaute, als er sich auf sein Bett begab und sich wie gewohnt, ganz nach außen legte.
Noch lange Zeit beobachtete Deidara seine Mitbewohnerin, verfolgte jeden ihrer Striche mit seinen Augen. Und verdammt, wo hat sie gelernt so gut zu zeichnen? Verträumt starrte Deidara auf ihre perfekt geformte Hand mit diesen langen, zarten, graziösen Fingern, welche diesem leeren Blatt Papier mithilfe eines Bleistifts, immer mehr und mehr Leben einhauchte.
Kurz wanderte sein Blick auf Yuriko's Nachttisch, auf dem sie den Tonschmetterling, welchen ihr Mitbewohner ihr an seinem ersten Tag schenkte, platziert hatte, weswegen ein leichtes, unwillkürliches Lächeln auf seine Lippen schlich und sich seine sonst so leeren Gedankengänge mit einem Hauch von Stolz füllten.
„Vorallem dir“, erhallte dabei immer wieder in seinem Kopf wie ein Mantra, bis ihm irgendwann die Augen zu fielen und sein Unterbewusstsein nun begann, eine andere Realität zu kreieren.
„Vorallem dir“
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New Member [Deidara x Oc]
FanfictionWas passiert wenn man einen Eisklotz neben ein schwaches, flackerndes Kerzenlicht stellt? Er schmilzt. Zwar langsam, dennoch sicher.