Kapitel 10

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Auf der Autofahrt nahm Collin meine Hand und malte mit seinem Daumen kleine Kreise drauf. Ich musste die ganze Zeit an die Beerdigung von Dad denken, wie viele Tränen dort geflossen sind, doch ich wusste, dass es diesmal schlimmer werden würde. Als wir dann beim Friedhof ankamen, blieb ich sitzen und flüsterte:" Ich kann das nicht Collin." Er sah mich an und meinte dann:" doch du kannst das und wenn du willst bin ich die ganze Zeit bei dir. Du musst das nicht alleine durch stehen. Ich helfe dir." Ich lächelte ihn leicht an und stieg dann aus. Sofort war Collin bei mir, nahm mich nochmal in den Arm und flüsterte:" du schaffst das, du bist stark und ich bin auch bei dir." Ich nickte nur und dann kamen auch die anderen. Ich erblickte Lilly, die gerade ausstieg und zu mir kam. Auch sie nahm mich fest in den Arm und flüsterte beruhigende Sachen in mein Ohr. Als wir alle versammelt waren, meine Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins, usw., gingen wir den kleinen Berg hoch in eine kleine Kapelle. Dort wartete schon der Pfarrer und ich sah den Sarg. Der Sarg war wunderschön verziert. Plötzlich kam der Pfarrer von der Seite und sagte:" Ich weiß, das es  schwer ist, einen geliebten Menschen zu verlieren und dann auch noch, wenn man so jung ist wie du. Doch es wird ihrer Mutter gut gehen. Oben bei Herren wird sie über dich wachen und nie aus den Augen lassen." Ich nickte nur, denn ich wusste, wenn ich etwas gesagt hätte, wahre ich in Tränen ausgebrochen. Wir setzten uns alle hin, Lilly und Collin neben mir, und der Pfarrer begann:" Willkommen, Brüder und Schwester. Wir haben uns heute hier versammelt um die geliebte Kate zu verabschieden. Aus den Sachen, die ihr mir über sie erzählt habt, kann ich schließen, dass sie eine liebevolle Mutter war." Er schaute zu mir und mir liefen schon einzelne Tränen die Wange herunter. " Sie hatte nur ein kurzes Leben, doch ich bin mir sicher, das es schön gewesen war, denn sie hatte eine wunderbare Tochter, tolle Geschwister und viele Neffen und Nichten. In kann mir gar nicht vorstellen, das ihr leben nicht schön war, den wenn man so eine tolle Familie hat, geht das gar nicht." Ab da liefen die Tränen nicht nur, ich fing an richtig zu schluchzen und konnte gar nicht mehr aufhören. Auch Lilly liefen die Tränen nur so herunter. Collin gab mir ein Taschentuch, was ich gleich mal vollschniefte und dann in meiner Hand zerknüllte. Der Pfarrer fing wieder an:" Sie war eine reine Seele, hat sich immer um alles gekümmert, hat geschaut, dass jeder glücklich war und wird für immer in unseren Herzen bleiben. Doch sie ist nicht alleine. Sie ist jetzt oben beim Herrn und ihr Mann, Lauras Vater. Er wird bei ihr sein und mit ihr über euch alle wachen, denn sie liebt jeden einzelnen von euch." Als er noch meinen Vater rein brachte, war es ganz aus. Ich schluchzte und schluchzte, ich konnte gar nichts anderes mehr machen. Collin nahm mich in den Arm und ich weinte sein komplettes T-shirt nass. Doch es war ihm egal, er zog mich nur noch fester an ihn, und strich mir über das Haar. Der Pfarrer sagte:" Und nun wollen wir gehen und sie draußen neben ihrem Mann zu beerdigen." Ich stand auf und ging mit Collin an der Hand nach draußen. Als wir am Grab angekommen waren, stelle ich mich vor das Grab meines Vaters und flüsterte:" Jetzt bist du nicht mehr alleine. Jetzt ist Mum bei dir." Der Sarg wurde raus getragen und ganz vorsichtig in die Grube rein gelegt. Als der Sarg drinnen lag sollten war alle hin gehen und Erde drauf schmeißen, doch ich konnte das nicht. Ich ließ alle anderen vor und hörte ihnen zu, wie sie alle murmelten:" Ruhe in Frieden" als alle fertig waren, sah Collin mich an und ich wusste, dass ich nun an der Reihe war. Ganz langsam lief ich darauf zu and sah den Sarg nochmal an. Dann nahm ich die weiße Rose, die neben mir auf einem kleinen Tischchen lag, ging vorsichtig in die Hocke und hielt die Rose ganz fest. Ich fing wieder an zu schluchzen und schaute nur auf den Sarg. Ich setzte mich auf den Boden, vergrub mein Gesicht in den Händen und weinte weiter. Collin kam von hinten, hob mein Gesicht an, sah mir ins Gesicht und flüsterte dann:" Laura, deiner Mutter geht es gut, du hast sie doch selbst gesehen, oben beim Herren. Komm du schaffst das. Ich bin bei dir, direkt hinter dir." Er lächelte mich leicht an und ich nickte kaum merklich. Also stand ich wieder auf, nahm die Rose, die neben mir auf die Erde gefallen war, und legte sie ganz vorsichtig zu dem Sarg. Ich konnte gar nicht aufhören zu weinen, denn der Schmerz, den ich empfand, war einfach zu groß. Irgendwie schaffte ich es noch, eine Schaufel voll Erde zu nehmen und die Erde auf den Sarg zu schmeißen. Nachdem ich das gemacht hatte, schlossen sich zwei starke Arme um mich und ich wusste, das es Collin war. Ich drückte mein Gesicht an seine Brust, doch mir wurde alles zu viel. Meine Beine knigten weg und ich währe auf den Boden gefallen, wenn mich Collin nicht gehalten hätte. Er hob mich ganz sachte hoch und trug mich zum Auto. Dort angekommen, legte er mich auf die Rückbank, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich fühlte, wie ich in eine sehr tiefen Schlaf glit.

Collins Sicht

Ich legte sie sachte auf die Rückbank und sie schlief ein. Mir war klar, das es ihr zu viel werden würde, doch sie brauchte diesen Abschied, sonst würde sie nie damit abschließen können. Ich wusste wie das war und ich fand es schrecklich, sie so leiden zu sehen. Als sie zusammengebrochen ist, brach mein Herz mit. Sie musste schon so viel leid ertragen, das würde für uns alle zusammen reichen. Ich lies sie im Auto schlafen und ging zu den anderen. Wir verabschiedeten uns in Lauras Namen von ihren Verwandten und gingen zum Auto. Ich sagte zu den anderen:" wir treffen uns dann gleich zu Hause. Okay?" Alle nickten und ich ging zu meinem Auto. Ich schaute auf die Rückbank, doch anstatt eine schlafende Laura zu sehen, erblickte ich eine zusammengekauerte weinende Laura. Schnell machte ich die Tür auf, setzte mich zu ihr und nahm sie fest in den Arm. Sie fing nur noch mehr zu weinen an und ich sagte:" Laura, alles wird wieder gut, ich habe das selbe erlebt wie du. Ich weiß, welche Schmerzen dich quälen, aber ich kann sie dir nicht nehmen. Ich kann dir nur sagen, dass sie irgendwann nachlassen. Sie werden nie ganz verschwinden, doch es wird besser." Sie nickte und fragte:" wurden deine Eltern auch umgebracht?" Auch ich nickte nur, denn auch bei mir schmerzte es an sie zu denken. Sie flüsterte:" Das tut mir leid. War es auch dieses Arschloch?" " Nein, es war nicht dieses Arschloch, aber es war das Arschloch zuvor. Der vorherige Oberhaupt.!" Mir lief eine Träne aus den Augen, doch ich wischte sie hastig weg. Laura brauchte jemanden der sie trösten kann und nicht jemanden, der mit weint. Sie flüsterte:" Kannst du mir erzählen, was passiert ist?" Ich sah sie an und meinte dann:" Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Du hast gerade eine schlimme Beerdigung hinter dir." Sie sah mich mit so großen Augen an und flüsterte:" Ich weiß, aber ich denke, dass du dich dann besser fühlen wirst, denn ich sehe, das es dir ganz schön zu schaffen macht." Ich nickte und fing an zu erzählen:" Als ich 14 war, gingen meine Eltern abends mit ihren Arbeitskollegen essen. Um halb 10 klingelte es an der Tür. Ich sah aus dem Fenster und erblickte 2 Männer, die ich nicht kannte. Ich ging also wieder ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Plötzlich hörte ich ein knacken und auf einmal standen diese Männer vor mir. Ich bekam Panik und schrie laut auf. Einer der Männer packte mich grob am Arm und hielt mir den Mund zu. Sie nahmen mein Handy aus der Hosentasche und riefen meine Mum an. Sie ging ran und sagte:' Was ist los meist Schatz?' Der Mann antwortete:'Was los ist? Ich würde vorschlagen, dass du und dein Mann, schleunigst hier her kommen solltet, um euren geliebten Collin zu retten.' Er legte auf, kam auf mich zu und schlug mich mitten ins Gesicht. Ich fing an zu weinen, denn ich hatte Angst, das meinen Eltern etwas zu stieß. Nach längerem warten, kamen meine Eltern in das Haus gestürzt und als sie mich erblickten, fing meine Mum an zu schluchzen, doch mein Dad wurde wütend. Er holte mit seiner Faust aus und schlug einen der Männer mitten ins Gesicht. Dieser wurde auch sauer und so begann ein Kampf. Ich fing an zu kreischen, doch ich verstummte sofort, als der andere Mann zu meiner Mutter ging, und ihr ein Messer an die Kehle hielt. Er schrie:'Der Kampf ist vorbei, oder ich töte deine Frau.' Sofort  hörte Dad auf zu kämpfen, doch das war der größte Fehler über haupt. Der Mann, mit dem er gekämpft hat, rammte ihm ein Messer in den Bauch und lachte. Danach, schnitt der andere Mann meiner Mum die Kehle auf. Ich war zu geschockt um irgendetwas zu fühlen. Ich hörte nur noch, wie einer der Männer sagte:' jetzt ist die Rechnung beglichen.' Dann war ich alleine und wurde irgendwann von meiner Tante gefunden. Sie nahm mich auf, bis ich dann am meinem 16 Geburtstag Meine Flügel bekam, und sie mich zu Luke brachte." Mir liefen Tränen die Wange hinunter und auch Lauras Augen sahen verheult aus. Sie schloss mich in die Arme und wir weinten uns zusammen die Augen aus. Als wir keine Tränen mehr hatten, sagte ich:" Danke fürs zuhören. Ich habe es noch nie geschafft darüber zu reden." Sie lächelte mich leicht an und gab mir eine Kuss." Komm, lass uns nach Hause fahren. Sie nickte, ich stieg aus und setzte mich auf den Fahrersitz. Laura setzte sich neben mich und wir fuhren nach Hause.

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