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Lio

„Ich hab dich lieb li! Für immer und...und..."
„ewig Ave!" „Jaaa! Ich hab dich lieb für ewig!" „Ach Ave..." Lachen. „Ich dich auch mein Schatz." „Lio! Komm rein und hilf gefälligst deiner Mutter!"

Ich schrak hoch. Meine Hand fuhr in meine Haare und raufte sie. Schon wieder ein Traum. Hörten sie jemals auf? Ich schlug seufzend die Decke zur Seite und schlurfte in einem viel zu großen T-Shirt durch den Flur in mein Bad, entkleidete mich und sprang unter die Dusche nachdem ich meine Haare entknotet hatte. Ich hatte mir vorgenommen diesen Sonntag zu genießen und mich im Internet nach einem neuen Job umzusehen. Denn ganz ehrlich: so gerne ich es so hätte, Geld wächst nicht auf Bäumen. Etwas wacher stieg ich aus der Dusche, putzte schnell Zähne und spülte nach. Meine Haare machte ich in einen Messydutt da ich sie eh lufttrocknen lassen würde. Mein Outfit blieb das T-Shirt und bekam noch meine Flausch-Overkneestrümpfe als Bonus obendrauf. Heute brauchte ich das. Mein Magen knurrte und mein Radio in der Küche zeigte 13:07 an. Schnell war der Flyer aus der Schublade gekramt und mein Handy klemmte zwischen meinem Ohr und meiner Schulter, während ich versuchte meine Kaffeemaschine in Gang zu bringen. "Ja! -Ehm... Eine Pizza Italia bitte...- ja Knoblauchöl... -ja. -Okay. -In 30 Minuten? -Super... -Danke! Tschüß!" Ich holte mein Mac Book, das ich mir mit meinem hart Ersparten mit 18 gekauft hatte, aus der Tasche und lehnte mich an die Küchenzeile. Bedienung in lokalem Café beziehungsweise Restaurant. So schwer konnte es doch nicht sein etwas zu finden.

Wie schwer war es bitte eine Stellenanzeige zu finden? Ich saß jetzt seit 45 Minuten auf dem Sofa und suchte nach Angeboten. Nada! Und meine Pizza war auch noch nicht da. So ein Müll. Ich ließ meinen Kopf hinten über die Sofalehne hängen und stieß einen unzufriedenes Schnauben aus. Ich wollte grade mit der Suche fortfahren als es klingelte. Na endlich! Eine halbe Stunde zu spät.. Ich riss die Tür auf und sah nur die Cap des Pizzaboten. „Tut mir leid, ich bin liegenge-" Mein Atem stockte. Der Junge. Er. Soviel Zufall gab es nicht. Auf keinen Fall. Wir starrten uns einfach nur gegenseitig in die Augen. Ich bemerkte die kleinen Bernstein-sprinkler in seiner Iris. Seine geweiteten Pupillen. Seine langen, pechschwarzen Wimpern. Dieses Glitzern in seinen Augen. Das kannte ich. Zu gut. Gut genug zu wissen dass es falsch war. Sehr falsch. Ich schnappte nach Luft und schlug die Tür zu. Weichei. Ich hörte Papier rascheln und dann Stille. Ich öffnete vorsichtig die Tür, nur um zu sehen dass er weg war. Als ich aus der Tür auf dein Flur treten wollte traf ich etwas. Vor meinen Füßen lag ein Pizzakarton mit einem Zettel drauf.

Hey Unbekannte, die Pizza geht auf mich. Ich weiß nicht was dich verletzt hat aber ich hoffe sie hilft. Falls du wen zum Reden brauchst, ruf mich an.
****|******* -Cyrian

Cyrian. Ich mochte den Namen. Er war genauso außergewöhnlich wie meiner. Nur dass seiner schön klang. Wie sich seine Stimme wohl anhörte?

Cyrian

Das konnte kein Zufall sein. Das durfte kein Zufall sein. Niemand hatte so viel Glück wie ich... Ich hoffe die Pizza hat sie ein bisschen aufgemuntert. Hätte ich da bleiben sollen? Ich hätte sie kennenlernen können. Aber wollte ich das? Es ist so unwirklich. Und ich hatte Angst vor der Realität. Was ist wenn sie mich nicht mochte? Ich meine, die letzten Male schien sie mich zumindest erkannt zu haben. Aber trotzdem schlug sie die Tür vor meiner Nase zu. Ich wollte unbedingt wissen wieso sie so war. Denn nicht einmal sie konnte das erstmalige Funkeln in ihren Augen verstecken. Was war passiert? Seufzend stützte ich mein Kinn auf meine rechte Hand und starrte weiter auf den Fernseher, wo Lethal Weapon lief. Nichtmal Riggs konnte mich aus meinem Fragenwirrwarr rausholen. Das schaffte nur eine: Laissa, die mit voller Kraft die Tür hinter sich zuschlug. „Diese dumme..." Den Rest verstand ich nicht mehr, da in der Küche Teller klirrten. Ich stand auf und lief zu meiner Schwester, die grade wütend versuchte die verklumpten Nudeln aus dem Topf zu teilen und auf ihren Teller zu häufen. Ja, meine Kochkünste. „CYRIAN WELLERS!" „Ich stehe hinter dir Lay." „Und ich versuche grade eine Soße zu den Nudeln zu finden! Du sollst einmal in der Woche kochen! EINMAL! Nichts kann man dir auftragen! Den Abwasch hast du auch nicht gemacht. Es ist nichtmal Butter an den Nudeln!" Ich wusste dass sie nicht deswegen so aufgebracht war. Spätestens in einer Stunde würde sie zu mir kommen und sich entschuldigen. „Benutz halt Ketchup." Ich zuckte mit den Schultern und fletzte mich zurück aufs Sofa. Niemand war temperamentvoller als meine Schwester. Zumindest hatte ich noch niemanden getroffen. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Serie. Ich versuchte es zumindest. Denn immer wenn ich blinzelte erschien ihr Gesicht vor meinem inneren Auge und festigte sich immer mehr. Ihre geschwungenen Wangenknochen, ihre kleinen, leicht abstehenden Ohren, die kleine Sorgenfalte auf ihrer Stirn und zuletzt: Ihre tiefen Augenringe. „Es tut mir leid." Was habe ich gesagt? „Es ist nicht deine Schuld, nur war Christina heute wieder so... ach ich weiß auch nicht." Ich zog sie wortlos in meinen Arm, ihren Nudelteller auf dem tatsächlich Ketchup gelandet war schützend, und drückte sie an mich. Ich hatte keine Ahnung von ihren Problemen, aber ich wusste was sie brauchte. Ihr leiser zufriedener Seufzer bestätigte meine Gedanken. „Das wird schon wieder. Schauen wir Rick und Morty?" Sie lachte leise und schüttelte den Kopf. „Das fragst du noch?"

Eine halbe Stunde nachdem sie aufgegessen hatte war sie in meinem Arm eingeschlafen. Ich trug sie in ihr Zimmer und deckte sie zu. Ich hatte keine Lust sie umzuziehen, sie hatte eh nur eine Jogginghose an. Nun saß ich wieder alleine im Wohnzimmer, denn an Schlaf war nicht zu denken. Kennt ihr das wenn einem zu viele Gedanken im Kopf herumschwirren und einfach nicht zur Ruhe kommen wollen? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich wollte sie kennenlernen, ja, aber wollte sie das? Irgendwas musste vorgefallen sein,dass sie so eine Angst hatte. Und es machte mich wahnsinnig ihr nicht damit helfen zu können. Sie sah noch besser aus der Nähe aus als von weitem im Park. Ich hatte sie so oft beobachtet und sie mich und doch... Mein Verstand sträubte sich dagegen zu denken es lag an mir. Denn ich hatte ihre Blicke gesehen. Ich brauchte Ablenkung,das stand fest. Vor allem weil ich Lay versprochen hatte morgen etwas mit ihr zu unternehmen. Ich schaute noch sechs Folgen und schlief dann erschöpft auf dem Sofa ein.

»Nude« !Extremely slow updates!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt