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Lio's PoV

Nein nein nein. Das durfte nicht sein. Seine grünen Augen schauten geschockt auf mein pochendes rechtes. Ich wusste nicht wohin ich gelaufen war, Cyrian war der letzte gewesen den ich erwartet hatte zu treffen. Ein erschrockenes Keuchen entfuhr mir als seine Finger mein Auge berührten und als es anfing stärker zu pochen  sammelten sich Tränen in beiden. „Was ist..." bevor er mehr sagen konnte, entdeckte mich Matt von der Theke aus. In drei Sekunden stand er vor mir und schloss mich in seine Arme. Nun flossen die Tränen und ich schluchzte in seine Schürze. Er deutete Cyrian mit einer Handbewegung die Tür aufzuhalten und zog mich durch die Bar zum Personalraum, wo ich auf die Bank gedrückt wurde. Er verließ den Raum,Doch sobald er draußen war ging die Tür wieder auf und Cyrian kniete vor mir,seine Hand auf meinem Knie. „Was ist passiert?"
Ich guckte ihn ungläubig an. Wir kannten uns nichtmal richtig und er sorgte sich um mich. Im Park, bei der Pizzalieferung... Er fühlte sich vertraut an. Doch diese Bilder wurden schnell von anderen verdrängt. Von Bildern von Daniel, wie er meine Tür aufdrückte, in meinen Flur stolperte, die Whiskeyflasche auf den Boden warf, ausholte. Wie er 'Wer ist er?' geschrien hatte, immer und immer wieder, bis er die Kontrolle verlor. Wie seine Faust mein Auge traf. Wie er nach mir trat, ich mich wegrollte und lief. Erst jetzt merkte ich dass ich keine Jacke trug. Ich zuckte zusammen als etwas auf mein Auge gelegt wurde. Kurz war ich wieder in meiner Wohnung mit Daniel und ich rutschte so schnell ich konnte weiter auf die Bank zurück. „Lio ich bins! Ich bins!" Langsam kam Matt wieder in mein Sichtfeld. „Wer war das? Wer hat dir das angetan?" Meine Sicht verschwamm stärker und immer mehr Tränen liefen über meine Wangen. Ich bekam kaum Luft und atmete hektisch, immer schneller ein und aus-bis ich in warme Arme gezogen wurde. Er roch gut. Wie das erste Mal als wir uns gesehen hatten. Etwas undefinierbares, aber gutes. Etwas vertrautes. Langsam lehnte er sich ein Stück zurück und sah mich besorgt an. Erst dann merkte ich, dass meine Atmung wieder normal ging und ich nicht mehr so stark weinte. Ich saß wieder auf der Bank, in Matt's Lagerraum, mit Matt und... ihm. Nicht in meiner Wohnung mit Daniel. Als mir erneut eine Träne entwischte benutzte ich meinen Pulloverärmel um mir die Träne wegzuwischen, bevor ich etwas nasses spürte. Keine Tränen. An Cyrian's entsetztem Gesicht konnte ich mir denken was es war, doch ich zog meinen Pulloverärmel hoch um nachzusehen. Tatsächlich hatte ich einige Schnitte am Arm. Das Glas der Flasche. Matt bückte sich weiter runter und legte einen Verbandkasten neben mich auf die Bank. Vorsichtig hielt ich ihm meinen Arm hin und zischte auf als Desinfektionsmittel über meine Wunden lief. Sie waren nicht groß und es war auch nicht weiter tragisch aber es brannte wie Hölle und irgendwie war ich froh als Cyrian meine andere Hand nahm. Als Matt meinen Arm notdürftig verband seufzte ich leise auf. Es war eine gute Entscheidung hierherzukommen. Auch wenn es keine Absicht war. Zum ersten Mal schaute ich zu ihnen hoch. Beide knieten vor mir, Cyrian mit einem besorgten und Matt mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Oh nein. War er etwa wütend,dass ich- „Lio. Sag mir wer das war. Bitte." Ein bitterer Ausdruck zog über sein Gesicht, als würde er durch mich an etwas erinnert werden. „I-Ich..." Mein Hals war trocken und ich erkannte meine Stimme nicht mehr. Cyrian sprang auf und lief aus dem Raum, nur um zwei Minuten später mit einem Glas Leitungswasser wiederzukommen. Ich leerte das Glas und stellte es vorsichtig neben mir ab. Es musste nicht noch etwas kaputt gehen. „Lio?" Ich sah zu Matt. „Ist er der Grund für dein 'Problem'?" Ich sah beschämt zu Boden und auf einmal knallte eines der Schließfächer. Ich zuckte zusammen und er entschuldigte sich sofort. „Wer war das? Woher kennst du ihn? Was hat er gemacht? Wie bist du hierhergekommen?" Ich war komplett überfordert. War ich bereit darüber zu reden? Mit Matt? Vor Cyrian? „Hey Matt mach mal langsam. Sag uns erstmal wie du hierhergekommen bist." Ich dankte ihm im Stillen nicht eine der anderen Fragen als erste gestellt zu haben. „Ich bin gelaufen." Erst jetzt merkte ich, dass ich zitterte weil ich fror. Matt zog sofort eine Decke aus seinem Schließfach und legte sie mir um die Schultern. „Den ganzen Weg?" „Ich bin gerannt." Cyrian sah mich prüfend an bevor er die nächste Frage stellte. „Und wieso bist du gerannt? Oder vor wem bist du weggerannt?" Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht. Tränen sammelten sich in meinen Augen und er strich vorsichtig über mein Knie. „Hey es ist okay. Alles gut. Aber willst du uns erzählen was passiert ist." Seine Augen gaben mir das Gefühl von Verborgenheit. Also nickte ich vorsichtig und legte meine Worte zurecht. „Ehm... Ich bin nach Hause gekommen und hab auf mein Handy geguckt. I-Ich hab mir ein Video angesehen was Lola mir geschickt hatte und habe gelächelt." Ich spielte mit meinen Fingern und sah auf sie runter. „Und naja... Er saß neben meiner Tür." Matt ballte seine Faust und schüttelte den Kopf. „E-Er hatte eine Whiskeyflasche dabei. Ich... Ich hab ihn erst nicht gesehen. Erst als ich hochgeguckt hab nachdem ich aufgeschlossen hatte. Er muss gedacht haben ich schreibe mit irgendwem. Einem Jungen. Er schrie mich an, schubste mich in die Wohnung, schlug die Tür zu und schrie weiter. I-Ich konnte nichts machen. Er war zu stark. E-Er hat die Flasche auf den Boden neben mir geschmissen. Daher die Schnitte. Ich... Es tut mir so leid dass ich hierher gekommen bin aber... als er angefangen hat nach mir zu treten als ich..." Meine Stimme brach ab und ich schaute zur Seite. Es war mir peinlich. Und es tat weh darüber zu sprechen. „Du... du musst nicht darüber reden wenn du nicht willst. Aber du musst mir sagen ob dir noch irgendwas weh tut." Mein Blick fand Cyrians warme Augen und beinahe entging mir der schmerzvolle Ausdruck in ihnen. Doch so schnell wie er kam war er wieder weg und es lag nur noch etwas forschendes in seinem Blick. Ich deutete stumm auf meine linke Rippe, schüttelte aber meinen Kopf um zu sagen dass es nicht so schlimm war. Ich traute meiner Stimme nicht. Der Blickwechsel der zwischen Matt und Cyrian stattfand verwirrte mich. Matt sah ihn beinahe vernichtend an, während Cyrian flehend zu ihm hochsah. „Wenn sie nicht will können wir sie nicht in ein Krankenhaus bringen. Wir können sie nicht zwingen. Und offensichtlich will sie nicht." Ich wollte grade fragen warum er den letzten Satz so verbittert sagte, als die Tür aufgerissen wurde. Lola.

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