Kapitel 3

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Adam öffnete langsam seine Augen, als jemand fest an seiner Tür klopfte. Er seufzte genervt und gähnte laut. Zwar war er letzte Nacht todmüde in sein Bett gefallen, einschlafen konnte er jedoch lange nicht. Seine Gedanken kreisten sich unaufhörlich um den Unfall und das Opfer. Er fühlte sich schlecht, obwohl er wusste, dass es im Grunde nicht seine Schuld gewesen war. Adam hatte sich an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit gehalten und war weder unter Drogen- oder Alkoholeinfluss gefahren. Ja, es war nicht seine Schuld. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.

"Adam, aufmachen!", hörte er seinen Vater auf der anderen Seite der Haustür rufen.

"Scheiße, George. Lass mich doch erstmal wach werden!", brüllte er zurück und wischte sich eine einzelne Träne von der Wange. Langsam stieg er aus dem Bett und blickte in den großen Spiegel, der an der hellgrau gestrichenen Wand angebracht war.

Seine Augen waren leicht rot, außerdem zeichneten sich dicke Ringe darunter ab. Die dunklen Haare sahen verklebt aus, als hätte er sie tagelang nicht gewaschen. Er hob seinen rechten Arm und fuhr sich mit der Hand durch die Strähnen.

"Adam Sawyer, hier spricht die Polizei. Wir bitten Sie sofort zu öffnen."

Ruckartig sah er zu der schweren Tür, auf die er wütend zulief und diese dann öffnete. Sein Vater sowie zwei Polizisten starrten ihn an.

"Ernsthaft, George? Du kommst mit der Polizei? Hast du etwa deine Meinung geändert und willst mir doch den Arsch aufreißen? Gut, nur zu."

Adam streckte seine Handgelenke provokativ aus und überkreuzte sie.

"Kommt schon! Nehmt mich fest!", rief er so laut, dass einer seiner Nachbarn die Tür öffnete und seinen Kopf neugierig hinausstreckte.

Sein Vater näherte sich ihm und blickte ihm tief in die Augen. "Hast du wieder Drogen genommen?", fragte er leise, aber bestimmt.

Adam runzelte seine Stirn und trat einen Schritt zurück. "Was soll denn das? Nein, mein Gott. Ich habe geschlafen."

"Drei Tage, Adam? Du hast drei Tage geschlafen? Weißt du eigentlich wie oft ich dich angerufen habe? Wie oft ich vor dieser Tür stand und wie ein Verrückter geklopft habe?"

Adams Augen weiteten sich. "Drei Tage?", fragte er ungläubig.

"Du weißt noch nicht einmal wie lange du weggetreten warst? Was hast du eingenommen, Adam?"

George legte seine linke Hand auf die Schulter seines Sohnes.

"Lass mich los. Ich habe nichts eingenommen!"

Langsam ging er in seine Wohnung zurück und ließ sich auf einem Küchenstuhl nieder. Er griff nach seinem Handy, welches auf dem Tisch lag und warf einen Blick auf Uhrzeit und Datum.

"Das gibt es doch nicht", flüsterte er und ließ seinen Kopf in seine Hände fallen. Er massierte seine Schläfen mit seinen Fingern, um den aufkommenden Schmerz zu lindern, ließ es schnell aber wieder, als er es bloß schlimmer machte.

"Was hast du dir nur dabei gedacht, Adam? Ich kann nicht glauben, dass du.."

Adam hob seinen Zeigefinger und stand auf. "Ich will das nicht hören, George. Glaube mir, wenn ich es rückgängig machen könnte.. du weißt schon. Ich habe meine Lektion gelernt, ist es das was du hören willst?"

Sein Vater schüttelte den Kopf. "Weißt du noch, als du acht warst und dir dein Knie beim Fahrradfahren aufgeschlagen hast? Du hast bitterlich geweint und dir geschworen nie wieder auf eines zu steigen. Drei Tage später sind wir gemeinsam zum See gefahren - auf dem Fahrrad."

AbyssesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt