6. Bangtan privat

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Gestern Abend, kurz nachdem die Sonne untergegangen war, hatte ich mich noch mit Kimi getroffen. Sie zeigte mir eine kleine, wunderschöne Ecke von Seoul, während wir uns endlich Mal richtig unterhalten konnten. Es war eine ganze andere Distanz zwischen uns, als die, die wir bei der Arbeit pflegten. Unbeschwert und schön. Ich hatte ihre frohe und verantwortungsbewusste Art schnell ins Herz geschlossen.

„Heute findet kein Dreh statt, eben waren sie bei einem Fotoshooting und jetzt üben sie an den zahlreichen Choreos weiter. Hast du Lust vorbei zu kommen?", fragte Kimi mich am nächsten Morgen durchs Telefon, im Hintergrund hörte man Papier rascheln.
„Klar, gerne, wenn du mir die Adresse schickst." Schon vibrierte mein Handy am Ohr. Ich grinste, verabschiedete mich und legte auf. Dann warf ich mich aufs Sofa. Bis zum Mittag hatte ich Freizeit. Ich machte mir über YouTube ein Konzert der Jungs an und ließ es nebenbei laufen, ich musste schließlich ihre Lieder alle kennenlernen, und nebenbei räumte ich ein wenig das schöne Zimmer auf. Überall lagen Klamotten und Bücher herum, ich hatte die Tage zuvor nicht allzu viel Zeit gehabt.
Mein Handy steckte ich in die große Bauchtasche meines Pullis, den ich von Kimi bekommen hatte, und räumte die Klamotten ins Schlafzimmer.
Dann schmiss ich es aufs Bett und mich gleich hinter her. Hach war das ein tolles Gefühl, wenn alles so aufgeräumt war. Ich griff nach meinem Handy und schaute die letzten Minuten des Konzerts, welches mit Fire beendet wurde. Die Choreo war echt krass, ich wollte sie auch unbedingt lernen.
Dann folgte noch ein kurzes Interview, dass ich mir auch noch ansah. Die Jungs wirkte viel verschlossener als in echt, das war aber keine Überraschung, denn es war die Öffentlichkeit, das Internet. Dazu kam, dass sie alle so hilflos aussahen, da sie die Reporterin und Namjoon nicht verstanden, der sich gerade mit ihr unterhielt. Das Interview schien ein wenig älter zu sein, Jungkook sah dort aus, wie ein großes Baby.

„Wie war das Konzert für sie?"
„Ganz gut, denke ich. Es ist keiner verletzt und sie lachen alle noch. Außerdem scheinen die Fans und die Veranstalter glücklich zu, und wenn sie es sind, sind wir es auch."
Er sah sich um, die in anderen lächelten ihn verschwitzt und planlos an.
„Wie sieht es denn mit den Englisch fortschritten aus?", fragte sie in die Runde.
„Wir wird besser!", rief J-Hope ganz stolz.
„Dementsprechend", antwortete Namjoon knapp. Die Reporterin lachte.
„Und, wie sieht es bei ihnen persönlich aus. Sind zurzeit zufrieden mit ihrem Leben?"
„Die Frage ist schwer zu beantworten, doch eigentlich kann ich sagen, dass ich mehr als zufrieden bin. Ja, es bringt uns manchmal an unsere Grenzen, doch dafür wird unser Horizont erweitert und wir können unsere Armys glücklich machen. Sie sind die Leute, die uns dieses Leben ermöglichen und dafür lieben wir sie noch mehr."
Aww, wie süß...
„Wie sieht es denn bei Ihrem Beziehungsstatus aus?" Er lachte leise.
„Sehr still, wie gesagt unsere Berufe sind unser Leben, da bleibt wenig Zeit für eine Beziehung. Ab und zu lernt man jemanden kennen, doch nur selten für einen längeren Zeitraum." „Und wie sollte das Traummädchen dann aussehen?" „Kommt drauf an. Genau kann man das nicht sagen, irgendwann ist sie einfach da. Süß, aber trotzdem feminin, stelle ich mir sie vor. Sie sollte sich für Musik interessieren und vielleicht singen können. Außerdem liebe ich Converse sehr an Mädchen..." er starrte ins Leere. Die Reporterin redete weiter, mein Grinsen wurde von Sekunde zu Sekunde breiter. Ich sah auf, in meinen offenen Schrank, direkt auf meine weinroten Converse, die schon die ein oder andere Matschpfütze mit mir durchschritten hatten.
Unweigerlich wurde mein Grinsen immer breiter, bis ich mich an eines der Kissen klammerte und übers Bett rollte, einfach, weil mir gerade danach war.

„Dankeschön, dass du so kurzfristig konntest.", bedankte ich mich bei Li Feng, der mich gerade zum BigHit HQ gebracht hatte.
„Kein Ding, ich war gerade in der Nähe." Er winkte und fuhr von dem Wartestreifen. Ich zog noch meine Lederjacke zurecht, bevor ich das große, weiße Gebäude betrat. Der Eingangsbereich war ebenso weiß und schlicht gehalten, geleitete einen unweigerlich zum Empfangsschalter. Der Herr hinter der Glasscheibe beäugte mich skeptisch.
„Guten Tag, ich bin Lilith Rokoni. Ich bin zu einem Treffen mit Kira Mija verabredet."
Ohne den Blick von mir zu nehmen, griff er nach dem Telefon.
„Ah, okay. Gut, ich lasse sie rein." Er legte wieder auf, sein Blick erweichte sich.
„Tut mir leid um die Umstände. Man kann nie sicher sein, wie weit die Fans es treiben. Einen schönen Aufenthalt."
Ich nickte und schritt durch eine Aufzugstür, die sich soeben geöffnet hatte.
Ich musst nicht einmal eine Nummer drücken, denn der Aufzug setzte sich wenige Sekunden später von alleine in Bewegung und stoppte im 8 Stock. Wenn ich mich Recht entsinnte, lief im Fahrstuhl eine ruhige, instrumentale Version von Spring Day.
Die Tür öffnete sich und das erste was ich sah, war Kimi. Ich begrüßte sie freudig und wir gingen zusammen durch ein paar Flure, an vielen Türen vorbei, die Musik des mir bekannten Liedes wurde immer lauter, bald spürte man den Bass im Boden vibrieren.
Kimi deutete auf eine Flügeltür mit Glasausschnitt. Ich spähte durch die Tür: dort probte BTS gerade die Choreo ihres neuen Songs, sie waren voll in ihrem Element, hoch konzentriert und schweißgebadet.
„Die Proben jetzt schon seit 2 Stunden durch. Nach dem Versuch werde ich sie zu einer Pause zwingen", scherzte Kimi. Als die Musik verstummte, sanken sie tatsächlich komplett fertig in sich zusammen. Ich klopfte leise an und öffnete die Tür.
„Ihr seid echt krass, wisst ihr das?", lobte ich sie. Sie sahen alle zu uns auf und nickten, so gut es eben ging.
„Hallo Lil. Schön, dass du- du da bist", schnaufte Jimin.
„Wollt ihr nicht vielleicht erstmal eine Pause machen?", fragte Kim in die Runde. Sie bekam ein einstimmiges Ja, alle folgten ihr in den Nebenraum, nur Tae und Namjoon blieben zurück, also wartete ich auf sie. Der Leader war noch beim Trinken und Tae schüttete sich den gesamten Inhalt seiner Flasche über den Kopf. Sein Hemd sog sich Hauteng an seinem deutlichen Sixpack fest. Ich hatte wohl etwas genau hingesehen, denn Tae musste mich zweimal ansprechen, als sie den Raum verließen. Ich wurde knallrot und rückte beschäftigt mein Bandana zurecht. „Nach dir", wies mich Namjoon aus der Tür, der mich verschmitzt angrinste.
Ich folgte den anderen zu ihrem Pausenraum, wo die ersten schon über das Essen herfielen. „Jin, reiß dich zusammen! Wir haben alle Hunger!", rief Jungkook, der gerade mit jenem um das Essen stritt.
Ich setzte mich neben Jin, neben mich setzte sich der Leader. Wir quetschten uns zusammen, als Tae sich auch noch dazusetzte. Ich wurde ganz unruhig, als Namjoon mir so nahekam.
Ich verlor den Faden ihres Gesprächs, worauf ich etwas später abwesend fragte:
„Kommt das öfter vor? Ich meine das mit den verrückten Fans? Gehen die wirklich soweit?"
„Wenn du wüstest wie weit", lachte Jungkook mit einem Unterton von Furcht.
„Was die sich schon alles ausgedacht haben ist manchmal etwas beängstigend."
„Sie wollen ihren Idolen doch nur nacheifern", zwinkerte ich.
„War nur Spaß. Ich glaube euch, dass das komisch ist. Was ist denn da schon so passiert, wenn man fragen darf?"
Tae begann zu sprechen: „Ich weiß noch einmal, da war ein Fan so begeistert davon uns zu treffen, sie hat uns gar nicht mehr losgelassen. Also, so gar nicht mehr. Die Security musste sie entfernen."
Er begann zu lachen. J-Hope knüpfte an: „Stimmmmmt, genau. Oder auch nie vergessen werde ich, dass mal jemand versucht hat unsere liebste Kimi zu imitieren. Der Hardcore Fan hat sie gecosplayed um ins Gebäude zu kommen. Sie ist dann am Ende aufgeflogen, weil Kim keine Tunnel-Ohrringe trägt."
Ich hörte Kim laut neben mir Lachen. So ging es denn noch eine ganze Zeit weiter. Einer nach dem anderen erzählte eine absurde Fangeschichte, sie wurden immer komischer. Wieso taten Menschen sowas!? „Komm Leute, lasst uns weitermachen", sagte Hoseok und wischte sich Träne aus dem Gesicht. Auch Namjoon stand lachend auf und schleifte sich zum Trainingsraum. Ich hinterher.
Er drehte sich zu mir und sah mich direkt an. „Willst du mittanzen?", fragte er scherzend. „Wieso nicht?" antwortete ich, etwas aufgeregt, weil es genau das war, was ich die ganze Zeit wollte.
„Viel Spaß! Unser Choreograf bringt uns mit den neuen Choreos mittlerweile an unser Ende."
„Dich vielleicht, ich find die Klasse!", rief Hoseok und sprang in den Raum. Suga kam direkt dahinter rein, und brummte müde: „Wie kann der Typ nur schon wieder so viel Energie haben? Nach dem Essen könnte ich jetzt erstmal Schlaf gebrauchen."
Ich zog meine Lederjacke aus und stellte mich in eine der hinteren Ecken, direkt hinter Jin.
Die Musik begann und ich sah mir die Choreo an. Schnell war ich überfordert von den schnellen Bewegungen und sah zuerst nicht mehr durch. Als sie den einen Teil dann aber zum dritten Mal wiederholten, setzte ich mit ein und kam auch- wenn auch mit ein paar Unterbrechungen- bis zum Ende, indem ich ihre Bewegungen kopierte.
„Das ist ja anstrengender als ich dachte", schnaufte ich nach der zweiten Wiederholung.
„Ach was", warf mir Jungkook lachend und schnaufend an den Kopf. Ein letztes Mal tanzten wir es noch durch, jetzt konnte ich die Musik richtig spüren, schloss die Augen und versuchte die Choreo vor meinem inneren Auge zu sehen. Mit den letzten Klängen des Liedes öffnete ich meine Augen und sah in 8 andere, die mich ansahen. Jimin klatschte leise. (Man füge hier bitte den legendären König ein)
„Was sagst du, willst du bei einem Teil der Choreo mitmachen. Übst du heimlich?", wollte Kim wissen. Erneut stotterte ich mir was ab und zog mein verschwitztes Bandana ab.
„Lieber nicht, mir fehlt einfach diese Ausstrahlung, wie ihr sieben sie habt, ich wäre gar nicht dazu in der Lage, dabei noch so zu performen, wie ihr es schafft."
„Ist da jemand über Nacht zum Fan mutiert?", neckte mich Jin.
„Klar, damit ich euch jetzt alle cosplaye und euch nie wieder loslasse." Ich begann zu lachen.
„Ich würde sagen wir beenden das Training für heute. Ihr seid heute viel sicherer geworden, gut gemacht. Wollen wir noch was essen gehen?", fragt Kimi. Natürlich war Jin der erste, der bejahte. Alle anderen wollten aber auch noch rauskommen.
„Ich bringe Lilith nach Hause, damit sie da duschen kann, in der Zeit könnt ihr euch dann fertigmachen. Ich hole euch dann ab."
„Ich soll mit?", fragte ich überrascht.
„Sie es als Feier des Vertrags." Kimi lächelt.
„Du bist jetzt bei uns unter Vertrag?", fragte Jimin.
Ich sah sie an und hüpfte dann los.
„Jaaaaaa." Er kam auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. Ich wurde ganz steif vor Schreck, all die eigentlich fremden, aber so netten und liebenswerten Jungs um mich zu haben... Also entspannte ich mich, ließ mich von Jungkook, Jin, Tae, Yoongi, Namjoon, Hobi und Jimin knuddeln und knuddelte sie, als würden wir uns schon ewig kennen. „Jungs, ihr seid großartig", murmelte ich, bis ich dann von Kimi zu ihr gewunken wurde und aus der Umarmung herausschlüpfte.

Kimi fuhr mich nach Hause, wo ich sofort unter die Dusche sprang. Ich fühlte mich so energiegeladen und behaglich, einfach wunderbar. Es verging einige Zeit, bis ich das heiße Wasser der Dusche abstellte und die kalten Fließen betrat. Ich wickelte mir ein Handtuch um und wischte den beschlagenen Spiegel sauber.
Nachdem ich gedankenverloren den Wassertropfen an der Duschwand gefolgt war, zog ich mich an. Dabei bemerkte ich, dass ich ein Oberteil vergessen hatte. Zum Glück lag mein BTS Pulli noch herum, er war etwas zu groß und flauschig.
In dem Moment, wo ich gerade den Turban von meinem Kopf gelöst hatte, hörte ich ein Geräusch aus der Suite. Ich hielt inne. Da war es wieder. Mein Herz begann etwas lauter zu schlagen, doch ich war zu neugierig um Angst zu haben.
Langsam öffnete ich die Badezimmertür und sah mich um. Dort stand jemand, mitten im Raum.
„Tae!? Was machst du hier!?", rief ich erstarrt.
„Und wie kommst du hier rein!?", setzte ich erschrockener fort, als auch noch Hobi neben ihm auftauchte.
Er sah mich mit großen Augen an, für einen kurzen Augenblick rührte er sich nicht, doch dann grinste er. „Die nette Dame am Empfang war großer Fan von uns, wir musste nicht mal wirklich fragen, da hat sie uns schon eine Karte für dein Zimmer gegeben. Ziemlich unverantwortlich von ihr. Für ein Autogramm hätte sie uns wahrscheinlich auch an den Tresor ge-" Er hielt inne, musterte mich. „Wo hast du den denn her? Du bist ja wirklich zum Fan geworden!", fragte nun Hobi und kam etwas auf mich zu. „Nein, i-" ich wollte gerade erklären, wo ich ihn herhatte, da rempelte ich rückwärts jemanden an und stolperte fast. Zwei starke Hände fingen mich auf, ließen meine Arm jedoch nicht wieder los. Schon ohne mich umzudrehen, wusste ich, wer es war. Es war Schicksal, dass es immer er war, gegen den ich lief.
Ich sah mich um, ohne mich umzudrehen und merkte, wie er den Pullover glattstrich, um zu lesen, was draufstand. Augenblick erstarrte ich. Mir fuhr ein heißer Schauer den Rücken runter, alles in mir begann zu kribbeln, ich schauderte. NEINN! Ich musste rot gewesen sein, wie eine Kirsche.
„Los, Namjoon! Erzähl uns, wer ist ihr bias?!" Zu meinem Erstaunen antwortete er nicht oder brach in Gelächter aus, sondern legte mir seine Hände auf die Schultern, kräftig aber sanft, und zog mich ins Schlafzimmer.
Dann machte er die Tür vor sich zu und ich war alleine im Raum. Kurz war ich wie in Schockstarre, überfordert mit der letzten Minute. Ohne lange Überlegung zog ich mir den Pulli aus, schmiss ihn in die oberste Schrankschublade und zog mir ein weißes Top drüber. Dazu eine rote Bluse um die Hüfte und die Lederjacke.
Ich schielte etwas aus dem Raum raus und sah, wie die Jungs sich bekriegten.
Bald erblickte Hoseok mich, verschränkte die Arme vor der Brust und sprach drohend:
„Erzähl schon! Jetzt musst du es uns sagen, Namjoon weiß es auch, er will es nur nicht rausrücken." Ich atmete unhörbar aus und lächelte Namjoon glücklich an, das Kribbeln hatte immer noch nicht nachgelassen. Den Spaß ließ ich mir trotzdem nicht nehmen und ahmte Hoseok nach. „Ich muss dir gar nichts sagen, außerdem seid ihr mir was schuldig, dafür, dass ihr in meine Suite eingebrochen seid!"
„Übrigens wo wir gerade dabei sind, echt krasse Hütte", warf Yoongi ein.
„Danke. Finde ich auch. Ich selbst hätte mir sowas nicht leisten können, die Suite wurde mir von meiner Stuntfirma gest-" Da klopfte es. Durfte ich heute jemals nochmal aussprechen?
Jungkook machte auf und es war Kimi.
„Tut mir leid, ich konnte sie nicht draußen halten. Wie kleine Kinder seid ihr! Naja, ich hab gesehen, dass es hier ein Restaurant gibt, wollen wir nicht gleich hier essen?"
Wir nickten alle, Hoseok und ich starrten uns böse an, während wir die Suite verließen und in den Aufzug stiegen.

Adrenalin- Holi in the Air (BTS/Namjoon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt