Teil 4 - Gegenwart

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04 - »Ich habe Babo gesehen«

„Viel Spaß.", sagte ich zu Malik und Maliha, drückte jeweils beiden einen Kuss auf die Stirn. Beide drehen sich gleichzeitig um und laufen in Richtung Erzieherin. Malik schaut über seine Schulter und winkt mir hinterher, was ich ihm nach tue. Zittrig atme ich ein und drehe mich um. Meine Hand legte sich wie aus Reflex auf meinen großen Bauch, dass ich direkt rauf und runter strich. Mein armes kleines Baby. Es wird ohne Vater aufwachsen. Malik wird mich hassen, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle. Maliha wird zutiefst enttäuscht sein. Beide sind wahre Papakinder, sie lieben Ismail. Allein wenn ich nur an ihn denke, bekomme ich Gänsehaut. Er hat mich zerstört. So vieles habe ich ihm verzeiht, aber das werde ich ihm nicht verzeihen.

Ismail

Sie läuft aus dem Kindergarten. Ihr Blick ist auf dem Boden gerichtet, sie wirkt nachdenklich. Wie gern ich über ihr Gesicht fahren würde und jede Stelle ihres Körper küssen würde. Wie gern ich ihr sagen würde, dass sie mir die Welt bedeutet, dass sie der Sinn meines Lebens sei. Ohne sie bin ich tot. Ich kann nicht mehr ohne sie, ich halte es nicht mehr aus. Ich habe Scheiße gebaut, ihr Vertrauen missbraucht. Es tut mir leid, Azmar. Mein Leben, du hast mir die schönsten Geschenke gegeben. Du hast mich zum Vater gemacht, auch wenn überrascht. Du hast kleine Ismail's und Azmar's auf die Welt gebracht. Du machst mich zu einem besseren Menschen. Als sie rauf blickte, duckte ich mich. Wenn sie mich sehen wird, wird sie durchdrehen. Ich habe ihre schrille Stimme vermisst, als sie sauer wurde. Ihren süßen wütenden Blick, der mich schwach macht. Wie sie ihre Nase rümpft, wenn ihr etwas nicht gefiel.

„Ich habe jetzt eine Arbeit, Azmar. Ich habe mich verändert.", sprach ich, in der Hoffnung sie würde es irgendwie verstehen. Wird sie aber nicht.

„Habe schon lange kein Alkohol angerührt, geschweige gerochen.", hauchte ich, es macht mich müde. Azmar, ich brauche dich. Komm wieder zurück. Nicht mehr lange und ich werde dich holen.

Azmar

Erschöpft laufe ich vom Kindergarten raus und mache mich auf den Weg zurück nach Hause. Der Kleine in meinem Bauch wird immer größer, ich habe Rückenschmerzen und Probleme beim Harn entleeren. Ich schließe meine Augen und atme tief ein. Meine Augen fallen mir immer wieder aus Müdigkeit zu, ich fasse mich aber und lege meine Hand auf meinem Bauch ab, laufe die Strecke weiter. Meine Finger zeichnen Kreise auf meinem Bauch, ich lächle vor mich hin. Mein Baby, bald habe ich dich in meinen Händen. Ich werde dir alles bieten können, bloß einen Vater nicht.

Ismail

Als sie an mir vorbeiläuft, setze ich mich tiefer in mein Wagen. Die Sonnenbrille schützt mich, sie wird mich nicht erkennen. Sie dreht ihr Kopf in die Richtung meines Autos, weshalb mein Herz stehen bleibt. Ich bin wie in Trance, als ihre Augen direkt in meine Augen blicken. Ihr Mund ist leicht geöffnet als sie zu mir schaut, ich halte inne. Alles läuft in Zeitlupe, nur noch Azmar und ich. Doch als sie weiter läuft, als sei nichts geschehen, war ich mir sicher, dass sie mich nicht erkannt hat. Die Sonnenbrille verdeckt fast mein ganzes Gesicht, es ist schwarz getönt. Ich atme beruhigend aus, schließe dennoch gestresst meine Augen. Meine Stirn legt sich in Falten, Schmerzen durchziehen mein Kopf und Herz. Sie hat mich nicht erkannt. Ein kleiner Teil von mir wollte, dass sie mich erkennt. Ich wollte so unglaublich sehr sie in meine Arme schließen und ihren himmlischen Duft einatmen können. Den bekannten Geruch von Vanille und Honig. Ihr Eigenduft. Ich muss nur zurückdenken und ein Schauer durchzieht meinen Körper. Meine Haare stellen sich steif, wenn ich nur an ihr atemberaubendes Lachen denke, oder an ihren hypnotisierenden schokobraunen Augen. Ihre sinnlichen braunen Haaren und unwiderstehlichen schmeckenden rosa Lippen. Ich balle meine Hände zu Fäusten, wenn ich mich daran zurück erinnere, dass ich sie nicht bei mir habe. In mir steigt Wut uns Selbsthass. Wie konnte ich sie jemals verletzen? Anschreien? Es zerreißt mich, wenn ich nur daran zurückdenke, sie einmal falsch berührt zu haben. Verachtend schüttle ich mein Kopf. Sie hat jeden Grund mich zu hassen.

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