24 - »Ich bin noch nicht gestorben«
Mit meinen Fingern spreize ich die Jalousien und beobachte Ismail durch das Fenster aus. Ich zuckte auf, ein Tick bei mir wenn ich viel geweint habe. Meine Lippe bebt bei seinem Anblick, ich gebe mir die Schuld. Wären wir nicht getrennt, hätte er niemals so einen Job angenommen.
„Frau Hadeed?", ich drehe mein Kopf zu der männlichen älteren Stimme, die nach mir gefragt hat. Ein älterer weißhaariger Mann mit weißem Kittel blickt von seiner Akte in der Hand zu mir rauf und lächelt mich an. Ich schaue auf sein Namensschild. Prof. Dr. Stahl. Er reicht mir seine Hand, ich nehme diese an und nicke ihm zu.
„Wissen Sie was genau passiert ist?", fragte ich ihn, ich wollte mehr wissen. Ich weiß nur, dass es ein Unfall auf dem Arbeitsplatz gab.
„Ihr Mann ist durch einen Schwindelanfall vom Dach gestürzt. Sein Sicherheitsgurt war nicht richtig verschlossen, weshalb er fünf Meter in die Tiefe fiel.", stumm fließ mir eine Träne aus dem Auge. Gottseidank hat er es überlebt.
„Sein Zustand hat sich verbessert. Gute Besserung.", sprach er und schaut mich bemitleidend an. Ich nicke nur noch, da ich keinen Laut aus meinem Mund rausbekomme. Er dreht sich um und geht. Mein Blick steuert wieder zurück zu Ismail. Er liegt da, wäre fast gestorben.
„Azmar!", hörte ich eine Stimme. Mein Gesicht schießt in die Richtung von der diese Stimme kam. Ich sehe Amir, den besten Freund von Ismail. Berivan steht neben ihm, schaut mich an und rennt auf mich zu. Weinend umklammere ich meine Arme um Berivan und fange laut zu schluchzen. Wie ein Wasserfall fließen meine Tränen meine Wangen entlang.
„Er wäre fast gestorben.", sprach ich wimmernd und spürte wie Berivan mich fester umarmte. Mein Herz schlägt bei dem Gedanke nur schneller, ich will es mir nicht mal vorstellen.
„Ist er aber Gottseidank nicht.", sagte Amir und legte seine Hand auf meiner Schulter ab. Die Tränen fließen dennoch weiter. Wie hätte ich das den Kindern erklärt? Ich wische mir die Tränen weg und schaue wieder zurück zu Ismail. Mit einem Handzeichen gebe ich den anderen an dass sie mir folgen sollen. Meine Hand umfasst die Klinke, ich drücke diese vorsichtig runter. Mit leisen Schritten gehe ich ins Krankenzimmer rein, wo wir den schlummernden Ismail wiederfinden. Er ist mit der Herzdruckmaschine verkabelt, sein Puls ist regelmäßig. Ich atme zittrig ein, spüre wie mir erneut ein Heulkrampf hochkommt. Amir läuft an mir vorbei und geht auf Ismail zu, ich bleibe versteinert stehen. Eine Hand legt sich auf meine Schulter, ich schaue Berivan an. Mit ihrem Blick schenkt sie mir Kraft. Ich laufe aufs Krankenbett zu und stelle mich neben Amir. Sofort greife ich nach seiner Hand und umklammere sie. Seine Hand fühlt sich so warm an, dass ich wohlig aufseufze. Ich setze mich zu ihm und beobachte ihn. Seine Augen, die mit dichten langen schwarzen Wimpern geschmückt sind, sind geschlossen und leicht feucht. Seine schöne gebräunte Haut hat einen gesunden Glanz angenommen, dennoch wirkt er mit diesen hohen Wangenknochen sehr schwach. Dazu kommen noch die tiefen Augenschatten. Ich streiche mit meinem Daumen auf seiner Rückhand, in der Hoffnung, dass er durch diese Berührung wach wird. Spürst du mich, Ismail? Verzweifelt schaue ich ihn an, mein Blick huscht zu seinem gebrochenem Arm, seinem Genick und seinen verstauchten Gelenken. Das Band um seine pechschwarzen Haare ist leicht verrutscht, weshalb ich es etwas zurecht ziehe. Vor zwei Tagen war er wach, jetzt schläft er durch. Und genau seit zwei Tagen kann ich nicht ruhig schlafen, ich werde beinahe verrückt. Ich fahre mir müde durchs Gesicht und gähne heimlich.
„Geh Nachhause, Azmar. Du bist erschöpft.", sprach Berivan. Ich schüttle nur den Kopf. Ich werde sicher nicht schlafen können. Sie schaut nur zu Amir, der sie genauso anschaut. Sie wissen, dass ich sicher nicht einfach gehen werde. Ich war nie. Ich konnte es einfach nicht. Die Tür öffnet sich. Haval und Zilan mit den ganzen Kindern kommen rein. Haval überreicht Halim Amir, der anfing zu quengeln. Siya, die Tochter von Zilan und Haval kommt Hand in Hand mit meiner kleinen Prinzessin Maliha rein. Ich musste auflächeln. Wenigstens sind meine Kinder glücklich. Medin auf dem Arm von Zilan schläft tief und fest. Dankend sehe ich sie an. Es ist nicht selbstverständlich dass sie die ganzen Kinder zu sich genommen hat. Malik kommt mit einem traurigen Ausdruck auf mich zu. Er ist der älteste von allen hier, er versteht dass es Babo schlecht geht.
„Hat Babo Aua gemacht?", spricht Malik und fängt an stumm zu weinen. Mir kommen die Tränen, doch ich schlucke sie stark runter. Ich ziehe ihn zu mir und lege meine Arme um ihn, er fängt an zu schluchzen. Ich weiß Malik, denke ich mir. Ich fühle den selben Schmerz.
Es ist mittlerweile zwanzig Uhr, alle anderen sind schon gegangen. Medin liegt in meinen Armen, Maliha schläft auf der Couch. Malik hat sich zu mich gesetzt und starrt seinen Vater an. Er fragt mich immer wieder wann er aufsteht, doch darauf kann ich ihm nicht antworten. Ich wische mir die Tränen weg, damit er sie nicht sieht. Die Tür öffnet sich, ich schaue rückartig dahin. Kemal steht mit roten Augen und angeschwollener Nase vor der Tür. Ich stehe sofort auf und laufe auf ihn zu. Wie auf Knopfdruck umarmen wir uns, zusammen fangen wir an zu weinen. Selbst Medin zwischen uns fängt an zu weinen, weshalb wir uns wieder lösen. Er nimmt mir Medin ab, weshalb ich ihm dankbar bin. Mein Blick gilt wieder der Tür, da ich sie zudrücken wollte, doch da standen noch welche. Da es schattig war, konnte ich sie nicht direkt erkennen—
Aber beim zweiten Hinblick weiten sich meine Augen.„Azmar?", kommt mein Schwiegermutter auf mich zu. Ich bringe kein Laut aus mir raus und schließe meine Augen. Sie kommt fast rennend auf mich zu und umklammert sich um mich.
„Wie lange?", fragt sie mich. Fast acht Jahre. Noch jemand legt seine Arme um uns. Ich schaue hoch und sehe meinen Schwiegervater traurig an. Alle Emotionen kommen hoch. Babo Mustafa. Als wir uns voneinander lösen, sehe ich ein Mädchen die unsicher zu uns hinschaut. Sie war noch ein Kind als ich sie gesehen habe. Mit Tränen in den Augen winke ich sie zu mir. Ich weiß, dass sie mich nicht erkennt. Dafür ist viel zu viel Zeit vergangen.
„Rojin?", frage ich brüchig. Sie nickt und fängt aus Überforderung zu weinen. Ihr Bruder, den sie fast vergessen hat liegt im Krankenhaus und dessen Frau spricht dich an? Ich kann sie verstehen, dass sie nicht wirklich diese Situation verstehen kann. Sie war die einige, die diesen Streit zwischen Ismail und seinem Vater nicht verstehen konnte. Dafür war sie noch zu jung. Ich sehe mir sie an, aus ihr ist mittlerweile eine richtige Frau. Lächelnd nehme ich sie in den Arm, dennoch kommen mir die Tränen. Alle im Raum weinen, selbst die Kleinen.
„Wieso weint ihr alle?", hörte ich eine kratzige Stimme. „Ich bin noch nicht gestorben!", Ismail hörte sich sauer an. Geschockt springt mein Kopf in seine Richtung, meine Augen weiten sich.
Ismail ist wieder wach!
Jajaaaa hab davor noch gesagt dass Wattpad kein Spaß mehr macht. Trotzdem wollte ich schreiben :))
Bin ab jetzt im Urlaub, weiß nicht ob ich updaten kann :( wenn nicht habt ihr ein Monat kein Ismail und Azmar
Hoffe das Kapteil hat euch gefallen <3
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I wish people had trailers
Romantik»Wüsste ich bloß, dass meine Zukunft mit dir so aussieht, hätte ich niemals „Ja" gesagt.« Einen kriminellen Mann, zwei Kinder mit ihm. Er ist ein guter Vater, aber kein guter Ehemann. Scheidung? - Niemals. Er würde mich meine Entscheidung bereuen la...