Kapitel 8 Rückweg

747 31 3
                                    

Es wurde schon dunkel, als wir uns auf den Weg zum nächsten Essensstand machten. „Ich will Curry-Wurst haben!", nörgelte Tae. „Curry-Wurst hatten wir heute schon.", meinte Jin. „Ich, du und Yoongi hatten heute schon Curry-Wurst.", warf ich ein. „Keine Sorge. Hier gibt es an jeder Ecke welche."

Wir standen vor einem kleinen Imbissstand. „Also, ich stelle vor: Curry Wurst, für die, die es noch nicht kennen. Für Jin und Yoongi habe ich hier noch im Angebot: Brötchen belegt mit Schnitzel, Fisch oder Bockwurst." Zum Glück waren Bilder auf der Karte, weshalb ich nicht mehr ganz so viel erklären musste. Taehyung war überglücklich. Er grinste von einem Ohr zum anderen und beobachtete den Verkäufer aufgeregt. Jimin hingegen zögerte. Er hielt sich im Hintergrund. Ich bestellte als Letzte. Dieses Mal bezahlte Jin. „Das ist das mindeste.", sagte er zu mir, doch ich winkte bloß ab. Als alle ihr Essen hatten, fiel mir auf, dass Jimin nichts in der Hand hielt. „Wir teilen. Du kommst nicht drumherum was zu essen.", sagte ich zu ihm. Verführerisch wedelte ich mit meinem dick, mit doppelt Fleisch, belegten Brötchen unter seiner Nase herum. Ich hatte extra viel genommen, obwohl ich da nie schaffen würde. Jedoch hatte ich mitbekommen, dass Jimin sich geweigert hatte etwas zu bestellen und die anderen es aufgegeben hatten ihn zu etwas zu zwingen. Ich konnte sehen wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief und hören wie sehr sein Magen grummelte. Ich hätte auch schwören können, dass seine Augen glasig wurden vor Verlangen. Herrgott, was tat dieser Junge bloß! Wir setzten uns in die Nähe, auf Parkbänke. Gierig verschlangen die Jungs ihr Essen. „Das ist echt lecker!", rief Hoseok, nach einer Weile, aus. Ich ging es etwas langsamer an, weil ich mich nicht schmutzig machen wollte, und um Jimin, der neben mir saß und mich bzw. mein Essen, die ganze Zeit anstarrte, zu quälen. Nach der Hälfte war ich satt. „Willst du?", fragte ich an meinen Nebenmann gewandt. Er riss mir förmlich den Rest aus der Hand. „Na also. Geht doch.", lobte ich, als er den ersten großen Bissen nahm. Er stöhnte genussvoll. „Wirklich gut." Ich lächelte. „Sag ich doch." Wir warteten alle auf Jimin, obwohl wir nicht mehr viel Zeit hatten. Nachdem er alles verputzt und sich anschließend noch genüsslich die Finger abgeleckt hatte, machten wir uns auf den Weg. Er musste wirklich Hunger gehabt haben.

Wir beschlossen in Zweier-Gruppen zu gehen, da wir inzwischen wirklich viele waren. Keiner von uns hatte Lust, dass jemand noch mal verschwand, mich mit eingeschlossen. Ich nahm meinen Platz neben Tae ein um ihm sein Ticket für die U-Bahn zu übergeben. „So, damit wäre ich alle los.", sagte ich etwas stolz. „Alle sind da, endlich." Tae grinste mich an. „Du hast heute bestimmt viel erlebt." Ich nickte. „Ich habe das Gefühl, dass es mehr war als in meinem ganzen letzten Jahr." Kurz glaubte ich einen traurigen Ausdruck über sein Gesicht huschen zu sehen, bevor es wieder anfing zu strahlen. „Naja, immerhin." Wir zwei gingen voraus. Ich hatte inzwischen mein Handy in der Hand, um nach dem schnellsten Weg zu suchen. Wir hatten noch 1,5 h Zeit. „Könnt ihr nicht einfach jemanden rufen?", fragte ich, an die Jungs gewandt. Mein Blick fiel auf Jungkook, der jedoch nur sein ausgeschaltetes Mobiltelefon hoch hielt. „Akku leer.", sagte er. Ich rollte mit den Augen. „Das könnte ziemlich knapp für euch werden."

„Für uns.", korrigierte Namjoon. „Schließlich willst du auch auf das Konzert."

„Ja, ich bin aber nicht der Hauptakt."

„Wärst du es gern?", fragte Yoongi und lächelte mich provozierend an. Mir wurde Angst und Bange, wenn ich nur daran dachte auf einer großen Bühne zu stehen, vor so vielen Leuten. Man konnte mir wohl ansehen was ich von dieser Idee hielt. „Er macht doch nur Spaß.", lachte Hoseok neben mir. Ich fand das gar nicht witzig.

Wir quetschten uns in die U-Bahn und besetzten zwei Viererplätze. Ich saß am Fenster, neben Tae. Er zog seine Kamera hervor und begann mir aufgeregt Bilder zu zeigen. Dabei erzählte er mir wie toll Berlin sei und wie er sich zurecht gefunden hatte. Ich verstand nicht alles und sah deshalb einige Male Hilfe suchend zu Namjoon, der mir gegenüber saß. Doch auch er zuckte nur mit den Schultern, was wohl so viel heißen sollte wie: „Lass ihn einfach reden."

Trotzdem war ich fasziniert von Taes Lebensfreude und seiner Neugier. Es steckte mich regelrecht an und die Welt fühlte sich bunter an. Plötzlich hielt er mir die Linse vors Gesicht. Sofort versteckte ich mein Gesicht hinter meinen Händen. „Ach komm schon. Zur Erinnerung. Bitte!", flehte er mich an. Seine Augen wurden groß und flehend. Seinem Hundeblick konnte ich nicht widerstehen. „Ja, das ist eine gute Idee! Jeder macht Fotos mit dir!", stimmte Jungkook mit ein. Die anderen nickten eifrig. „Ich wette du hast heute nur Fotos von uns gemacht, oder?"

So kam es, dass ich mit jedem ein Selfie machen musste. Als wir die S-Bahn, in die wir zwischendurch umgestiegen waren, verließen, hörte ich dauerhaft das Klicken der Kamera und sah aus dem Augenwinkel wie Tae, manchmal auch Jungkook, um uns herum sprangen. „Ihr benehmt euch wie Paparazzi oder verrückte Fans. Lasst das!", schnauzte Yoongi. Vorsichtig sah ich mich um. Nun waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt. Wir verließen den Bahnhof, doch niemand schien sich für uns zu interessieren. Trotzdem zogen wir Mundschutz und Cappies über. „Man weiß ja nie.", knurrte Suga, der den Vorschlag gemacht hatte. Dabei sah er mich an. Ich grinste hinter dem schwarzen Stück Stoff. Einige hüstelten und versuchten so ihr Lachen zu überspielen. Ich sah auf mein Handy. Noch eine Stunde.

„Los jetzt!" Zügig ging ich voran. Es war nicht mehr weit. „Ich will gar nicht wissen wie stressig es dann für euch wird."

„Wie kommst du denn darauf?", fragte Jin, leicht ironisch. „Ihr müsst euch umziehen, geschminkt werden und was weiß ich noch alles. Vielleicht habt ihr noch so ein Ritual, dass ihr vor jeder Show durchzieht, damit alles gut wird.", antwortete ich.

„Haben wir tatsächlich. Ins Leben gerufen von mir.", rief Tae von weiter hinten und deutete auf sich. „Musstest du ihn jetzt daran erinnern?" Hoseok verdrehte die Augen.

„So langsam kommt mir die Umgebung auch wieder bekannt vor.", meinte Jungkook. Die Arena war schon zu sehen und langsam stieg Nervosität in mir auf. Eigentlich wollte ich mich auch noch umziehen und etwas aufhübschen. Das würde ich wohl nicht mehr schaffen. Zum Glück hatte ich wenigstens die Eintrittskarte dabei. Es war schon sehr viel los, vor der Arena. Die Parkplätze waren besetzt und überall tummelten sich junge Mädchen. Weiter hinten konnte man auch schon Wachleute ausmachen. Es waren unglaublich viele von ihnen. Sie durchkämmten die Masse von Besuchern, auf der Suche nach den Jungs. „Wisst ihr wo ihr raus gekommen seid?", fragte ich meine Begleiter. „Welcher Hintereingang das war?" Meine Stimme zitterte in Anbetracht der vielen Leute. Sie durften uns auf keinen Fall sehen, sonst würden wir niedergetrampelt werden. Alle sahen zu Boden. „Fasst euch an den Händen!", zischte ich leise hinter mich. Sofort schob sich eine etwa gleich große Hand in meine. Ich hörte Jimins Stimme, wie er den Befehl weitergab. Seine Finger glitten beruhigend über meine Hand. Ich zitterte am ganzen Körper und verfluchte meine Mutter, die mich dazu gezwungen hatte hierher zu gehen. „Ganz ruhig. Jetzt nicht ausflippen. Gleich hast du es geschafft." Jimins Atem kitzelte an meinem Ohr. Ich sah auf, direkt in die Augen eines Mädchens, das uns mit offenem Mund anstarrte. Oh, was für ein verdammter Fehler! „Lauft!", rief ich im gleichen Moment in dem der Fan anfing zu kreischen. Ohne Rücksicht zog ich die Jungs ein paar Meter hinter mir her, bis die verstanden hatten, dass es besser war sich zu bewegen. Wir liefen an den Sicherheitsleuten vorbei, die uns nun ebenfalls entdeckt hatten, auf einen Hintereingang zu. Dabei umrundeten wir Absperrungen und wichen Leuten aus, die nach uns griffen. Uns wurde eine Tür aufgehalten. Ich ließ Jimin los und trat beiseite. Die Jungs rannten, gefolgt von Sicherheitsleuten, in das Gebäude. Bevor ich reagieren konnte wurde die Tür mir vor der Nase zugeschlagen und ich stand allein draußen, während auf mich sehr viele Leute zugestürmt kamen, die mich nicht sehr freundlich ansahen. 

Wie man ein Konzert rettet (BTS Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt