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Sie lächelt und die Röte auf ihren zarten Bäckchen lässt nach. ,, Heute möchte ich dir etwas ganz besonderes zeigen, kannst du gut tauchen?" fragt sie mich aufgeregt. Und ihre Stimme, die durch die Grotte hallt, bereitet mir Gänsehaut.
,, Naja." meine Antwort klingt etwas unsicher. Ich schwimme nicht oft und erst recht nicht tauchen. Aber das konnte ich jetzt auch nicht sagen. Sie würde mich bestimmt lauthals auslachen. ,,Halte einfach die Luft an und nimm meine Hand", fährt sie fort. Okay. Nachts im Meer,tauchen, klingt doch toll. Denke ich mir gerade ironischerweise. Und wenn sie dich in die Tiefe zieht und umbringt? Ich ignoriere die leise Stimme in meinem Kopf. Etwas zögerlich ergreife ich ihre kleine Hand. Mein Herz beschleunigt seine Schläge. Ich hole tief Luft und dann zieht sie mich hinunter. Es ist stockdunkel und ich kann nur darauf vertrauen das sie uns sicher ans Ziel bringt. Meine Körpertemperatur sinkt ab. Das Wasser und das Salz erschweren es mir, meine Augen richtig offen zu halten. Der Tauchgang kommt mir ewig vor und ich merke wie mir langsam die Luft zu neige geht. Wie ein Strick, der sich an meinem Hals zuzieht. Panik macht sich in mir breit. Ich werde ersticken.

Plötzlich lässt der Strick los und ich kann in vollen Zügen den Sauerstoff wieder einatmen. Wie sind jetzt auf dem offenen Meer, aus der kleinen Grotte hinausgetaucht. Ich halte immernoch Melinas Hand und sie zieht mich in Richtung Ufer. Wo sind wir? ,,Wir befinden uns auf der anderen Seite des Sees", beantwortet sie die Frage, als hätte ich sie laut ausgesprochen. Wir befinden uns außerhalb der Zivilisation. Am Rande des Ufers zeichnen sich weiterhin die ganzen Gesteinsgrotten ab. Sie umgeben einen riesigen Teil des Sees. Das selbe Gestein, das auch das kleine Becken ziert, führt hier einfach weiter, so groß war es. Das einzige Licht, das mir überhaupt hilft etwas zu sehen, ist der weiße Mond. Wir schwimmen genau auf die Gesteinsgrotten zu. Irgendwann kann ich dann auch stehen. Man merkt sofort, wie flach der Strand abfällt. Und ich sehe, dass Melina mittlerweile auf Kniehöhe neben mir schwimmt. ,, Darf ich?" frage ich sie und bleibe stehen. Natürlich weiß sie, was ich meine. Ich gehe langsam in die Knie lege meine Arme um sie und mit einem Ruck hebe ich sie hoch. Das Fitnessstudio hat sich bezahlt gemacht. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich ohne das, hätte sie trotzdem hochheben können. Ihre Haare kitzeln meinen nackten durchtrainierten Oberkörper. Es fühlt sich so richtig an ihr nah zu sein.
,,Geradeaus....da nach oben...." navigiert sie mich. Die Grotte beginnt noch im seichten Wasser. Sie führt leicht bergauf. Das kalte, scharfe Gestein bohrt sich etwas schmerzhaft in meine nackten Fußsohlen. Plötzlich wird es weich und am knacken kann ich erahnen, dass ich auf Stroh laufe. In der Decke des Gesteins sind einige kleine Gesteinslücken, sodass wieder etwas Mondlich einfallen kann. Der Unterschlupf ist nicht besonders groß. Man fühlt sich nicht eingeengt. Es ist eine Größe, die aber noch gemütlich ist. Die Atmospähre in so einer Höhle bei Nacht ist unglaublich schön.

,, Hier darfst du mich absetzen", flüstert Melina leise, denn vor uns scheint das Ende der Grotte zu sein. Ich setze sie so hin, dass sie trotzdem noch aufs Meer schauen kann. An Land ist sie komplett hilflos. Dann setze ich mich neben sie und zusammen beobachten wir das rauschende Meer und den Mond der sich auf der Wasseroberfläche wiederspiegelt. Man kann das Meer, von hier aus sitzend super beobachten. Alles fühlt sich so mysteriös und magisch an. Ein Windzug lässt mich etwas frösteln, da ich ja noch nass bin. ,,Es ist wunderschön", flüstere ich in die Nacht. Ich schaue zu Melina und sie nickt: ,, Ja, das ist es", stimmt sie mir zu. Langsam, aber sicher trocknen die Wassertropfen auf meinen Körper. Mein Blick fällt auf ihre goldene Schwanzflosse die funkelt und schimmert. Was passiert, wenn sie trocknet? Im Augenwinkel kann ich erkennen, dass sie meinen Oberkörper begutachtet,,Möchtest du mit mir hier übernachten?" fragt sie mich etwas zögerlich. Ich freue mich über diese Frage und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Ich spüre wie sie mich von der Seite aus beobachtet. Ich wende ihr mein Gesicht zu. Mein Blick wandert von ihren schönen braunen Augen zu ihren vollen und roten Lippen. Es fühlt sich an, als würde mein ganzes Leben sich um dieses Mädchen drehen, als wäre sie der zentrale Mittelpunkt meines Lebens. Wie die Erde, die die Sonne umkreist. Eine unglaubliche Anziehungskraft herrscht zwischen uns und nicht nur ich spüre das. Das weiß ich. Sie ist so wunderschön. Ich lege vorsichtig ganz zärtlich meine Hand an ihre Wange, ihre weiche Haut. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, hört sie es schlagen?Sie macht keinen Anstand sich zu rühren. Ich bin ihr so nah, dass ich ihren Atem spüre. Ich verkleinere die Distanz zwischen uns und warte immernoch auf einen Rückzieher von ihr, der aber nicht kommt.

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