Die Frau von Nebenan 2

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Kiki

Anne hatte es mir nicht glauben wollen, dass der Mann im Rollstuhl unser Lieblingsschauspieler war.

Natürlich hatten wir mit bekommen, was Tom Hiddleston passiert war, aber Anne war der festen Überzeugung, dass er irgendwo in einer superteuren, exklusiven Rehaeinrichtung hockte und in ein paar Monaten (jetzt waren schon acht Monate seit dem Unfall um!) wieder in der Öffentlichkeit erscheinen würde. Nein, meinte sie, dieser merkwürdige, Waldschrat- ähnliche Typ von nebenan sei bestimmt nicht unser Leinwandheld! Und dass seine Mutter und sein Hund die gleichen Namen wie Tom Hiddelston's Mutter und Hund trugen, sei eben ein Zufall. Im Grunde genommen ging es mir ja genauso. Auch ich wollte nicht wahrhaben, dass aus meinem freundlichen, talentierten, gepflegten Lieblingsschauspieler dieses Wrack geworden war!

Doch nach weiteren zwei Wochen wurden wir auf eine schmerzvolle Weise der Wahrheit bewußt gemacht. Und ich spielte auch noch eine Rolle dabei!

Tom hatte mir nicht zurück geschrieben, geschweige denn, dass er rüber gekommen war. Nun wußte ich auch, warum. Ich hatte es nie bemerkt, das wunderte mich schon ein wenig, und im Nachhinein überlegte ich ständig, wobei er mich überall beobachtet hatte. Auch, gerade, während die Polizisten mich verhörten. Oder...interviewten, ich hatte ja nichts getan, nein, MIR war etwas angetan worden, und noch jemand anderen.

Luise machte Kaffee für die Polizisten, Anne und ihr Mann waren arbeiten und ich hatte mir frei nehmen müssen. Mir war klar, dass ich wohl nicht in den Salon zurückkehren konnte, da jetzt schon Horden von Paparazzi und neugierigen Menschen meine Arbeitsstätte blockierten.

„Mrs. Sommer...äh, danke." sagte die junge Polizistin zu Luise, die ihr den Kaffee hingestellt hatte.

Die Polizistin war halb so alt wie ich und musterte mich abschätzig, überlegte bestimmt, wie das alles zusammen paßte. Ihr Kollege war damit beschäftigt, das Küchenfenster zu überprüfen.

„Sie haben also nichts davon bemerkt?" fragte die Polizistin, deren Namen ich vergessen hatte.

„Wovon genau?" murmelte ich und lächelte Luise an, die mir ebenfalls eine fette Tasse Kaffee reichte.

„Das sie beobachtet wurden. Zunächst."

„Was meinen sie mit: Zunächst?" seufzte ich.

„Ich stelle hier die Fragen." knurrte sie.

Herrgott, was für ein Weib. Ihr milchbubiger Kollege sollte es ihr mal ordentlich besorgen! Naja, das dachte ich auch nur, weil ich selbst untervögelt war und wußte, wie Frau sich fühlte, wenn sie keine männliche Aufmerksamkeit bekam. Aber nun hatte ich ungewollt mehr davon gehabt, als mir lieb war...Ich antwortete:

„Nein, ich habe es nicht bemerkt. Oder sagen wir so, ich habe ihn nie dabei gesehen. Einmal hatte ich ein merkwürdiges Gefühl...hat er mich auch oben in meinem Schlafzimmer beobachtet?"

„Nein, nur von seinem Zimmer aus."

Sie deutete auf die Küche, als würde er da wohnen. Ich kicherte.

„Finden sie das witzig?" schnarrte sie genervt.

„Nein. Ich bin nur erleichtert, weil ich in der Küche immer was anhatte."

„Sehen sie. Da liegt der Hase begraben." seufzte der Polizist, der sich nun neben seine Kollegin auf die Couch setzte. „Wenn Mr. Hiddleston ein Pädophiler ist, warum spannert er dann einer erwachsenen, angezogenen Frau nach?"

„Wer weiß schon, was in diesen Köpfen vorgeht, Hugo." schnauzte die Lady. „Ist nicht unsere Sache. Also, Mrs Sommer, haben sie mitbekommen, dass ihr Nachbar sein Au- Pair- Mädchen belästigt hat?"

I dreamed of a tall man twiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt