Kapitel 20

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Fünf Tage so lange bin ich bereits wach und habe das Krankenhaus nicht verlassen. Ich bin ständig auf der suche nach meinem Handy, aber irgendwie ist es verschwunden. Das heißt seit fünf wachen Tagen habe ich keinen meiner Freunde gesehen, gehört, oder mit ihnen geschrieben.

Die einzigen Personen die ich sehe und spreche, sind Ärzte, Krankenschwestern, die Psychologin und meine Mutter.

Ich weiß, ich wollte meinen Freunden nicht mehr zur last fallen und sie frei lassen. Aber nicht so! Denn wie ich feststellen musste, brauche ich sie im leben. Wenn ich Tod wäre bräuchte ich sie nicht, aber so wie es jetzt ist vermisse ich sie jeden Tag ein bisschen mehr.

Vor allem vermisse ich Monty und ich habe Angst das er irgendetwas angestellt hat.

"Also mein Kind, ich werde dir mal ein paar richtige Klamotten kaufen, du wirst in zwei Tagen entlassen und da sollst du wirklich nicht rum laufen wie eine Obdachlose!" meint meine Mutter und geht zur Tür. "Ich trage ganz normale Klamotten, Mum!" "Wenn du meinst!" murmelt sie und verschwindet.

Ich habe meine Mutter so satt, sie war früher nie so! Außerdem was hat sie gegen meine Klamotten?

Ich versuche mich daran zu erinnern wie sie war als ich noch ein Kind war. Eine Erinnerung von ihr und mir im Zoo taucht in meinem Kopf auf. Ich war etwa fünf und sie hielt mich in die Höhe, damit ich eine Giraffe streicheln konnte.

Wie gerne würde ich in der Zeit zurück gehen und diese Zeiten wieder erleben.

Jemand klopft an der Tür und als niemand die Tür öffnet, bin ich mehr als nur verwirrt. "Wer ist da?" frage ich laut und erst nach etwa zwanzig Sekunden öffnet sich die Tür einen spalt weit. Es kann niemand sein der hier arbeitet, denn die klopfen kurz und betreten dann sofort das Zimmer.

Als ich erkenne wer mein Zimmer betritt, fange ich an zu strahlen und Freuden Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen.

"Ist deine Mutter wirklich weg?" fragt Monty nervös und ich nicke hektisch. "Was tust du hier?" frage ich glücklich. "Ich habe gehört du wirst bald entlassen und du wirst nicht mehr zur Schule kommen. Also musste ich dich endlich sehen!" erklärt er kurz und schließt leise die Tür hinter sich. "Du hast keine meiner Nachrichten bekommen, oder?" fragt er und kommt auf mich zu. "Mein Handy ist weg!" antworte ich ehrlich und mustere Montys Gesicht. Er sieht müde aus und als hätte er seit Tagen nichts gegessen und ein großer blau-grüner Fleck färbt sein halbes Gesicht.

"Du siehst schrecklich aus." bemerke ich leise. "Danke, ich liebe dich auch!" lächelt er und setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett. "Wie geht es dir?" fragt er leise und nimmt meine Hand in seine. "Es geht mir gut, ich meine ich habe überreagiert! Ich war überfordert und ich wusste das ihr euch sorgen macht und ich wollte nicht das ihr euch so viele Sorgen machen müsst!" Er blickt auf meine Hand. "Dir ist klar, das wir uns mega sorgen gemacht haben, als wir den Krankenwagen rufen mussten und es dir so schlecht ging die ersten zwei Tage, das man uns gesagt hat du könntest es vielleicht nicht überleben!" "Es tut mir Leid!" Das Gefühl von Schuld überrollt mich wie eine Welle.

"Egal, Hauptsache du lebst!" er streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken. "Nein, eigentlich ist es nicht egal! Wie konntest du mir das nur antun?" fragt er verletzt und ich sehe in seine wunderschönen Augen. "Ich ... Ich wollte euch von mir befreien und ich weiß, das klingt mega merkwürdig, aber so ist es!" Er atmet laut hörbar aus und ich beiße mir auf meine Unterlippe. "Ich erwarte nicht das du es verstehst. Es ist sogar gut wenn du es nicht verstehst, weil du dich noch nie so gefühlt hast und ich hoffe du wirst dich auch nie so fühlen!" sage ich mit sanfter Stimme.

"Okay." murmelt er und zeichnet mit seinen Fingern kreise auf meine Hand. "Hast du irgendetwas dummes gemacht, seit ich im Krankenhaus bin?" frage ich etwas nervös und nehme meine freie Hand um leicht gegen die blau-grüne hälfte seines Gesichts zu drücken. "Ich habe meine Aussage gemacht und als Bryce dann eine Vorladung bekommen hat, ist er zu mir gekommen. Er hat mich zur Rede gestellt und ich musste ein bisschen einstecken, ich wollte ihn umbringen, aber ich konnte es nicht! Was vielleicht auch daran lag das wir uns vor meinem Haus geprügelt haben und mein Vater irgendwann raus kam!" sein Blick fällt auf die Hand von mir die zwischen seinen liegt. "Er hat Bryce weg geschickt und hat dann selbst weiter gemacht." fügt er hinzu und ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken. "Oh Monty!" murmle ich und lasse meine Hand sinken.

"Warum wirst du nicht mehr zur Schule kommen?" wechselt Monty das Thema. "Ahm... Meine Mutter will das ich nach Kanada ziehe!" "Kanada?" er sieht mich traurig an und ich nicke. "Willst du da überhaupt hin?" "Ich würde gerne hier bleiben, aber meine Mutter denkt die Stadt und ihre Bewohner hat einen schlechten Einfluss auf mich!" Er gibt ein leises lachen von sich. "Vielleicht hat sie recht, diese Stadt ist scheiße und die Menschen hier behandeln dich wie Dreck!" "Wer bitte behandelt mich wie Dreck?" Er sieht mir tief in die Augen. "Dein Vater, die Freunde deines Vaters, Bryce!" zählt er auf. "Aber ich habe dich und Zach, Alex, Jess, Justin und sogar Scott!" Er zuckt seine Schultern. "Würdest du gehen, wenn ich gehen würde?" fragt er leise und ich sehe ihn mit gerunzelter Stirn an. "Was meinst du?" "Diese Stadt ist scheiße, die Leute sind Dumm und ich habe keinen Bock mehr darauf!" Ich strenge mein Hirn an, versuche zu verstehen was er mir sagen will. "Du willst abhauen!" stelle ich etwas geschockt fest. "Abhauen, weg rennen, neu anfangen!" "Wieso?" frage ich laut und er schließt für einen Moment seine Augen.

"Diese Stadt hätte dich fast dein leben gekostet, wieso willst du hier bleiben?" Er sieht mich fragend an und legt dabei seinen Kopf leicht schief.

Abhauen klingt nicht wirklich nach einer schlechten Idee!

"Wir könnten uns in meinen Jeep setzen, unsere Koffer gepackt und einfach los fahren. Raus aus dieser Stadt, raus aus diesem Staat. Irgendwo hin wo es uns gefällt!" schwärmt er. "Es gäbe nur uns, niemanden der uns auseinander bringen will, niemanden der dir weh tut!" fügt er hinzu, seine Augen funkeln. "Du willst mit mir abhauen?" Er nickt. "Wie soll das funktionieren? Wir sind nicht einmal fertig mit der Schule! Wir haben kein Geld und keine Berufserfahrung!" "Viele Menschen fangen irgendwo neu an, ohne Abschluss und schaffen es irgendwie!" Er überlegt kurz. "Wir könnten auch im Auto leben, jeden Tag eine neue Stadt sehen und Geld mit Minijobs, oder Glücksspiel verdienen!" Ich beginne leise zu lachen.

Es ist schön darüber nachzudenken, aber in Wahrheit würde das nie funktionieren! Denn mein Leben ist kein Märchen und das heißt, sobald wir los fahren würden, würde irgendetwas schief laufen!

"Stell es dir mal vor, wir wären zusammen und weg von dieser Stadt! Wir würden alles schlechte hinter uns lassen und wir würden das Land sehen!" "Wie sollen wir hier weg kommen, ohne das meine Mutter uns davon abhält, oder wir verfolgt werden, weil wir Minderjährig sind?" frage ich, meine Stimme zittert leicht, vor Aufregung und Angst. Angst davor Pläne zu machen, die nie umgesetzt werden können. Davor das wir zu viel träumen und die Chance verpassen, diese Träume real zu machen.

"Ich werde dich morgen hier abholen, sobald deine Mutter dein Zimmer verlässt, packst du deine Sachen zusammen und ich werde am Eingang auf dich warten! Wir fahren zu dir Nachhause und du holst deine restlichen Sachen, dann fahren wir los!" Ich kaue verunsichert auf meiner Unterlippe herum.

"Was wenn es schief läuft?" "Das wird es nicht!" verspricht er und mit einem mal bin ich so überzeugt von dieser Idee, das ich nicht mehr widersprechen will.

"Ich liebe dich!" lächle ich und bemerke das es das erste mal ist, das ich es wirklich ausgesprochen habe. "Ich liebe dich auch Alice!" er legt seine Lippen sanft auf meine und es ist wirklich das beste Gefühl das ich seit Tagen verspürt habe.

"Meine Mutter ist meistens Mittags kurz draußen, sie holt sich da immer etwas zu essen. Da werde ich runter gehen!" sage ich leise und Monty nickt. "Ich werde jetzt gehen, bevor deine Mutter mich sieht und mich wieder anschreit!" grinst er. "Sie hat dich angeschrien?" er nickt. "Sie ist irre!" "Da magst du recht haben!" kichere ich und er presst seine Lippen noch einmal auf meine, als er seine Lippen von meinen löst, bin ich der glücklichste Mensch auf dieser Welt und nichts kann mir dieses Gefühl wieder weg nehmen!

"Wir sehen uns morgen!" lächelt Monty und geht zur Tür. "Bis morgen. Ich liebe dich!" "Ich liebe dich auch!" 

Not A Fairy TailWo Geschichten leben. Entdecke jetzt