Reise nach Magnolia - Fiore's Fairies

Kapitel 6 - Niros POV

Ich wanderte gerade durch den Wald und gab mich meinen dunkelsten Gedanken da hörte ich einen lang anhaltenden Schrei. Ich drehte mich um, um zu sehen wer da geschrien hatte und konnte aus dem Augenwinkel gerade noch einen Haufen dunkel rosa roter Haare sehen bevor ich zu Boden gerissen wurde. Zara hatte mich mit einer solchen Wucht umgerissen, das ich jetzt auf dem Bauch lag und mit den Händen in meinen über mir kniete. Es war das erste Mal, das wir uns so nah gekommen waren und jetzt erst sah ich sie richtig an. Ihre großen Beerenfarbenen Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen und ein paar Strähnen ihres Haares fielen ihr ins Gesicht. Jetzt wo ich sie so eingehend betrachtete fiel mir erst auf wie hübsch sie eigentlich war. Sie lächelte verlegen und lief dann dunkelrot an.

"Go-gomen nasai", murmelte sie beschämt und senkte den Blick, "ich wollte mich nur kurz an dir rechen, aber so hatte ich das nicht geplant."

"Ist schon okay.", sagte ich leise und legte ihr eine Hand auf die Wange. Was zur Hölle tat ich da?! Sie sah mich mit großen Augen an.

"Onii-chan?", flüsterte sie verwirrt.

"Hm?", fragte ich. Mein Kopf war reine Zuckerwatte und mein Herz raste. Aber es war kein unangenehmes Rasen. Irgendwie mochte ich es. Ich sah Zara noch ein bisschen tiefer in die Augen. Das machte es nicht besser. Langsam ließ ich meinen Blick zu ihrem Mund wandern. Sie hatte kleine, süße, rosige Lippen. Wieso um Himmelswillen wollte ich sie so dringend küssen? War ich etwa in sie verknallt? Aber ich kannte das Gefühl. Ich war eine Zeit lang in Ayla verschossen gewesen, aber das war ganz anders. Nicht so... intensiv. Intensiv klang falsch aber besser wusste ich es nicht zu formulieren. Mein Blick wanderte noch weiter nach unten und jetzt erst wurde mir klar was für einen tollen Blick auf ihre Brüste ich hatte.

"HENTAI!", schrie sie und es schallte. Meine Wange brannte und ich hätte schwören können, dass ich nachher einen roten Abdruck von ihrer Hand auf der Backe haben würde. Jetzt lag es an mir rot anzulaufen.

"Was glaubst du eigentlich wer du bist?! Was sollte das eben?", rief sie wütend, "erst rumsülzen nur damit du n guten Blick auf meinen Ausschnitt kriegst?!" Sie rappelte sich auf.

"Nein so war das nicht.", versuchte ich mir den Arsch zu retten. Ich wollte es bei Zara auf keinen Fall verkacken.

"Ich äh... das war ernst gemeint...", sagte ich und obwohl es die Wahrheit war wusste ich wie lahm es klang.

"Aha... die Wahrheit.", sagte sie und ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

"Ach vergiss es einfach.", sagte ich, "Das alles. Tut mir leid dafür." Ich fühlte mich miserabel. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich wollte meine Ruhe. Ich hatte es mal wieder verkackt.

"Wow...", sagte sie und es klang ehrlich, "das ist glaube ich das erste Mal in meinem Leben, dass du dich bei mir richtig entschuldigt hast und ohne belustigen Unterton." Sie legte den Kopf schief als würde sie etwas überlegen. Ich zuckte die Schultern.

"Aha... jetzt machst du wieder einen auf cool und unantastbar." Sie grinste.

"Vielleicht.", sagte ich. Aber sie hatte ja Recht. Ich versuchte gerade mit aller Kraft nicht das zu bereuen was eben passiert war und mir nicht anmerken zu lassen wie verletzt ich war, dass das mit dem Kuss nicht geklappt hatte. Noch nie war mein Ego in einem so kurzen Zeitraum so stark geschrumpft. Ich wollte mich am liebsten heulend in einer Ruine verkriechen. Oder vor Scham im Erdboden versinken. So ganz konnte ich mich nicht entscheiden.

"Hey, Onii-chan", sagte sie und als ich sie ansah war ihr Blick voller Wärme, "Lach mal. Du hast in letzter Zeit so wenig gelacht. Ich vermisse dein Lächeln." Tatsächlich huschte in diesem Moment ein kleines Lächeln über mein Gesicht. Sie war einfach süß. Auf ihre eigene komische Art und Weise.

"Habt ihrs da unten bald?", rief Joy von oben. Ich hatte sie gar nicht bemerkt.

"Komm du doch runter!", rief Zara, "Ich hab eh nicht mehr genug magische Kraft übrig um noch mal zu fliegen."

"Du kannst fliegen?!", fragte ich begeistert und überrascht zugleich. Zara nickte stolz wärend Joy versuchte auf ihrem Kopf zu landen.

"Mit meiner Light Make Magie kann ich mir Flügel wachsen lassen und dann fliegen. Stimmts Joy?" Joy nickte.

"Wenn du nicht gelegentlich vergessen würdest sie zu benutzen wärend du fliegst." Ich lachte. Zaras Kopf fuhr herum. Ihre Augen leuchteten.

"Du hast gelacht.", sagte sie und grinste übers ganze Gesicht.

"Joa. Richtig.", sagte ich und grinste sie schelmisch an. Zara begann sofort zu schmollen.

"Jetzt macht er wieder einen auf cool.", jammerte sie.

"Joa. Richtig.", sagte ich und versuchte mein Grinsen zu unterdrücken.

"PASS AUF ODER ICH SCHLAG DICH WINDELWEICH!", rief sie.

"Du bist einfach zu süß wenn du wütend bist.", kicherte ich.

"Jaja ich glaub auch.", sagte sie wütend. Wir hatten angefangen uns auf den Rückweg zu machen und kämpften uns jetzt durchs Dickicht. Ich erwischte mich dabei wie ich sie von der Seite anstarrte. Schnell sah ich weg. Beschämt sah ich zu Boden.

"Ich hab dich lieb Onii-chan.", sagte sie und lächelte, "Obwohl du mich ständig aufziehst. Ich hab dein Lächeln vermisst." Ohne jede mentale Vorbereitung griff sie nach meiner Hand. Mein Herz setzte einen Schlag aus und raste dann doppelt so schnell weiter. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.

"Reiß dich zusammen!", murmelte ich mehr zu mir selbst.

"Hm?", fragte sie und blickte auf.

"Nichts nichts. Ich hab dich auch lieb.", sagte ich. Den Rest des Weges sagten wir nichts mehr. Wir liefen nur stillschweigend und Händchen haltend durch den Wald. Es war keine unangenehme Stille im Gegenteil. Und ich begrüßte sie da ich eh nocht wusste was ich sagen sollte und die Gedanken in meinem Kopf Amok liefen. Endlich erreichten wir den Waldrand, in dessen Nähe unser Haus stand. Wir hören schon von weitem Stimmen verwirrt sahen wir uns an. Dann begannen wir zu rennen. Was wenn es dieselben Räuber waren die vor Jahren unser Dorf überfallen hatten? Was wenn Ayla in Gefahr war? Wir rannten durch das Unterholz durch die letzten Büsche hinaus in das gleißende Licht. Zuerst konnte ich nichts sehen weil das Licht mich blendete. Dann erkannte ich eine Hand voll Menschen und mittendrin Ayla.

"Da sind sie.", sagte sie und lächelte fröhlich.