F Ü N F

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Nachdem Rexa und ich noch einen weiteren Joint geraucht hatten schrieb ich meiner Mutter eine kurze SMS, dass ich bei Rexa schlafen würde. Sie wusste nicht, dass ich ab und an mit Rexa Gras rauchte und sie sollte es auch nicht wissen. Außerdem hatte ich gar keine Lust, mit ihr weiter über meinen Vater zu sprechen.

Meine Mutter hatte immer versucht Rexa und mich gegen Papa aufzuhetzen. Sie hatte ihn immer schlecht geredet. Aber mir war das egal. Ich hatte Papa selber erlebt und wusste, dass er irgendwo trotz aller Probleme ein guter Mensch war. An guten Tagen hatten wir immer so viel Spaß. Er hat sich so liebevoll um uns gekümmert. Das konnte nicht alles vorgespielt sein. Auch in der Zeit vor dem Alkoholkonsum war er ein guter Mensch. Auch wenn die meisten Erinnerungen daran verblasst sind weil ich damals noch sehr jung war. Einige Sachen sind mir dennoch bis heute im Kopf geblieben.

Ich kann mich garnichmehr daran erinnern, wie und warum das alles angefangen hat. Irgendwann wurden aus 2-3 Feierabendbierchen mehr. Irgendwann kam der harte Stoff dazu. Vodka. Whiskey. Irgendwann war es eine ganze Flasche am Tag. Irgendwie kamen irgendwann Aggressionen dazu, wenn Papa keinen Alkohol mehr hatte. Es hat sich nach und nach irgendwie so eingeschlichen. Eines Tages bekam ich einen Streit mit. Mama und Papa. Alkohol. Er schrie sie an, Sie solle eine Flasche Vodka kaufen gehen. Sie beleidigte ihn. Sie weigerte sich. Lautes Poltern. Hatte er sie geschlagen?

Rexa und mich hatte er nie angefasst. Er war auch uns gegenüber aggresiv, schlug uns aber nicht ein einziges mal. Ich hatte auch nie gesehen, wie er Mama geschlagen hat. Ich habe oft lauten Krach gehört. Mama behauptet bis heute, er hätte sie oft verprügelt. Aber soweit ich denken kann haben weder Rexa noch ich etwas davon mitbekommen.

Als ich 9 Jahre alt war hatten sich Mama und Papa getrennt. Er hatte noch ein Jahr in der Nähe gewohnt. Wir haben ihn ab und zu heimlich besucht. Hätte Mama das gewusst, hätte sie uns damals im Leben nicht raus gelassen und hätteuns warscheinlich die Köpfe abgerissen. Aber Rexa war damals schon 14 und schaffte es immer, es geheim zu halten. Rexa und ich hatten schon immer eine starke Bindung gehabt. Ich lernte viel von ihr, sie prägt mich bis heute noch mit ihren Ansichten über das Leben und mit ihrer Art.

Als ich dann 10 Jahre alt wurde ist Papa plötzlich verschwunden. Weg. Einfach so. Rexa fand damals raus, das er wohl nach Berlin gezogen sei, um einen Neuanfang zu starten. Offensichtlich ohne seine Kinder.

Ich musste aufhören darüber nach zu denken. Ich werde früher oder später daran kaputt gehen.

The last goodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt