New York, April 2012
Grinsend betrachtete ich die Schlagzeile der New York Times.
Meisterdieb schlägt erneut zu - Wer ist Pfote?
Wie die Zeitungen zu meinem Spitznamen gekommen waren, war mir lange ein Rätsel gewesen. Aber als sich in den vergangenen Monaten die Einbrüche in Museen, Banken und Juwellierläden gehäuft hatten, hatte man in der Redaktion der Käseblätter wohl eins und eins zusammengezählt und alle Diebstähle einer einzelnen Person zugeschrieben. Einem Profi.
Die Daily News bezeichnete mich als Robin Hood.
Das Wall Street Journal als Gefährdung der Nationalen Sicherheit.
Beide Titel schmeichelten mir. Ich hatte meine Profession nicht aufgegeben, seit ich aus Mexico City geflohen war. Immer noch stahl ich für den Meistbietenden, nur war der in der Regel kein Mafioso oder Boss großer Drogenkartelle. Auf dem Schwarzmarkt war ich eine Berühmtheit. Nur kannte auch hier niemand mein Gesicht. Aufträge bekam ich per Brief, adressiert an ein gemietetes Postfach. Die meisten kamen von fanatischen Sammlern, die ihr Lieblingsbild lieber im eigenen Wohnzimmer hängen haben wollten als in einem Museum. Das Geld behielt ich nicht. Nur das, was ich brauchte um meine Miete und mein Essen zu zahlen. Den Rest spendete ich, wie auch schon in Mexico. Natürlich anonym und nie große Summen auf einmal an die gleiche Einrichtung. Irgendein Schlaufuchs bei der Zeitung musste recherchiert haben und dabei auf die Zeitungseinträge aus Mexico gestoßen sein, welche von ähnlichen Taten berichteten, die immer das gleiche Muster aufwiesen. Egal ob gleicher Täter oder nicht, der Name Patita Ladrona blieb dem Leser im Kopf. Und weil der durchschnitts-Amerikaner sich anscheinend weigerte zu akzeptieren, dass außer Englisch noch andere Sprachen existierten, wurde aus Diebischem Pfötchen irgendwann einfach Pfote, weil das eben besser klang. Der Name war mir ans Herz gewachsen.
Ich zahlte für die Zeitung und begab mich zur nächsten U-Bahnstation. Bis zu meinem Ziel - der Lafayette Street - waren es nur wenige Stationen. In der Bahn las ich den Artikel der Times über mich.
Ein erneuter Kunstraub hält die Kunstszene New Yorks in Atem. Aufgrund erneut auftretender Tatmuster schließt die Polizei auf einen allbekannten Täter - Pfote. Wer sich hinter dem Synonym verbirgt, weiß niemand. Auch diesmal sind keine Fingerabdrücke oder Überwachungsbilder des Täters vorhanden, noch wurde ein Alarm ausgelöst. Gestohlen wurden zwei Ölgemälde aus der Renaissance, die aus ihren Rahmen gelöst wurden. Vermutet wird, das der Täter sie auf dem Schwarzmarkt verkauft.
Ich musste erneut lächeln. Ich hatte es wieder einmal geschafft, die Autoritäten an der Nase herumzuführen. Vielleicht sollte ich an meinem nächsten Tatort eine Visitenkarte mit einem Pfotenabdruck hinterlassen?
Es dauerte nicht lange, bis ich bei meinem Apartment angekommen war. Der Weg von der U-Bahnstation zu dem Wohnblock, in dem ich wohnte, war nicht sehr weit. Ich hatte mich sehr gefreut, als ich nach gerade mal vier Tagen in New York schon eine dauerhafte Bleibe gefunden hatte. Das war jetzt schon einige Monate her. Die Gegend in Brooklyn, in der ich mich angesiedelt hatte, war nicht die schönste, aber für ein Zuhause reichte es aus. Der Aufzug war allerdings immer noch außer Betrieb - vor zwei Wochen war da ein Junkie in den Schacht gefallen und der Hausmeister war anscheinend noch nicht nüchtern genug um die Behörden zu informieren. So langsam begann das Treppenhaus zu stinken. Ich nahm also die Treppe, darauf bedacht, nicht zu tief einzuatmen und kam schließlich mehrere Verschnaufpausen und einen Asthmaanfall später im obersten Stockwerk an.
Ich schloss die Tür auf und hängte meine Tasche an die Garderobe. Auch wenn schon etwas die Farbe von den Wänden blätterte und die nackte Glühbirne im Flur manchmal flackerte, hatte ich es doch geschafft, mich häuslich einzurichten. Vom Fenster in der Küche aus konnte man sogar die neuste Ergänzung der Skyline Manhattans sehen: den Stark-Tower. Meine Wohnung gefiel mir so, wie sie war und inzwischen hatte ich mehr Besitz als nur eine Tasche - auch wenn ich immer einen gepackten Rucksack bereit hatte, für den Fall, schnell verschwinden zu müssen. Und die Gegend hier war zwielichtig genug, dass die Leute besser wussten, als Fragen zu stellen. Hier schien es niemanden zu stören, dass eine gerade einmal Achtzehnjährige eine Wohnung mietet, ihre Miete immer bar bezahlt und nachts so gut wie nie zu erreichen ist.
Die beiden gestohlenen Gemälde befanden sich sicher in einem Safe im Badezimmer. Niemand würde auf die Idee kommen, in einem Badezimmerschrank zwischen Shampoo und Tampons nach Wertgegenständen zu suchen.
Kaum hatte ich die Zeitung weggeheftet - ich hatte ein Faible dafür, Zeitungsartikel über mich zu sammeln - widmete ich mich der Post, die ich aus meinem anonymen Postfach geholt hatte. Einige Aufträge, die meisten kaum den Aufwand wert, den man dafür betreiben müsste, einige schon interessanter, aber ein Umschlag viel mir ganz besonders ins Auge: Er war knallrot. Meine Neugier siegte und ich öffnete diesen Brief zu erst.
Pfote,
kommen wir gleich zum Geschäft. Ich habe von Ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten gehört, aber wer hat das nicht. Der Unterschied zwischen mir und den Anderen ist, dass ich ein Angebot für Sie habe, dass Sie nicht ausschlagen können. Wollen Sie sich eine Million Dollar verdienen?
Ein derartiges Angebot hatte ich tatsächlich noch nie erhalten. Also las ich aufmerksam weiter.
Nicht weit von hier wird in einer Forschungseinrichtung ein Artefakt aufbewahrt. Es gehört mir und nach einigen Jahrzehnten habe ich die Spur zu ihm wieder aufgenommen. Akte und Adresse liegen bei. Zahlung erfolgt bei Lieferung zu vereinbartem Ort und Zeitpunkt auf das ebenfalls beiliegende Schweizer Nummernkonto. Ich lasse von mir hören.
Unterzeichnet war der Brief nicht, dafür prangte auf dem blutroten Briefpapier ein schwarzer Stempel. Eine Art Octopus mit einem Totenschädel als Kopf. Ich hatte das Zeichen noch nie zuvor gesehen. Beiliegend war tatsächlich eine Kopie einer Akte: auf einem mittelmäßig kopierten Schwarz-Weiß Bild war ein Würfel abgebildet. Trotz der schlechten Kopie konnte man erkennen, dass er zu leuchten schien. Laut Akte war das der Tesserakt. Was genau ein Tesserakt war, gab die Kopie aber nicht her. Das war mit einem Stift retuschiert worden. Wer auch immer mir diesen Auftrag erteilt hatte, wollte wohl, dass ich mich nicht darauf konzentrierte, was genau ich da stahl und womöglich noch Nachforschungen anstellte, sondern brauchte dieses Artefakt anscheinend sehr dringend. So dringend, dass er bereit war, eine ganze Million dafür zu bezahlen. Auch wenn ich wusste, dass ich das Geld nicht behalten würde, war meine Neugier doch zu groß. Ich musste den Auftrag einfach annehmen.
Was soll schon schiefgehen? Pfote entkommt den Fängen ihrer Verfolger am Ende doch immer!
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Pfote - Avengers Fanfiction
Fanfiction"Ich habe mich mit SHIELD angelegt. Ich hätte mich nicht mit SHIELD anlegen sollen. Und jetzt stehe ich auf der roten Liste des FBI." Ein Raubzug nach dem anderen hält das Land und die Klatschpresse in Atem. Wer hinter den Diebstählen mit Millionens...