Später würde man mir erzählen, was passiert war. Das Lokis Schergen versucht hatten, ihn zu befreien. Das Aufgrund der Explosionen zwei Turbinen ausgefallen waren, die Stark und Rogers nicht zu reparieren vermochten. Das der Hulk freigelassen wurde und Agent Romanoff fast umgebracht hätte, bevor Thor ihn quer durch den Flugzeughangar geprügelt hatte. Das Furys treuster Agent Coulson im Feuergefecht gefallen war. Doch das alles wusste ich jetzt noch nicht.
Ein gewaltiger Schlag ließ den Carrier erzittern und unterbrach Lokis Monolog. Die Träger, die seinen Glaskäfig hielten, knirschten unter der Last der tausenden Tonnen von Stahl, die sie nun halten mussten, weil der Helicarrier ins Schleudern geriet und sich nach Backbord neigte. Loki geriet in seinem Gefängnis ins Straucheln und auch ich musste mich an der Scheibe abstützen, um nicht umzufallen. Meine Hand landete genau auf seiner, die er zuvor wutentbrannt gegen das das Glas gedonnert und seitdem dort gelassen hatte. Nur getrennt von dem zentimeterdicken Sicherheitsglas sahen wir uns für einen Moment an, bevor ich einige verzerrte Stimmen durch das anscheinend beschädigte Intercom-System vernahm.
„...werden Angegriffen! Ich wiederhole, wir..."
„Gefechtsstation auf Deck .... alle Mann ... Angriff.."
„...Nicht in der Luft halten, wenn noch ein Triebwerk ausfällt. Stark, Rogers, klären Sie ..."
„Code Grün! Code Grün!"
Anscheinend war eines der Backbordtriebwerke ausgefallen, weshalb wir jetzt leicht Schlagseite hatten. Wer oder was uns angriff, vermochte ich nicht zu sagen, da ich gerade in diesem Augenblick mit Schrecken feststellen musste, das die Bordelektronik versagt hatte - und damit auch der Scanner an der Tür. Ich war gefangen. Nach Links führte ein kleiner Gang von der Zelle weg und mündete anscheinend in eine Abzweigung, doch wohin er mich bringen würde, wusste ich nicht. Ich kam keine drei Schritte weit, als die Stimmen im Intercom-System lauter wurden und eine halbe Sekunde später wusste ich auch wieso, als sich der Flugzeugträger schwerfällig nun vollends nach Backbord lehnte und in all seinen Nieten bedrohlich knarzte. Mit einem lauten Donnergrollen purzelte ihm sämtliches Inventar und Personal nach und verschlimmerte dadurch die Schräglage nur noch mehr. Ich fühlte mich plötzlich etwas leichter, wie bei einem unerwartet anfahrenden Aufzug und ich realisierte, dass wir nach unten absackten.
„Eure fliegende Festung stürzt vom Himmel!" lachte Loki, doch das überhebliche Grinsen konnte seine angsterfüllten Augen nicht erreichen.
Mit einem hässlichen Ächzen, dass den Flugzeugträger in all seinen Stahlträgern erschütterte, wurde der Höhenflug plötzlich abgefangen. Allerdings nicht von den Triebwerken. Sondern vom atlantischen Ozean.
Und dann ging das Licht aus.
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Die Notbeleuchtung sprang nur Sekunden später an und tauchte alles in ein schummriges rotes Licht. Ich checkte die Verbindung, doch das Intercom-System war tot. Ich rappelte mich wieder auf, denn der Aufprall hatte mich zu Boden geworfen. Loki war es nicht anders ergangen. Ohne Möglichkeit sich in dem Käfig irgendwo festzuhalten, war er von der Wucht des Absturzes durch sein Gefängnis geschleudert worden und schließlich mit dem Kopf voran gegen die Glasscheibe gedonnert, an der jetzt ein beachtliches Rinnsal Blut entlang sickerte. Der Gott selbst lag mit einer Platzwunde auf der Stirn am Boden und rührte sich nicht. Dennoch konnte ich selbst im Dämmerlicht noch erkennen, dass er atmete. Ich schüttelte den Kopf, um dieses lästige Pfeifen los zu werden, dass ich die ganze Zeit schon ihm Ohr hatte, doch es blieb präsent. Bis ich bemerkte, dass es kein Tinnitus war.
Irgendwo tief unten im Schiff drang Wasser ein und zwar so schnell, dass die Luft hier oben pfeifend aus den Lüftungsschächten entwich. Der Aufprall hatte die mächtigen Hangartore des Flugzeugträgers eingedrückt wie ein Blatt Papier. Auch die Vorrichtung, die Lokis Käfig in der Luft in die Tiefe hätte stürzen lassen können, schien einen Knacks wegbekommen zu haben. Denn durch die Bodenplatten, auf denen ich stand, sickerte Seewasser. Schnell hatte es meine Füße erreicht und zu meinem Entsetzen flackerte die blaue ARC-Reaktor-Lampe an meinen Hoverboots kurz auf und erlosch dann gänzlich. Meine einzige Hoffnung war nun der Seitengang, von dem ich nicht wusste, wohin er führte. Bis ich diesen Gedanken gefasst hatte, reichte mir das Wasser bereits bis zu den Knien und es stieg schnell an. Ich watete los, als ich hinter mir plötzlich ein Stöhnen vernahm. Loki war aufgewacht und hielt sich nun den Kopf, während er wie versteinert auf die Wassermasse starrte, die um sein Gefängnis schwappte. An der Hydrauliktür schoss das Wasser in mehreren kleinen Rinnsalen auch in den Glaskäfig hinein. Mir reichte das Wasser inzwischen bis zur Hüfte und ich musste alle meine Kraft aufwenden, um nicht in einen Strudel gerissen zu werden. Es stellte sich heraus, das der Gang zu einer Treppe führte, die glücklicherweise eins der oberen Decks erreichte. Ich hechtete die ersten Stufen hinauf, als ich hörte, wie Loki hinter mir gegen das Glas schlug und verzweifelt schrie. Doch er würde mich vermutlich umbringen, würde ich ihn rauslassen. Ich konnte gerade noch sehen, wie er tief Luft holte und vom Wasser eingeschlossen wurde, als die Wellen über den Türrahmen hinweg schwappten und mir somit die Sicht versperrten. Das Wasser glomm rötlich wegen der Notbeleuchtung und umspülte schäumend das Treppengeländer. Ich war hin und her gerissen. Würde ich mich abwenden, würden mich Lokis Schreie wahrscheinlich ein ganzes Leben lang in meinen Albträumen begleiten. Würde ich umkehren, würde ich vermutlich dabei draufgehen. Doch meine innere Pfote - die Diebin, die den Erlös eines Beutezugs meinst an Krankenhäuser und Kinderheime gespendet und nie mehr als nötig behalten hatte - schalt mich bei dem Gedanken, den Halbgott dem sicheren, qualvollen Tod zu überlassen.
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Pfote - Avengers Fanfiction
Fanfic"Ich habe mich mit SHIELD angelegt. Ich hätte mich nicht mit SHIELD anlegen sollen. Und jetzt stehe ich auf der roten Liste des FBI." Ein Raubzug nach dem anderen hält das Land und die Klatschpresse in Atem. Wer hinter den Diebstählen mit Millionens...