Der Tesserakt

279 12 3
                                    




Menschliches Blut.

44 Prozent Hämatokrit.

55 Prozent Plasma.

Und zu Hundert Prozent eine Sauerei, wenn man versucht, jemanden mit einem Schraubenzieher zu erdolchen.

Ich wischte mir die Sauerei aus dem Gesicht, was sie nur noch mehr verschmierte. Das war auf gar keinen Fall Teil meines Planes gewesen.

Aber spulen wir doch kurz zurück.

Keine drei Tage später hatte ich mich aufgemacht, um meinen Auftrag zu erfüllen. Mir war schnell klar gewesen, dass ich mir in diesem Fall die Recherche sparen konnte. Ich wusste nicht einmal von einer Forschungseinrichtung außerhalb New Yorks, die sich mit derartigen Artefakten befassen würde. Weder das Internet, noch die Bücherei mit ihrem altbewährten Zeitungsarchiv konnten mir da weiterhelfen.

Der Tag, den ich mir ausgesucht hatte, war der der 26 April 2012 gewesen, ein Donnerstag. Der Tag, der mein Leben für immer verändern würde. Aber natürlich hatte ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst. Als die Dämmerung hereingebrochen war, hatte es zu nieseln angefangen und die Temperatur lag mit acht Grad gerade über dem durchschnittlichen Minimum für April. Mit anderen Worten: Es war Saukalt.

Ich war mit der Bahn gefahren, so weit ich konnte und die letzten Kilometer zu Fuß gelaufen. Die Einrichtung lag wirklich mitten im Nirgendwo, und doch war New York noch am Horizont zu erkennen. Ich musste um ein ganzes Feld riesiger Satellitenschüsseln herumlaufen, die man vermutlich am ehesten der NASA hätte zuordnen können. Ich kam gerade an dem hell erleuchteten Gebäudetrakt an, als ein Helikopter mitten auf dem Vorplatz landete. Schnell versteckte ich mich hinter einer Mauer, darauf bedacht, nicht in das Blickfeld einer Überwachungskamera zu geraten. Der Mann, der aus dem Heli stieg, hielt sich eine Hand aufs Ohr, um die Geräusche der Rotorblätter auszublenden und sprach in sein Headset. Er ging genau in das Gebäude, in das auch ich musste. Mein Auftraggeber hatte mir einige Pläne zukommen lassen. Nicht viel, aber alles, worauf ich mich verlassen konnte.

Im Schatten des Gebäudes schlich ich zur Tür. Natürlich war sie elektronisch gesichert, aber kannte man eine, kannte man alle. Man musste nur die richtigen Drähte freilegen und aneinander halten und schon standen einem alle Tore offen. Nichts weiter als ein Routinegriff.

Mir war von Anfang an klar gewesen, wer eine Forschungseinrichtung so versteckt hielt, dass niemand in ganz New York davon Wind bekam, tat dies aus gutem Grund. An der Wand prangte ein Logo, das schwarze, eckige Piktogramm eines Adlers. Genau das gleiche Logo fand sich auch auf den Uniformen der Wachposten. Natürlich hatte ich mit Wachen gerechnet, aber meine Erwartungen hatten sich auf einen gewöhnlichen Sicherheitsdienst beschränkt, nicht auf mit AK-47ern bewaffnete Soldaten.

Ich kam kaum zwei Gänge weit, als ich mich einem Wachmann gegenüber sah, der nicht lange zögerte und sein Gewehr auf mich anlegte. In der Hand hatte ich einen Schraubenzieher, mit dem ich eigentlich die Schrauben der Abdeckung eines Lüftungsschachtes hatte lösen wollen, über den ich zum Tesserakt gekommen wäre. Bevor die Wache die Waffe abfeuern oder mich lautstark fragen konnte, was ich denn bitte hier zu suchen hatte, sprang ich mit dem Schraubenzieher in der ausgestreckten Hand nach vorn. Die Wache ging gurgelnd, aber immerhin einigermaßen leise zu Boden. Mit der Sauerei hatte ich allerdings nicht gerechnet.

Ich löste so schnell ich konnte und ohne auf die Leiche neben mir zu achten, die Schrauben des Lüftungsschachtes und schlüpfte hinein. Zu meiner eigenen Überraschung war er groß genug, um darin zu krabbeln. Ich musste also nicht wie ein Soldat unterm Stacheldraht darin auf dem Bauch liegend herumkriechen. Ich zog die Abdeckung hinter mir wieder drauf, aber verschraubte sie nicht. Schließlich war das mein Fluchtweg. Bis auf die Eskapade mit dem Schraubenzieher lief alles nach Plan. Ich lag gut in der Zeit.

Pfote - Avengers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt