04; like a flare in the air

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Changbin

[April 2005]

Bloß wenige Stunden nachdem es passiert war, berichteten bereits unzählige Nachrichtensender davon. Auch diverse Zeitungen und Internetportale - ob seriös oder ein weiterer Abklatsch eines Tratschmagazins - schmückten ihre Titelseiten mit großen Buchstaben, prangerten die Tragödie groß an:

Seo Moonbin, CEO der Seo-Cooperation samt Frau nach Hausbrand ums Leben gekommen. Beide hinterlassen einen sechsjährigen Sohn.

Die Millionärsfamilie war in ganz Seoul und auch weit Außerhalb sehr bekannt gewesen - als eines der jüngsten und wohlhabendsten Ehepaare des Bezirks, war dies nicht anders zu erwarten. Besonders seit sie 1999 ihren Sohn bekamen, waren sie in den Medien stets präsent - fehlten bei keiner Benefizsveranstaltung oder Spendengala. Umso schockierender war es dann, als im Frühjar 2005 die ganzen Artikel veröffentlicht wurden:

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In der Nacht auf den 12. April entflammte Zeugenaussagen zu Folge das Landhaus der Millionärsfamilie Seo, in welchem sich die Familie zu Zeiten des Vorfalls aufhielt. Das Ehepaar bemühte sich ihren Sohn (6 Jahre) aus dem Gebäude zu retten, wobei sich Seo Moonbin und seine Gattin Park Mirae schwere Verbrennungen zuzogen. Ihr Sohn kam mit leichten Verletzungen davon. Bis die Feuerwehr eintraf war das Haus durch die gewaltigen Flammen bereits abgebrannt.
Wenige Stunden später erlag das Ehepaar ihren Verletzungen im Krankenhaus - ihren Sohn ohne weitere Verwandte zurücklassend.
Über das weitere Schicksal des Jungen soll in den nächsten Tagen gerichtlich entschieden werden.

Die Brandursache ist noch immer unklar. Die Polizei ermittelt.

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Am darauf folgenden Tag entschied sich das Jugendamt den sechsjährigen Changbin in einem Waisenhaus außerhalb der Stadt unterzubringen. Ihnen blieb immerhin keine Wahl anhand der Tatsache, dass die Familie Seo keine Verwandten besaß, da beide Elternteile keine Geschiwister hatten und auch die Großeltern bereits verstorben waren.

Zudem hielten ihn die Ärzte und Kinderpsychologen für höchst instabil; Schlafstörungen, Neurosen und Wahnvorstellungen waren die natürlichen Reaktionen des kleinen Jungens auf den Schmerz, den er nicht bloß physisch durch die Brandnarben spürte, sondern welcher sich auch in seiner Seele manifestiert hatte. So sollte Changbin am besten nicht weiter in einem Umfeld bleiben, das ihm Tag für Tag den Verlust seiner Eltern vor Augen hielt, weshalb das abgelegene kleine Gebäude vor der Großstadt eine scheinbar aktzeptable Wahl war.

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[November 2011]

"Tun die weh?"

"Nein" - ein Kopfschütteln.

"Nichtmal ein bisschen?"

"Manchmal" - ein leichtes Schulterzucken.

"Du bist ja genauso wie... wie Harry Potter!", Chan entkam ein begeisteter Jubelschrei, seine Augen glänzten während er im Scheidersitz hin und her wippte.

"Harry Potter hat eine Narbe auf der Stirn, du Idiot", erinnerte Jisung mit gerunzelter Stirn und entschlängelte seine Beine.

Changbin wusste nicht was er dazu erwidern sollte. Noch bis vor einigen Minuten hatten sich die drei begeistert über Comichefte und ihre Lieblingsfilme unterhalten - allesamt hatten sie sich auf den Boden ihres gemeinsamen Zimmers gesetzt, einen Kreis gebildet und ihre bunten Heftchen untereinander getauscht. Doch dann driftete das Gespräch plötzlich ab;

The Kids Of Olympus | Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt