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Es war jetzt schon eine Woche her, seit er das letzte Mal mit dem Schwarzhaarigen gesprochen hatte. Nachdem er nach dem Training aus der Halle gestürmt war, hatte der Kleinere ihm nicht mal mehr auf Nachrichten geantwortet. Auch in der Schule, kam Iwaizumi nicht einmal in die Nähe des Setters.

Dem Braunhaarigen bereitete es schon seit Tagen Bauchschmerzen. Sie stritten sich öfter, aber das war etwas Anderes. Nie waren sie sich aus dem Weg gegangen oder hatten sich ignoriert. Er wusste absolut nicht, was mit seinem besten Freund nicht stimmte. Und es brachte ihn fast um nicht zu wissen was los war.

Oikawa ging nicht einmal mehr zum Volleyballtraining. Zum einen fühlte er sich nicht besonders gut. Zum anderen wollte er dem Ass seinen Freiraum lassen, da dieser ihn offensichtlich mied.

Das Team braucht ihn.

„Oikawa!", riss Hanamaki ihn aus seinen Gedanken. Der Braunhaarige sah sich um, aber die Klasse war bereits leer, bis auf seine Freunde. Er hatte scheinbar die gesamte Stunde vor sich hingeträumt und nicht einmal das Klingeln wahrgenommen. „Kommst du endlich?"

„'tschuldige." Wieder zurück im Hier und Jetzt griff er nach seiner Tasche und hievte sie auf seine Schulter. Sie wirkte schwer, schwerer als sonst, und er hatte das Gefühl von ihr erdrückt zu werden. Langsam trottete er hinter seinen Freunden her.

„Du solltest wieder zum Training kommen. Coach Irihata fragt andauernd wo du steckst." Matsukawa sagte es nahezu beiläufig, als wäre es nur eine Kleinigkeit. Aber Oikawa wusste, dass es Probleme geben musste, wenn sogar der sonst so entspannte Trainer nach ihm fragte.

„Nhhh... keine Lust.", grummelte der Setter. Die beiden Freunde tauschten einen vielsagenden Blick aus und sahen dann wieder zu ihrem Captain.

„Iwaizumi kommt heute nicht." Matsukawa versuchte wirklich ihn zum Trainieren zu überreden. Aber der Braunhaarige fühlte sich momentan kaum gut genug, um zur Schule zu kommen, wie sollte er dann Volleyball spielen?

Oikawa lief einfach weiter, als seine Freunde neben der Halle stehen blieben. Sein Bett war gerade der einzige Ort, an dem er sein wollte. Er hörte Hanamaki noch rufen und kurz darauf auch Coach Mizoguchi.

„Verdammt, Oikawa! Beweg endlich deinen Arsch hierher!" Aber der Captain des Seijoh Teams war mit seinen Gedanken längst wieder bei seinem Problem.

Was habe ich falsch gemacht?

Auch wenn er sich Fehler nicht gut eingestehen konnte, war ihm bewusst, dass er irgendwas getan haben musste, um den Schwarzhaarigen zu verärgern. Gedankenversunken lief er um die nächste Straßenecke, als er die Stimme des Asses vernahm. Sein Blick schnellte nach oben.

Was zur Hölle...?

Der Kleinere lief auf der anderen Straßenseite Richtung Innenstadt. Er blickte nicht zu Oikawa herüber, was ja seit letzter Woche nichts Neues mehr war. Neben ihm lief ein Mädchen, dass knapp einen Kopf kleiner war als er. Ihre dunkelbraunen Locken waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das helle Lachen war vermutlich noch drei Straßen weiter zu hören. Iwaizumi hatte sie Hand mit ihrer verschränkt und lächelte dabei unbeschwert.

Dieser Anblick versetzte dem Braunhaarigen einen Stich ins Herz. Es tat weh, dass sein bester Freund nicht mehr mit ihm sprach. Dass er nicht mal darüber Bescheid wusste, führte ihm vor Augen, wie weit sich der Kleinere schon von ihm distanziert hatte.

...sie ist hübsch

...ich freue mich für ihn

...er scheint wirklich glücklich zu sein

...seit wann sind sie wohl schon zusammen?

Dem Setter schossen eine Millionen Gedanken durch den Kopf, aber mit jeder Sekunde wurde der Schmerz in seiner Brust größer und seine Gedanken schweiften immer mehr ab. Es war als würden sie die Überhand gewinnen und ihn auf eine Klippe zusteuern lassen.

...warum hat er mir nichts davon erzählt?

...geht er mir deshalb aus dem Weg?

Ihm war schon vorher dieser eine Gedanke gekommen, aber nie mit dieser Intensität. Vermutlich, weil er sich die ganze Zeit eingeredet hatte, dass es nicht wahr sein konnte. Seit er denken konnte, hatte er Angst vor dem Tag, an dem es wahr werden würde. Dem Größeren war irgendwie immer bewusst gewesen, dass es nicht für immer so bleiben würde. Spätestens, wenn sie zur Uni gehen würden, hätten sich ihre Wege sowieso getrennt und er konnte sich nicht vorstellen, dass der Schwarzhaarige es dann noch freiwillig länger mit ihm ausgehalten hätte.

Er spürte wie die Tränen in ihm hochstiegen. Der Schmerz in seiner Brust wurde beinahe unerträglich. Seine Beine begangen zu zittern und er fühlte sich, als ob ihm die Kraft aus dem Körper gezogen wurde, je näher ihn seine Gedanken zu dieser einen Frage, dieser Klippe, brachten. Seine Beine gaben nach und auch seine Tränen konnte er nicht länger zurückhalten, als er leise das aussprach, was seit Tagen in seinem Kopf herumschwirrte. Der Gedanke, vor dem er sich am meisten fürchtete.

„Hab ich dich verloren?"

Teasing is a Sign of Affection [IwaOi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt