Hogwarts Vorgeschichte

4. Slughorns Party

To know that one has a secret is to know half the secret itself.
Am Dienstag stand Kathy früher als die anderen Mädchen auf. Sie hatte verwirrende Träume gehabt und der Vollmond hatte die ganze Nacht sehr hell durchs Fenster geschienen. Sie setzte sich auf die Fensterbank, schenkte sich ein glas Wasser aus einem Krug ein und versuchte sich an ihren Traum zu erinnern.
Draußen auf den Schlossgründen war es fast noch dunkel. Ein majestätischer Hirsch galoppierte am Waldrand entlang. Kathy hatte selten Hirsche oder Rehe im Wald gesehen. Allerdings war sie auch nur zweimal dort gewesen und das waren zweimal zu viel...
Der Hirsch verwand aus ihrem Blickfeld und sie dachte an ihren Traum.
Sie hatte geträumt, dass Lily James auf dem Astronomieturm einen Heiratsantrag gemacht hatte...und Sirius mit einem Besen vorbei gekommen war um sie zu beglückwünschen. Er zog Kathy an sich und legte seine Hand auf ihre Taille, und sah sie aus seinen bernsteinfarbenen Augen lange und intensiv an, sodass ihr Magen ziemlich flau wurde, doch dann kam Evangeline, die plötzlich hinter Sirius auf dem Besen saß und zerrte ihn von Kathy fort...
Kathy schüttelte den Kopf. Was für ein Unsinn. Evangeline hatte es außerdem wirklich nicht verdient in ihren träumen aufzutauchen... dann doch lieber der Riesenkrake aus dem See! Sie ging in den Gemeinschaftsraum und hängte einen Zettel für das Hüterauswahlspiel am Samstag um zehn Uhr ans schwarze Brett. Hinter ihr klappte das Portraitloch und James trat ein. Sein Haar war heftig verstrubbelt und ein Zweig hing an seinem Pullover.Kathy musterte ihn interessiert, während er damit beschäftig war ein leeres Stück Pergament mehrmals zu falten und in seine Tasche zu stopfen versuchte. Er sah so aus als hätte er höchst persönlich im Wald gezeltet und dann einer Horde Trolle Quidditsch spielen beigebracht. Im Schlamm und ohne Besen. Oder so etwas in der Art.
Er bemerkte sie erst als er das Pergament verstaut hatte und machte einen großen Satz rückwärts. "Verdammt Kath! was machst du denn hier?"
Kathy runzelte die Stirn.
"Naja. Ich wohn hier sozusagen. Genauso wie du - gleiches recht für alle auf den Gemeinschaftsraum. oder ? Gegenfrage - was machst DU hier? ich schätz mal nichts legales ?"
James hatte dunkle Ringe unter den hübschen Haselnuss braunen Augen und wirkte unglaublich erschöpft. Er brachte ein schiefes Grinsen zustande.
"Ja. Ich mein nein! Natürlich nicht, also ich war... war in der Eulerei! Brief verschicken!", Sagte er lahm.
Er machte eine Handbewegung, ungefähr in die entgegen gesetzte Richtung der Eulerei. Eher Richtung Quidditschfeld.
"Klar. Verstehe", nickte sie und deutete auf seine Schulter ," da hängt übrigens ein Zweig"
"Oh ja " ertappt zupfte er den Pullover sauber.
Mit Eulenkot war er seltsamerweise nirgends bekleckert.
Dann fiel ihm etwas ein. "Ich hab noch was für dich!" er hastete die Treppe zum Schlafsal der Jungen hinauf und kam mit einem Stapel Büchern wieder hinunter. Kathys Bücher.
"Die hattest du irgendwo vergessen, gestern Abend, meinte Sirius. Wo genau, wollte er nicht erklären."
Kathy nahm die Bücher und merkte dass James sie von der Seite musterte.
"Danke", murmelte sie und wich seinem prüfenden Blick aus. Ihre Wangen färbten sich allmählich rosa.
"Ich bring die kurz rauf und komm dann mit in die große Halle", nuschelte sie und stapfte die Treppe zum Mädchenschlafsal hinauf. Die anderen schliefen immer noch!
Mit stillem gegenseitigem Einverständnis ging Kathy mit James zum Frühstück. Er konnte seinen geheimen Campingausflug im verbotenen Wald für sich behalten (oder was auch immer er getrieben hatte) und Kathy ihr Gefühlschaos.
Es saßen lediglich Professor Dumbledore und Professor McGonnagal am Lehrertisch und aßen Rührei. Dumbledore trug einen auffälligen weinroten Hut. Am Rawenclawtisch saß Fabian Prewett und winkte ihnen kurz, als sie hereinkamen. Sonst war es leer. Die magische Decke strahlte mittlerweile mäßig bewölkt und der Vollmond war immer noch zu sehen. James starrte kurz böse nach oben und goss sich einen Kaffee.
"Ja, eine Schande heute kein Quidditsch zu trainieren, da geb ich dir recht. Aber ohne vollständige Mannschaft, macht es einfach keinen Sinn.", Gähnte Kathy als sie seinen Blick bemerkte. James schaute kurz verwirrt, dann nickte er und begann zu essen. Er musste wirklich sehr müde sein, überlegte Kathy. Was hatte er nur getrieben? Die vier Rumtreiber hatten wirklich daran gearbeitet, weniger streiche zu spielen seit letztem Jahr, doch irgendetwas an James Miene ließ sie ihn verdächtigen, dass er wieder etwas ausheckte. Und wenn er es tat, steckten Sirius und Peter mit Sicherheit auch mit drin. Bei Remus war sie sich oft nicht sicher, er wusste immer von den Plänen seiner Freunde, war aber seit er Vertrauensschüler war, weniger aktiv involviert. Aber er konnte James und Sirius nie von ihren Vorhaben abbringen... Sirius. Ihr Magen zog sich zusammen. Sirius und seine Hand auf ihrer Taille letzte Nacht im Traum...ein Kribbeln durchfuhr sie. Er hatte tatsächlich keine Strafarbeit bekommen in der Nacht als er zum Astronomieturm geschlichen war. Wie hatte er das angestellt? Woher hatte er gewusst dass sie dort waren? War ihm bewusst dass sein kleiner Bruder bald Mitglied einer Zwielichtigen Bande sein würde, die sich auf schwarze Magie konzentrierten - oder es schon war?
Kathy wollte es James Grade fragen, da mampfte er mit vollem Mund:" Hascht' denn schon jemanden in Auschicht? Der gut ischt?"
Halb verwirrt, halb angewidert vom Anblick seines zerkauten Haferbreis starrte sie ihn an. Belustigt grinste er und prustete dabei ein "Samschtagischtauschwahlschpieloderwasch?!" hervor. Bei jeder Silbe spitzten kleine zerkaute Haferflocken aus seinem Mund. Gut Frage. Immerhin war sie nun von dem Gedanken Sirius abgelenkt. Sie zuckte die Schultern und dachte nach, wer in Frage kam... James hatte inzwischen einen die vielen Schnätze, die er je gefangen hatte, hervorgeholt und spielte damit.
Zwanzig Minuten später als Lily in die große Halle kam, saßen Kathy und James immer noch relativ allein und schweigsam nebeneinander über ihrem Haferbrei. Der Tagesprophet lag aufgeklappt zwischen ihnen. Lily setzte sich mit hochrotem Kopf ihnen gegenüber. Kathy wusste sofort warum. Sie warf ihr einen warnenden Blick zu, um sie vor einem ungerechtfertigten und möglicherweise peinlichen Eifersuchts-Wutanfall zu bewahren. Reiß dich verdammt noch mal zusammen Lily wir sind nur zusammen zum Frühstück gegangen- sagte er.
Neben ihr setzte sich Merlene. Sie musterte Kathy und James und warf dann Lily einen vielsagenden Blick zu.
Kathy mochte Marlene, doch in diesem Moment hätte sie ihr gern einen Löffel Haferbrei ins Gesicht geklatscht. "Morgen", murmelte James.
"Morgen James" antworte Lily glockenhell. Er sah auf und hatte sich dabei halb an seinem Kaffee verschluckt. Sie lächelte ihn offen an und bestätigte damit, dass er sich nicht verhört hatte. Ihr rotes Haar fiel ihr heute glatt über die Schultern und sie war nun tiefrot angelaufen. Das war zu viel für James. Und auch für Kathy. Sie drehte sich weg damit niemand sah dass sie sich ein Lachen verkniff. Nach einem heftigen Hustenanfall von James war er ebenfalls hochrot, strahlte Lily jedoch an, als hätte sie ihm Grade wirklich einen Heiratsantrag gemacht. Wie auf dem Astronomieturm heute nacht...
Kathy stand auf und machte sie auf den weg zu alte Runen. "Bis später "
"Bis später" antworteten die beiden liebeskranken und Kathy schüttelte lächelnd den Kopf.
Sirius und Peter waren immer noch nicht aufgetaucht. Gut für mich und meinen Magen, dachte Kathy düster...
Heute Abend fand ihr erstes nachsitzen statt. In der Eingangshalle stieß sie fast mit Regulus zusammen, der sie mit Walden McMaire im Schlepptau strahlend begrüßte.
Er sah so jung aus. So naiv und unschuldig. Seine Gesichtszüge waren lange nicht so markant und gleichmäßig wie die von Sirius, sondern noch rundlich und kindlich. Nur die hellen bernsteinfarbenen Augen und die dunkelbraunen Haare hatten sie gemeinsam. Wieder und wieder gingen ihr Zissys Worte durch den Kopf. Todesser. Schwarzmagische Magie ausweiten. Bestrafungen. Sie erinnerte sich an die Spannung zwischen ihr und Rodolphus im grünlichen Zwielicht im Gemeinschaftsraum der Slytherins. Ihn konnte sie sicher nicht abhalten, von dem was er vorhatte. Er könnte zu ihren Eltern oder Großeltern gehen und Kathy würde endgültig von den Lestranges verstoßen werden. Egal wie sie über den Blutstatus von Zauberern dachten, sie brauchte ihre Familie. Ihre Eltern, ihre Brüder und Rose. Seit dem Festessen hatte sie Rose noch nicht wieder gesehen.
Abwesend ging sie an ein einem kleinen rothaarigen Mädchen vorbei, das versuchte ein Portrait zu überreden ihr den weg zum Verwandlungszimmer zu erklären.
Kathy blieb stehen. "Du bist doch Molly, Fabians Schwester oder?"
Sie nickte erschrocken mit großen aufgerissenen Augen.
"Zum Verwandlungszimmer musst du die Treppe runter in den dritten Stock und dann rechts den ersten Korridor. Pass auf die Trickstufen auf!"
Die kleine Molly lächelte dankbar, piepste ein "danke" und lief hüpfend wie ein flummi los .Kathy fiel wieder ihr unglaublich flammend rotes Haar auf.
"Und beeil dich, McGonnagal vergiebt gern nachsitzen" rief sie ihr hinter her und lachte leise. Sie konnte sich noch genau an ihre eigenen ersten zwei Wochen erinnern in Hogwarts. Das Schloß kam ihr vor wie ein Labyrinth aus Korridoren, Treppen, Klassenzimmern und unglaublich vielen Stockwerken und Türmen.
Dann wanderten ihre Gedanken zurück zu ihren Brüdern. Rabastan konnte sie noch überreden. Und Regulus... vielleicht. Sie musste es zumindest versuchen. Wann? Bei Slughorns party! Und wenn sie Sirius zur Hilfe holen musste! Sie waren immerhin Brüder!
Der Mittwoch verlief halbwegs glatt, ohne dass Kathy sich weitere Nachsitzen einhandelte.
Am Donnerstag hasteten sie nach Pflege Magischer Geschöpfe bei Professor Kesselbrand in die große Halle um ein wenig Bratkartoffeln hinunter zu würgen und pünktlich um fünf vor sechs den Gryffindorturm zu verlassen, um zum nachsitzen Nummer drei bei McGonnagal erscheinen.
Ihr Umhang war voller Schlamm und Drachenmist, da die Feuersalamander grad nachwuchs bekommen hatten, und sie musste riechen wie ein Troll...
Doch das hielt Ludo Bagman sie nicht davon ab, sie in jeder Pause aufzusuchen und nerven, ob sie mit ihm zu Slughorns Party gehen würde.
Irgendwann fehlten ihr die Nerven, ihn weiter zu ignorieren sagte :"Liebend gern Ludo, nur leider leider leider habe ich vorher nachsitzen und komme ohnehin erst später! Aber du hast doch die freie Auswahl bei deinem Quidditschtalent!", sie zwinkerte in sein verblüfftes Gesicht und sein mühevoll verstrubbeltes Haar schien in sich zusammenzufallen als er ihr enttäuscht hinterherrief "Ich warte dann dort auf dich!" der Abend konnte nur Klasse werden. Immerhin war sie Sirius und Evangeline heute erfolgreich aus dem weg gegangen und hatte Lily in jeden Geheimgang vorgeschickt, um zu prüfen ob die Luft rein war.
Der Donnerstagabend kam schneller, als ihr lieb war. Es hatten schon einige ihre Namen auf der List für die Hüter-Auswahl eingetragen und sie hing schon mit den Hausaufgaben hinter her. Pünktlich um achtzehn Uhr stand sie mit Lily wieder vor der Tür von MacGonnagals Büro. Sie klopften und traten ein. Die Lehrerin saß in einem schottengemusterten Umhang an ihrem Schreibtisch und korrigierte Aufsätze. Eine große schottengemusterte keksdose stand auf dem Schreibtisch und sie nickte ihnen kurz zu, bevor sie sich wieder in ihre Arbeit vertiefte. Sie setzten sich und machten sich daran ihre Aufsätze über die Gesetze zur allgemeinen Verwandlung des Ministeriums fortzuführen. Lily lächelte. Sie hatte dauernd diesen leicht abwesenden Ausdruck, seit Dienstag, im Gesicht. Sehr untypisch für sie.
Um zehn Uhr durften sie endlich gehen. Sie rannten fast in den Gemeinschaftsraum, um sich in Rekordzeit umzuziehen, schminken und die Haare zu machen. Aber mit ein paar kleine Zaubertricks, waren sie innerhalb von Minuten feiertauglich gekleidet und machten sich auf den weg zu Slughorns Büro. Lily trug ein enges dunkelgrünes Kleid mit einem sehr tiefen Ausschnitt genau im Farbton ihrer Augen, das ihr ausgezeichnet stand. Dazu passende Stilettos, kurz: Gewagt, sexy und eigentlich viel zu aufreizend für Lily Evans Geschmack, doch sie hatte Kathy nicht widersprechen können. Kathy trug ein schwarzes, hochgeschlossnes, dafür enorm kurzes Kleid. Ihr blondgoldenes Haar floss ihr glatt den Rücken hinab und auch mit dem passenden make-up hatten beide nicht gespart. Ludo Bagman fiel fast sein butterbier aus der Hand als er die Tür aufriss, dann lächelte er süffisant. "Genau so hab ich mir das vorgestellt, Lestrange! achja Evans, Potter ist übrigens dahinten und wartet schon sehnsüchtig!", er legte Kathy einen Arm um die Schulter und führte sie zum Buffet. Sie warf Lily noch einen hilflosen Blick zu, die sich kaum das Lachen verkneifen konnte.
Zum Glück hatte Kathy nicht gesehen, das Evangeline und Sirius genau hinter ihr heftig herum knutschten. Und auch den beobachtenden Blick von ihrem ältesten Bruder Rodolphus hatte sie nicht bemerkt. Der Abend sollte noch lang und ereignisreich werden.