KAPITEL 2: IM KUCKUCKSNEST

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„Hallo Schönheit. Wieder aufgewacht?"

Meine Augen ließen sich nur schwer öffnen. Das zuvor sehr unklare Bild wurde langsam scharf. Ich sah Jerome, wie er vor mir in der Hocke saß. Ich war auf einem Stuhl, einem Metallstuhl, gefesselt. Meine Beine jeweils mit schweren Metallringen, wie auch meine Arme und mein Oberkörper. Mein Kopf war an eine Art Metallstange, die aus der Rückenlehne des Stuhls herausragte, befestigt mit einer Art „Stirngurt" - einem Gurt, der um meinen Kopf ging. Mein Mund wurde durch zwei Klammern offen gehalten. Ich fühlte mich wie in einem Teil Jigsaw. Vielleicht hatte Jerome seine Inspirationen ja daher. Ich versuchte zu strampeln, die Fesseln loszuwerden - vergeblich. Mein Kopf tat weh. Nicht von den Gurten, nein, es war eher eine Art Migräne. Es kam mir so vor, als ob ich mein Blut durch meine Adern fließen hören könnte. An meinem linken Handgelenk war eine Art Kabel befestigt, das aus dem Metallring kam. Leider war es nur schwer erkennbar wohin es führte. Ich atmete schwer.

„Nun zur Show!" rief Jerome.

„Zwar sind nicht viele Zuschauer hier...", er deutete mit seiner Hand auf den leeren Saal.

„Aber ich will dich schreien hören. Nur für mich."

Es war dunkel und die einzige Lampe in dem Raum deckte gerade die Fläche um Jerome und mich ein. Mein Herz fing an zu pochen und trotzdem empfand ich kein Angstgefühl. Ich verspürte nichts, nicht ein bisschen Furcht gegenüber Jerome, obwohl meine Physis es andeutete. Die Hitze in mir stieg immer mehr an und ich fühlte wie sich meine Atmung beschleunigte. Ich pochte regelrecht auf dem Stuhl und kniff die Augen zusammen.

„Ich werde dir jetzt weh tun, Süße. Ich hoffe du bist mir nicht böse. So bin ich nunmal."

Er lief hinter mich. Ich konnte ihn nun nicht mehr erkennen. Das Metall an meinem Körper war eiskalt, ich selber glühte. Ich hörte, wie Jerome einen Hebel umlegte.

Schlagartig zogen sich meine Muskeln zusammen und mein Körper vibrierte. Alles drehte sich in meinem Kopf. Ich sah den Raum jetzt sehr unklar und verschwommen.

Jerome sprang vor mich.

„Tat das weh?"

Er lächelte und fuchtelte mit seinen Händen neben seinem Oberkörper herum. Ich sah ihn sehr verschwommen.

„Nicht einschlafen.", er schnipste mir gegen die Stirn, „das Beste kommt erst noch!"

Meine Augen fielen zu.

„Ein paar Volt zu viel können mir so den Spaß verderben, Jessica.", hörte ich sehr leise.

Es war Jerome.

Ich war nicht mehr auf dem Stuhl sondern in einem anderen Raum. Einem helleren, wieder ohne Fenster, nur künstlich belichtet. Meine Arme waren an die Enden eines Bettes gefesselt, ich konnte meinen Körper jedoch ausreichend bewegen wenn ich wollte.

„Jerome wo sind wir jetzt gelandet? In einem Teil von Fifty Shades of Grey?"

Fragte ich mühevoll. Meine Stimme zitterte und war sehr rau. Das lag wahrscheinlich an der Migräne, die ich durch die Elektroschocks noch viel intensiver verspüren konnte.

„Sehr lustig, dollface.", sagte er ironisch.

Jerome saß neben mir und sah mich an.

„Du verschwendest deine Schönheit, Jessica. Du verschwendest sie. Du bist zu so viel mehr fähig, weißt du das."

Er strich mir durch die Haare.

Es berührte mich, wie er es so sagte. Noch nie hatte jemand mir so ein Kompliment gemacht - vor allem kein Typ. Ich war, meiner Meinung nach ein Ebenbild des Durchschnitts: Blond, eher klein, braune Augen. Hatte das heutzutage nicht jeder. Außerdem war mein Kleidungsstil eher ... gewöhnungsbedürftig. Ich zog nun schon seit drei Jahren die selben schwarzen Sneaker an mit dem selben hellen Top und derselben dunklen Jeans. Wirklich nichts außerordentliches. Natürlich hatte ich mehrere Tops und Jeans, nur nichts sonderlich Kreatives.

THE MOMENT I MET JEROME VALESKAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt