18. Türchen

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*Remus Lupin x Nymphadora Tonks*

"Komm schon.", murmelte ich und kniff angestrengt meine Augen zusammen. Ich wartete kurz, dann ötffnete ich vorsichtig ein Auge und spähte in den Spiegel vor mir.
"Verdammte Scheiße!", fluchte ich und öffnete beide Augen, als ich mich unverändert im Spiegel sah.
Meine Haare waren kurz und mausgrau, also ziemlich hässlich. Sie lagen platt und deprimiert auf meinem Kopf. So, wie ich mich fühlte.
"Warum klappt das denn nicht?" Genervt fuhr ich mir durch die Haare. Plötzlich klingelte es. Oh nein. Ganz und gar nicht gut. Trotz meines miesen Gefühls im Bauch, setzte ich mein Lächeln auf und öffnete die Haustür. Und da stand er. Der Grund, weshalb ich (wohl bemerkt ein ausgewachsener Metamorphagus) mein Aussehen nicht mehr nach Belieben ändern konnte.
Remus Lupin.
Sein leicht ergrautes Haar war vom Wind zerwuschelt und sein Gesicht war blass, wodurch seine Narben sich erkennbar machten.
"Guten Abend.", sagte er ruhig.
"Hi.", sagte ich atemlos. Reiß dich verdammt nochmal zusammen! Du solltest ihn hassen! Konnte ich aber nicht. "Ähm, willst du reinkommen?" Remus lächelte und nickte kurz.
Ich ließ ihn herein und führte ihn ins Wohnzimmer. "Ich hole uns was zu trinken.", sagte ich. "Ist Tee in Ordnung?"
"Ja, vollkommen.", sagte Remus und ließ sich in einen Sessel sinken.
In der Küche angekommen, atmete ich erstmal durch. Ich musste erstmal runterkommen. Dann brachte ich das Wasser in der Kanne mit meinem Zauberstab zum kochen.
Was tat er nur hier?
Als der Tee fertig gezogen war, ließ ich die beiden Tassen vor mit schweben und dirigierte sie ins Wohnzimmer.
"Dankeschön.", sagte Remus leise und nahm seine Tasse entgegen.
Schweigend setzte ich mich in einen Sessel und sah ihn erwartungsvoll an. Er merkte wohl, dass er anfangen sollte, zu sprechen, weshalb er sich räusperte. "Wie...äh...wie geht es dir?"
Fassungslos sah ich ihn an. War das sein verdammter Ernst? Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Er wollte sicher nur netten Smalltalk betreiben. "Ganz gut, schätze ich.", log ich. "Und dir?"
"Gut." Auch er log, das sah ich ihm an. Stille breitete sich aus.
Ich schürfte an meiner Tasse. Was erwartete er sich von diesem Besuch? Hatte er nicht schon genug Schmerz angerichtet?
"Es...", er räusperte sich. "Es tut mir leid, Dora." Dora. Er brauchte nur meinen Namen auszusprechen und ich bekam weiche Knie.
Mein Hals wurde trocken. "Warum?"
Remus fuhr sich müde übers Gesicht. "Ich wollte dir nicht weh tun."
Ich atmete laut aus und verkniff mir eine blöde Bemerkung.
"Ach ja?", knurrte ich schon fast, als ich versuchte, ruhig zu reden.
"Ja." Remus seufzte. "Es war blöd von mir, zu denken, es würde dir weniger weh tun, ohne mich zu leben."
"Verdammt blöd.", bestätigte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Du wolltst nie verstehen, dass du mir weder zu alt, zu gefährlich oder zu arm bist."
Remus ließ seinen Kopf hängen.
"Du wolltest nie verstehen, dass du es warst, in den ich mich verliebt habe, der mein Herz gestohlen hat.", fuhr ich fort. Remus starrte deprimiert auf seine Tasse.
"Weißt du, Remus, du musst mal an dich und deine Träume und Wünsche glauben und an die, die du liebst. Ich weiß, dass ich immer nur die kleine Cousine von Sirius für dich war, aber für mich bist du so viel mehr als Sirius' Freund. Und ich hätte mir wirklich ein uns vorstellen können. Eine Zukunft mit dir." Ich hatte mich in Rage geredet und merkte erst jetzt, was ich alles preisgab.
Ich räusperte mich, als ich sah, dass Remus immer noch die Tasse in seinen Händen anstarrte.
"Kannst du mir vielleicht auch mal ins Gesicht sehen, wenn ich mit dir rede?", sagte ich angepisst, dass er mich nichtmal anschauen konnte.
Langsam hob er seinen Kopf und sah mich aus traurigen Augen an. Verfluchter Hundeblick.
"Es tut mir so leid.", nuschelte er. "Ich wusste nicht, dass ich damit...dass ich.."
"Dass du mein Herz brichst? Tja, jetzt weißt du es ja.", fauchte ich. Mir reichte es. Warum kam er auch her, entschuldigte sich bei mir und sah dabei noch so verboten süß aus?

"Hör zu, Dora.", meinte er und seine Augen schrien gerade zu nach Verzeihung. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich das je wieder gut machen kann, aber lass es mich bitte versuchen."
Ich zog eine Augenbraue hoch und klopfte mir innerlich selbst auf die Schulter, weil ich es schaffte, so distanziert zu bleiben.
"Und wie willst du das anstellen?"
Remus seufzte. "Vielleicht sollte ich damit anfangen, dass ich dich berichtige, wie meine Sicht auf dich ist. Du bist für mich nämlich nicht nur Sirius' Cousine, sondern eine starke, hübsche, junge Frau. Und ich weiß, dass dich unser Altersunterschied noch nie gekümmert hat und du bist in dieser Hinsicht wirklich reifer als ich, denn du hast es mich gelehrt, dass solche Kleinigkeiten in der Liebe unbedeutend sind. Und ich konnte mir endlich selbst eingestehen, dass ich über beide Ohren in dich verliebt bin, Nymphadora. Und ich hoffe, du verzeist mir und macht mir nicht so viele Vorwürfe, wie ich selbst mir." Mein Mund stand offen. Was sagte er da? Er war in mich verliebt?
"Wie...was...", stotterte ich, unfähig, irgendwas zu begreifen.
"Du...du...bist...?"
"Ich bin in dich verliebt, Dora.", meinte er lächelnd. "Eine der wenigen Sachen in meinem Leben, die ich richtig gemacht habe."
Mir entkam ein Laut, der eine Mischung aus Lachen und Luft ausstoßen war. Mein Kopf war wie ausgeschaltet, als ich aufsprang und Remus es mir gleichtat.
Die Umarmung, die folgte, war warm und beruhigend und ich fühlte mich das erste Mal seit langer Zeit glücklich.
"Oh, Remus.", murmelte ich in seine Brust.
"Danke, Dora."
Ich sah ihn fragend an, doch anstatt mir zu antworten, legte er seine unglaublich weichen Lippen auf meine.
Auf mein Gesicht zauberte sich ein strahlendes Lächeln und Remus erging es nicht anders.
Meine Hand legte ich an seine stoppelige Wange und streichelte sie sanft. Keiner von uns sagte ein Wort, da wir uns auch ohne Worte verstanden. All die verborgenen Gefühle kamen nun an die Oberfläche und ich konnte praktisch fühlen, wie sich meine Haare wieder fröhlich pink färbten.

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