5. Türchen

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*Blaise Zabini x Ginny Weasley*


Ihr glänzendes kupferfarbenes Haar reichte ihr beinahe bis zu den Hüften. Als sie sich vorbeugte, um konzentriert auf ein Blatt Pergament zu schreiben, fiel es ihr über die Schulter und verdenkte ihr Gesicht wie ein Vorhang.
Sie hatte die Angewohnheit, auf ihrer Lippe zu kauen, wenn sie nachdachte oder etwas in einem Buch nachschlug.
Sie trug ihre Schuluniform, Rock und Hemd mit einer rot-goldenen Krawatte, die jedoch gelockert um ihren Hals hing. Die Beine hatte sie übereinander geschlagen.

Plötzlich stand sie auf, zwei Bücher im Arm, um sie in die Regale zurückzustellen. Blaise wandte hastig seinen Blick von ihr und verschwand wieder hinter seinem Buch. Eigentlich war Blaise Zabini nicht oft in der Bibliothek anzutreffen. Nein, eigentlich mied er sie sogar. Lieber verbrachte er seine Freizeit mit seinen Freunden oder er war in Gesellschaft eines Mädchens, die er für eine Nacht umgarnte.
Doch seit kurzem hatte sich etwas in ihm verändert. Blaise hatte sich oft dabei erwischt, wie er gedankenverloren Ginny Weasley anstarrte und hatte sich anfangs immer eingeredet, dass es aus Zufall passiert sei. Doch der kleine Rotschopf fiel ihm immer mehr auf. Besonders jetzt nach dem Krieg, wo die Kleine nicht mehr mit Potter zusammen war. Blaise musste zugeben, dass sie wirklich attraktiv war und genau sein Typ.
Sie war wirklich beliebt, vor allem bei den Jungs.
Blaise wusste selbst nicht so genau, warum er ausgerechnet wegen ihr freiwillig in die Bibliothek ging. Die Tatsache, dass er wegen einem Mädchen seine Freizeit opferte, machte das Ganze nur noch verwirrender.
Vorsichtig beobachtete er die Rothaarige, wie sie wieder zu ihrem Platz an einem der großen Tische ging und ihr Zeug zusammen packte. Blaise war schockiert über sich selbst. Seit wann saß er denn versteckt hinter einem Buch und beobachtete Mädchen? Ging er normalerweise nicht direkt auf sie zu?
Wie von selbst erhoben sich seine Beine und er legte das Buch zur Seite. Zeit, dass sich etwas an seiner Einstellung gegenüber diesem Mädchen änderte.
Er ließ seine Hände in seine Hosentaschen gleiten und schlenderte lässig auf Ginny zu.

Blaise lehnte sich gegen den Tisch, sodass er Ginny ins Gesicht blicken konnte. Diese sah ihn überrascht an.
"Zabini? Was willst du?"
Er ließ sein verwegenes Grinsen erscheinen. "Nichts. Ich genieße die Aussicht." Blaise ließ extra langsam seinen Blick über ihren Körper schweifen.
"Hätte mich auch gewundert, wenn du in die Bibliothek gehen würdest, um tatsächlich etwas zu lesen." Sie griff nach ihrer Tasche und hängte sie sich um eine Schulter.
"Du willst doch nicht jetzt schon gehen." Blaise zog einen Schmollmund.
Ginny verdrehte die Augen. "Doch will ich. Spanner jemand anderem hinterher."
Damit stürmte sie aus der Bibliothek.
"Sie ist ein wirkliches Biest." Blaise' bester Freund Draco Malfoy erschien hinter einem Regal und lachte. "Du wirst dir an ihr die Zähne ausbeißen."
Blaise grinste. "Du wirst sehen. Ich bekomm sie schon noch rum."

*

"Und schon wieder begegnen wir uns, Weasley."
Ginny verdrehte die Augen. "Also langsam glaube ich echt, du verfolgst mich."
Blaise winkte lachend ab. "Ach was, sowas würde ich niemals tun."
"Ich muss jetzt zu Astronomie, wenn du mich entschuldigen würdest.", wollte Ginny ihn abwimmeln. Blaise grinste. "Was für ein Zufall! Ich hab jetzt auch Astronomie. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir das zusammen haben." Es war ihm durchaus aufgefallen, weswegen er Ginny auch gerade jetzt auf dem Flur abgepasst hatte.
Sie erwiderte nichts, sondern setzte stur ihren Weg fort.
"Weißt du, ich finde, wir könnten Frieden schließen. Ich weiß, du bist eine stolze Gryffindor, aber ich bin mir sicher, du willst doch auch, dass Hogwarts sich wieder untereinander vereint."
Ginny blieb abrupt stehen. "Auf was läuft das eigentlich hinaus? Was willst du, Zabini? Immerhin bist du ja auch ein stolzer Slytherin. Warum willst du plötzlich mit mir befreundet sein?"
Blaise sah sie unschuldig an. "Ich finde dich nett."
Ginny gab ein sarkastisches Lachen von sich. "Wer's glaubt."
Er hob die Hände. "Was? Ich finde dich wirklich nett."
Die Rothaarige schüttelte ungläubig den Kopf und setzte ihren Weg fort.
"Also?"
"Also was?", fragte Ginny. Blaise seufzte gespielt. "Du hast mir noch keine Antwort gegeben, Redhead. Soll ich dir einen Zettel mit Ja, Nein, Vielleicht schreiben?"
Ginny runzelte die Stirn. "Ist das nicht bei Liebesbriefen so? In Freundschaften glaube ich eher nicht."
Blaise grinste. "Ich kann dir natürlich auch einen Liebesbrief schreiben, wenn du es schon so thematisiert."
"Jetzt weiß ich wieder, warum ich nicht mit dir befreundet sein wollte.", Ginny stöhnte genervt auf.
"Um nochmal zu dieser Häuser-Sache zurückzukommen. Ich denke, es würde ein klares Statement setzten, wenn wir zusammen zum diesjährigen Weihnachtsball gehen würden.", sprach Blaise schließlich seinen wahren Grund aus.
Ginny musste grinsen. "Jetzt kommen wir der Sache schon näher." Sie blieb wieder stehen und verschränkte die Arme. "Doch nichts mehr mit Freundschaft, oder was?" Sie ob schon fast belustigt eine Augenbraue.
"Najaa...wir könnten auch als Freunde auf den Ball gehen?" Es war eher eine Frage, als eine Feststellung.
"Wohl kaum.", erwiderte Ginny. "Ich weiß, dass du mich wie jedes andere Mädchen auch nach dem Ball wieder abservieren würdest. Also hier hast du meine Antwort auf deine Frage zum Ball und zu deiner Freundschaftsmasche, auf die ich nicht reinfallen werde: NEIN! Kapiert?"
Doch so leicht wollte Blaise nicht aufgeben, also legte er alle Karten auf den Tisch.
"Ich weiß auch nicht, was los mit mir ist, aber seit geraumer Zeit muss ich immerzu an dich denken, Ginny Weasley. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Das ist das erste Mal, dass ich dort was für ein Mädchen fühle, was auch immer es ist, aber es fühlt sich gut an. Deshalb frage ich dich nochmal ganz ernst: Willst du mit mir auf den Weihnachtsball gehen?"
Ginny sah ihn lange an. Dann ging sie vorsichtig einen Schritt auf ihn zu. Sie lehnte sich vor und flüsterte in sein Ohr, sodass er eine feine Gänsehaut bekam: "Beweise es."

*

"Ich kann echt nicht glauben, dass ich gerade mit dir tanze.", lachte Ginny und sah glücklich Blaise an, der sie durch den Raum führte.
"Ich kann eben sehr gut Menschen überzeugen." Er zwinkerte und drehte sie einmal im Kreis. "Ich verstehe immernoch nicht, wie du das in so kurzer Zeit schaffen konntest." Ginny legte eine weitere elegante Drehung hin, dann war das Lied vorbei.
Sie machte einen Knicks und er verbeugte sich. "Danke für den Tanz."
"Lass uns etwas trinken gehen!", rief Ginny und zog ihn hinter sich her zum Buffet.
Der Abend war wunderschön, es wurde gefeiert, gesungen und gelacht. Und Blaise Zabini fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben wunschlos glücklich.

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