23. Türchen

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*Sirius Black x Remus Lupin*


Der Himmel war von grauen Wolken behangen, passend zu der Stimmung des jungen Mannes, der versteckt zwischen Büschen am Ufer des schwarzen Sees lag. Nachdenklich starrte er in das trübe Grau. Seine Narben schmerzen noch ein wenig, trotzdem war es nichts im Vergleich von vor zwei Tagen, am Vollmond. Er war gerade aus dem Krankenflügel entlassen worden und hatte nun eine Freistunde, die er trotz der kalten Temperaturen draußen am See verbrachte. Er musste nachdenken, über seine Zukunft. Dies war sein letztes Jahr in Hogwarts und wie all die anderen Siebtklässler fragte sich auch Remus (so hieß der junge Mann), wie es danach weiter gehen würde. Im Unterschied zu all den anderen musste er sich auch noch um sein kleines peltziges Problem sorgen, wie James, ein sehr guter Freund von ihm, es immer gerne nannte.
Was dieser damit meinte, war Lykanthropie - die Werwolf-Krankheit.
Niemand außer seinen drei engsten Freunden und Dumbledore wusste in Hogwarts davon. Und natürlich war Madam Pomfrey eingeweiht, die Krankenschwester, die sich monatlich um ihn kümmerte.
Remus hatte Angst vor der Zukunft außerhalb von Hogwarts. Hier hatte er seine Freunde, die ihm in jeder Vollmondnacht zur Seite standen und sich in Animagi verwandelten, doch da draußen war er allein.
Er hatte Angst, dass die Vollmonde wieder schlimmer werden würden, wenn seine Freunde nicht dabei waren. Denn bevor diese es geschafft hatten, sich in Animagi zu verwandeln, musste er auch alleine diese grausamen Nächte durchstehen, die viel schmerzvoller gewesen waren als mit seinen Freunden.

"Ach, hier bist du!", wurde Remus von einer altbekannten Stimme aus seinen Gedanken gerissen. "Ich hab dich überall gesucht!"
Sirius Black ließ sich neben ihn fallen. "Was machst du hier so ganz alleine?"
"Nachdenken.", meinte Remus. "Solltest du auch mal probieren."
Sirius grinste. "Geht's dir besser?"
Remus zuckte mit den Schultern. "Jaa, geht so."
Der Schwarzhaarige zog ein kleines Päckchen aus der Tasche. "Ich habe etwas, das dich aufmuntern wird, Moony."
"Ach ja?"
Triumphierend hielt Sirius das Päckchen in die Höhe. "Schokolade!"
Remus Augen wurden groß. "Ja, das muntert mich wirklich auf, Tatze.", schmunzelte er und stibitzte sich ein Stückchen. Genüsslich schob er es sich in den Mund. "Hmmm."
Sirius grinste ihn breit an. "Wusste ich es doch."
Sie ließen sich schweigend die Schokolade schmecken. 
"Über was musstest du nachdenken, Moony?", brach Sirius schließlich die Stille.
"Die Zukunft.", meinte Remus knapp. Sirius fuhr sich durch sein schönes langes Haar, das er außnahmsweise nicht in einem Dutt trug. "Mich stresst das. Alle denken nur noch über die Zukunft nach und überlegen sich Szenarien, was passieren könnte, machen sich Sorgen um einen Job oder was weiß ich. Ich finde, wir sollten im Hier und Jetzt leben und die Zukunft auf uns zukommen lassen. Das ist doch viel aufregender. Außerdem, wenn man die ganze Zeit nur über die Zukunft nachdenkt, erlebt man doch gar nicht, was gerade jetzt passiert."
"Du sagst das so leicht, Sirius.", murmelte Remus.
"Was ist denn daran nicht leicht?" entgegnete Tatze. "Mach dir einfach nicht zu viele Sorgen, sondern lass alles auf dich zukommen, so wie ich das tue."
"Aber selbst du hast doch Pläne und Träume, wie deine Zukunft aussehen soll, oder nicht?", meinte Remus.
"Ach Moony. Mein einziger Plan für die Zukunft war, von meinen Eltern abzuhauen. Das habe ich letzten Sommer getan und ich fühle mich so frei und gut wie noch nie. Und mein einziger Traum für die Zukunft ist ein Motorrad."
"Wie siehts mit der Liebe aus?"
Sirius stockte. "Wie meinst du das?"
"Naja...willst du nicht auch irgendwann eine Familie?", fragte Remus vorsichtig.
"Ich weiß nicht...du etwa?", meinte Sirius.
"Wer will bitte einen Mann, der einmal im Monat zum Monster wird?", entgegnete Remus trocken. Sirius seufzte und streichelte seinen Arm. "Du bist kein Monster, Remus.", sagte er ungewöhnlich sanft. "Du bist eben...besonders."
Remus' Herz begann wie wild zu klopfen. Solche liebevollen Worte von Sirius war er nicht gewohnt, obwohl er sich so danach sehnte.
Sein Mund war wie ausgetrocknet. "B-besonders?", krächtzte Remus. Sirius lächelte. "Du bist der besonderste Mensch, den ich kenne, Remus."
Remus war sprachlos und konnte nur sein Gegenüber anstarren.
"Das wollte ich dir schon so lange einmal sagen, doch es gab nie den passenden Augenblick.", erklärte Sirius und sah Remus tief in die Augen. "Du bist etwas besonderes, also mach dich nicht selbst klein."
Eine Weile starrten sie sich nur gegenseitig in die Augen. "Du hast wunderschöne bernsteinfarbene Augen, Moony, auch so eine Sache, die ich dir längst sagen wollte."
Remus blieb die Spucke weg. Was passierte hier?  Warum machte ihm  Sirius die ganze Zeit Komplimente? Träumte er? Wenn ja, dann war das der beste Traum, den Remus je in seinem Leben gehabt hatte.
"Sirius.", sagte er leise. "Ich liebe deine Haare.", kam es aus ihm heraus, ehe er darüber nachgedacht hatte. Sirius schmunzelte. "Danke, ich finde die auch ganz toll."
Auch Remus musste lachen. Er wusste selbst nicht, woher er den Mut nahm, aber er beugte sich vor und griff in Sirius Haar und ließ seine Finger durch das seidige Schwarz hindurch gleiten.
Sirius schien die Berührungen zu genießen. Sie waren sich näher gekommen. Nur eine Handbreit Abstand war zwischen ihren Gesichtern. Sirius' Augen funkelten. "Was machst du nur mit mir, Moony?"
Remus verunsicherten die Worte ein wenig, doch Sirius' Gesichtsausdruck zur Folge, waren sie im positiven Sinne gemeint.
"Was mache ich denn?", murmelte er. "Tu nicht so unschuldig. Du weißt ganz genau, wie verrückt ich nach dir bin.", knurrte Sirius schon fast.
Wieder stockte Remus der Atem. "Das wusste ich wirklich nicht, Tatze.", sagte er leise. "Aber weißt du was?"
"Hmm?"
"Ich bin auch verrückt nach dir."
Der Blickkontakt zwischen den beiden wurde intensiver. Remus verlor sich in den fast schwarzen Augen von Sirius, dessen Blick immer wieder auf Remus' Lippen fiel. Vorsichtig lehnte sich der Werwolf vor und küsste den Schwarzhaarigen. Ein Feuerwerk explodierte in Remus und seinem Gegenüber erging es nicht anders.
Atemlos lösten sich die beiden wieder. "Wow.", keuchte Sirius. "Warum haben wir das nicht früher gemacht?"
Remus grinste und rollte mit den Augen. "Woher soll ich denn wissen, dass du auf mich stehst?"
"Punkt für dich, Werwolf."

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